Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
geöffnet. Zwölf Soldaten, alle wieder intakt, strömten heraus. Der Zyklus war beendet; der Angriff konnte wieder beginnen.
    Plötzlich erklärte Wiseman: „Ich werde das nicht freigeben.“
    „Wie?“ fragte Pinario. „Warum nicht?“
    „Ich traue dem Spiel nicht“, gab Wiseman zu. „Für seinen Zweck ist es viel zu kompliziert.“
    „Erklären Sie“, verlangte Fowler.
    „Da gibt es nichts zu erklären“, erwiderte Wiseman. „Hier haben wir ein hochkompliziertes Gerät, und alles, was es tut, ist, sich auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. Da muß noch mehr dahinterstecken, selbst wenn wir nicht …“
    „Es ist ein therapeutisches Spielzeug“, erinnerte Pinario.
    „Ich überlasse die Entscheidung Ihnen, Leon“, versprach Fowler. „Wenn Sie noch Zweifel haben, geben Sie es nicht frei. Wir können gar nicht vorsichtig genug sein.“
    „Vielleicht irre ich mich“, murmelte Wiseman, „aber ich frage mich noch immer: Welchem Zweck dient es wirklich? Ich habe das Gefühl, als ob wir das immer noch nicht wissen.“
    „Und der amerikanische Cowboy-Anzug“, fügte Pinario hinzu. „Auch den wollen Sie nicht freigeben.“
    „Nur das Spiel“, nickte Wiseman. „Das Konzern-Spiel oder wie immer es auch heißen mag.“ Er bückte sich und betrachtete die Soldaten, wie sie auf die Zitadelle zustürmten. Wieder Rauchwolken … Aktivität, Scheinangriffe, vorsichtige Absetzbewegungen …
    „Woran denken Sie?“ fragte Pinario und blickte ihn forschend an.
    „Vielleicht dient es nur als Ablenkungsmanöver“, vermutete Wiseman. „Um uns zu täuschen. Damit wir etwas anderes nicht bemerken.“ Seine Intuition sagte ihm, daß er recht hatte, aber er fand keinen Ansatzpunkt. „Eine Finte“, bekräftigte er. „Und inzwischen wird etwas anderes eingeschleust. Darum ist es auch so kompliziert. Man wollte, daß wir mißtrauisch werden. Deshalb haben sie die Zitadelle konstruiert.“
    Verwirrt versperrte er einem der Soldaten mit dem Fuß den Weg. Der Soldat suchte hinter seinem Schuh Schutz und verbarg sich dort vor den Kameras der Zitadelle.
    „Wir sehen es nicht, aber es muß sich direkt vor unserer Nase befinden“, erklärte Fowler.
    „Ja.“ Wiseman fragte sich, ob sie es jemals herausfinden würden. „Wie dem auch sei“, seufzte er, „die Zitadelle bleibt hier, damit wir sie weiter beobachten können.“
    Er setzte sich und beobachtete die Soldaten.
     
    Um sechs Uhr abends parkte Joe Hauck, der Verkaufsmanager vom Appeley’s Children’s Store, sein Auto vor seinem Haus und stieg die Treppe hinauf.
    Unter den Arm geklemmt trug er einen großen, flachen Karton, ein ‚Muster’, das er sich angeeignet hatte.
    „Hallo!“ quiekten Bobby und Lora, seine beiden Kinder, als er das Haus betrat. „Hast du uns etwas mitgebracht, Vati?“ Sie umringten ihn und verstellten ihm den Weg. In der Küche sah seine Frau vom Tisch auf und legte ihre Zeitschrift zur Seite.
    „Ein neues Spiel“, erklärte Hauck. Er entfernte die Verpackung mit einem heiteren Lächeln. Es gab keinen Grund, warum er sich nicht eines von den neuen Spielen beschaffen sollte; er hatte sich seit Wochen bemüht, das Zeug durch die Kontrollen der Import Standards zu bekommen – und jetzt, da die Untersuchung abgeschlossen war, hatte man nur einen von den drei Artikeln freigegeben.
    Als die Kinder mit dem Spiel davoneilten, sagte seine Frau mit leiser Stimme: „Die Korruption ist in den höheren Schichten am größten.“ Sie hatte es noch nie gern gesehen, daß er Artikel aus dem Lager des Geschäftes mit nach Hause brachte.
    „Wir haben Tausende davon bestellt“, rechtfertigte sich Hauck. „Ein ganzes Warenhaus voll. Niemand wird bemerken, daß eines fehlt.“
    Am Abendtisch, während des Essens, lasen die Kinder gewissenhaft jedes Wort der Spielregeln durch.
    „Beim Essen wird nicht gelesen“, wies Mrs. Hauck sie zurecht.
    Joe Hauck lehnte sich in seinem Stuhl zurück und berichtete weiter von seinen Erlebnissen im Lauf des Tages. „Und was haben sie nach der ganzen Zeit freigegeben? Einen lausigen Artikel. Wir können froh sein, wenn es uns gelingt, Gewinn damit zu machen. Dieses Schocktruppen-Spiel hätte sich bestimmt ausgezeichnet verkauft. Und das ist bis auf weiteres gesperrt.“
    Er setzte eine Zigarette in Brand und entspannte sich, genoß die friedliche Atmosphäre in seinem Haus, die Gegenwart seiner Frau und seiner Kinder.
    „Vati“, fragte seine Tochter, „spielst du mit uns? Hier steht, daß es um

Weitere Kostenlose Bücher