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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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warf sechs oder sieben der beobachtenden Gestalten um und schlitterte die Böschung des Hügels hinab, auf dem sie standen. Nach einem Moment entsetzter Starre hasteten die Geschöpfe wie rasend hinter dem Papier her. Sie verschwanden in dem Nebel und den unsichtbaren Weiten ihrer Welt, und Ellis kam steif wieder auf die Beine.
    „Nun“, brummte er, „das war’s.“
    Aber er irrte sich. Am nächsten Morgen erwartete ihn eine neue Gruppe – mit einer neuen Liste Fragen. Die winzigen Geschöpfe schoben ihr mikroskopisch kleines Papierstück durch die kleine Öffnung in der Tunnelwand und standen wartend und zitternd da, als Ellis sich bückte und danach tastete.
    Schließlich fand er es. Er legte es in seine Brieftasche und setzte seinen Weg fort, betrat stirnrunzelnd New York. Es wurde allmählich ernst. Würde das zu seinem Hauptberuf werden?
    Doch dann lächelte er. Es war das verdammt absurdeste Erlebnis, das er jemals gehabt hatte. Diese winzigen Burschen waren auf ihre Art entzückend. Kleine, ausdrucksstarke Gesichter, auf denen sich ernsthafte Besorgnis abzeichnete. Und Entsetzen. Sie fürchteten sich vor ihm. Und warum auch nicht? Im Vergleich zu ihnen war er ein Riese.
    Er dachte über ihre Welt nach. Was war das für ein Planet? Seltsam, daß sie so klein waren. Aber Größe war lediglich eine Frage der Relation. Dennoch, im Vergleich zu ihm waren sie winzig. Winzig und voller Ehrfurcht. Er hatte Furcht und Sehnsucht, quälende Hoffnung in ihnen gesehen, als sie ihm ihre Briefe hinaufgeschoben hatten. Sie waren von ihm abhängig. Beteten, daß er ihre Fragen beantworten würde.
    Ellis grinste. „Verdammt merkwürdiger Job“, sagte er zu sich selbst.
    „Um was geht’s?“ fragte Peterson, als er gegen Mittag im Linguistischen Labor auftauchte.
    „Nun, wissen Sie, ich habe einen weiteren Brief von meinem Freund auf Centauri VI bekommen.“
    „So?“ Mißtrauen zeigte sich auf Petersons Gesicht. „Sie machen sich doch nicht über mich lustig, oder, Henry? Der Computer hat einen Haufen Arbeit, das wissen Sie. Ständig kommt Material herein. Wir können es uns nicht erlauben, Zeit mit Dingen zu verwenden, die …“
    „Es handelt sich wirklich um eine wichtige Angelegenheit, Earl.“ Ellis griff nach seiner Brieftasche. „Eine sehr wichtige Angelegenheit. Nicht um irgendeinen Scherz.“
    „Okay. Wenn Sie’s sagen.“ Peterson nickte den Leuten zu, die den Computer bedienten. „Lassen Sie diesen Burschen den Übersetzer benutzen, Tommie.“
    „Danke“, murmelte Ellis.
    Fast schon routinemäßig speicherte er die Fragen ein, bekam die Übersetzung ausgeworfen, kehrte an sein Videofon zurück und gab sie weiter an den wissenschaftlichen Stab der Datenbank. Am Abend hatte er die Antworten, verfaßt in der fremden Schrift, verließ er mit dem Zettel in seiner Brieftasche das Terran Development-Gebäude und betrat den Soforttransporter.
    Wie gewöhnlich erwartete ihn eine neue Gruppe.
    „Hier habt ihr’s, Jungs“, dröhnte Ellis und schnippte das Papier durch die durchlässige Stelle in dem Nebel. Das Papier flatterte über die mikroskopische Landschaft, tanzte von Hügel zu Hügel, und auf ihre vergnüglich steifbeinige Art stolperten die kleinen Leute hinterher. Ellis sah ihnen nach, wie sie verschwanden, und er lächelte vor Anteilnahme – und vor Stolz.
    Sie beeilten sich tatsächlich; daran bestand kein Zweifel. Jetzt waren sie nur noch undeutlich zu erkennen. Wild waren sie losgestürmt, fort von dem Nebel. Offensichtlich war nur ein kleiner Teil ihrer Welt von dem Soforttransporter aus wahrzunehmen. Nur jene Stelle, wo sich der Nebel lichtete. Gebannt äugte er hindurch.
    Sie falteten das Papier nun auseinander. Drei oder vier von ihnen krochen über das Blatt und studierten die Antworten.
    Ellis barst fast vor Stolz, während er durch den Tunnel schritt und seinen Hinterhof erreichte. Er konnte ihre Fragen nicht lesen – und wenn sie übersetzt waren, konnte er sie nicht beantworten. Die erste Aufgabe übernahm die Linguistische Abteilung, der Rest fiel dem Stab der Datenbank zu. Dennoch empfand Ellis Stolz. Eine glühende Wärme tief in seinem Innern. Der Ausdruck ihrer Gesichter. Die Blicke, die sie ihm zuwarfen, wenn sie das Papier mit den Antworten in seiner Hand entdeckten. Wenn sie begriffen, daß er ihre Fragen beantwortet hatte. Und die Art, wie sie hinterherhasteten. Es war – befriedigend. Es ließ ihn sich verdammt gut fühlen.
    „Nicht schlecht“, brummte er, öffnete die

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