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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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den Tunnel, sprang hinaus auf das lichtüberflutete New Yorker Straßenpflaster.
    Er kam zu spät. So schnell er konnte, rannte er die Treppen des Terran Development-Gebäudes hinauf und durch den langen Korridor, der zu seinem Büro führte.
    Gegen Mittag begab er sich in die Forschungslaboratorien. „Hallo“, rief er, als Jim Andrews an ihm vorbeihastete, bepackt mit Berichten und Meßgeräten. „Haben Sie einen Moment Zeit?“
    „Um was geht’s, Henry?“
    „Ich möchte mir etwas ausleihen. Ein Vergrößerungsglas.“ Er überlegte. „Vielleicht wäre ein kleines Photonenmikroskop besser. Mit ein- oder zweihundertfacher Vergrößerung.“
    „Kinderkram.“ Jim holte ihm ein Mikroskop. „Objektträger?“
    „Ja, zwei Stück.“
    Er nahm das Mikroskop mit in sein Büro, schob die Papiere auf dem Schreibtisch zur Seite und stellte es ab. Vorsichtshalber schickte er Miß Nelson, seine Sekretärin, zum Mittagessen. Dann, bedächtig, sorgfältig, holte er den winzigen Fetzen aus seiner Brieftasche und legte ihn zwischen die beiden Objektträger.
    Er war tatsächlich beschrieben. Aber es war keine Schrift, die er lesen konnte. Sie war vollkommen fremdartig. Komplexe, miteinander verflochtene Zeichen.
    Eine Weile saß er nachdenklich da. Dann griff er nach seinem Videofon. „Geben Sie mir die Linguistische Abteilung.“
    Nach einem Moment erschien Earl Petersons gutmütiges Gesicht. „Hallo, Ellis. Was kann ich für Sie tun?“
    Ellis zögerte. Er mußte es richtig anstellen. „Hören Sie, Earl, alter Freund, ich muß Sie um einen Gefallen bitten.“
    „Um welchen? Sie wissen doch, einem alten Freund kann ich nichts abschlagen.“
    „Sie, hm … Sie haben doch da unten diese Maschine, nicht wahr? Diesen Übersetzungscomputer, den Sie zur Analyse von Dokumenten nichtirdischer Kulturen verwenden?“
    „Gewiß. Und?“
    „Glauben Sie, daß ich mit ihm umgehen kann?“ Er sprach schnell. „Es handelt sich um eine verrückte Sache. Ich habe da einen Bekannten auf … hm … Centauri VI, und er schreibt mir in … hm … Sie wissen schon, er benutzt das semantische System der eingeborenen Centaurier, und ich …“
    „Sie brauchen den Computer, um einen Brief zu übersetzen? Sicher, ich glaube schon, daß sich das einrichten läßt. Zumindest dieses eine Mal. Kommen Sie doch herunter.“
    Er kam herunter. Er brachte Earl dazu, ihm zu zeigen, wie er den Text eingeben konnte, und sobald Earl ihm den Rücken zugedreht hatte, fütterte er die Maschine mit dem winzigen, viereckigen Fetzen. Der Linguistik-Computer klickte und summte. Lautlos betete Ellis, daß das Papier nicht zu klein war. Daß es nicht in dem Relaissystem der Maschine verschwand.
    Aber nach einigen Sekunden schob sich ein Streifen aus dem Ausgabeschlitz. Der Streifen wurde automatisch abgeschnitten und fiel in den Korb … Der Linguistik-Computer nahm dann sofort die Arbeit an anderem Material auf, Material, das für die verschiedenen Exportunternehmen von TD weit wichtiger war.
    Mit zitternden Fingern rollte Ellis den Streifen auseinander. Die Worte tanzten vor seinen Augen.
    Fragen. Sie hatten ihm Fragen gestellt. Gott, es wurde allmählich kompliziert. Konzentriert studierte er mit zitternden Lippen die Fragen. Worauf ließ er sich da nur ein? Sie erwarteten Antworten von ihm. Er hatte ihren Brief an sich genommen und war damit fortgegangen. Wahrscheinlich würden sie ihn auf dem Heimweg erwarten.
    Er kehrte in sein Büro zurück und setzte sich an das Videofon. „Eine Verbindung nach draußen“, befahl er.
    „Ja, Sir?“
    „Ich möchte mit der Bundesdatenbank sprechen“, erklärte Ellis. „Abteilung für Kulturelle Forschungen.“
    An diesem Abend erwarteten sie ihn tatsächlich. Aber es waren nicht dieselben. Merkwürdig – jedesmal tauchte eine andere Gruppe auf. Auch ihre Kleidung hatte sich verändert. Eine neue Farbe. Und auch die Landschaft unterschied sich ein wenig von dem alten Bild. Die Bäume, die er gesehen hatte, waren verschwunden. Noch immer erhoben sich die Hügel, doch sie besaßen eine andere Form. Und sie waren von einem blassen Grauweiß. Schnee?
    Er kauerte nieder. Er hatte alles sorgfältig ausgearbeitet. Die Antworten der Bundesdatenbank waren von dem Lunguistik-Computer übersetzt worden, und sie waren nun in der Schrift gehalten, in der man ihm die Fragen gestellt hatte – doch sie standen auf einem etwas größeren Stück Papier.
    Ellis schnippte den Papierfetzen wie eine Murmel durch den grauen Nebel. Er

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