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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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schließlich. „Ich muß selbstverständlich Rücksprache halten. Wir sind bereits mit weiteren Untersuchungen dieser Insel beschäftigt. Aber ich akzeptiere Ihren Vorschlag.“
    „Schön“, nickte Gretry. „Es ist ein schmutziges Geschäft. Wir dürfen diese Dinge nicht zulassen. Die Menschen können mit etwas Derartigem nicht leben. Sie sollten herkommen und sich umschauen. Es ist wirklich bemerkenswert.“
    „Ich … werde sehen, was ich tun kann. Ich werde mit Gordon sprechen. Rufen Sie mich morgen wieder an.“
    Gretry legte auf und schritt durch die schäbige, schmutzige Halle hinaus auf den lichtüberfluteten Bürgersteig. Unansehnliche Geschäfte und parkende Autos. Ein paar alte Männer saßen auf den Treppenstufen oder Rohrstühlen. Er entzündete eine Zigarette und warf einen Blick auf seine Uhr. Es war fast drei. Langsam näherte er sich dem Taxistand.
    Die Stadt war wie tot. Nichts rührte sich. Nur die reglosen alten Männer auf ihren Stühlen und die auswärtigen Fahrzeuge, die über die Schnellstraße huschten. Staub und Stille lag über allem. Wie ein graues Spinnennetz hatte sich das Alter über die Häuser und Läden gelegt. Kein Gelächter. Keine Laute.
    Keine spielenden Kinder.
    Ein schmutzigblaues Taxi schloß lautlos zu ihm auf. „Okay, Mister“, sagte der Fahrer, ein rotgesichtiger Mann Mitte dreißig, der auf einem Zahnstocher kaute. Er öffnete die Wagentür. „Steigen Sie ein.“
    „Ist es weit?“ fragte Gretry, als er der Aufforderung nachkam.
    „Es liegt draußen vor der Stadt.“ Das Taxi gewann an Geschwindigkeit und schoß lärmend und hüpfend und bockend über die Straße. „Sie sind vom FBI?“
    „Nein.“
    „Ich dachte wegen Ihrem Anzug und Ihrem Hut, daß Sie vom FBI wären.“ Der Fahrer musterte ihn neugierig. „Wodurch haben Sie von den Kriechern erfahren?“
    „Durch das Strahlenlabor.“
    „Ja, es liegt an dem radioaktiven Zeug, das dort gelagert wird.“ Der Fahrer steuerte von der Schnellstraße und bog in einen holprigen Seitenweg ein. „Sie sind dort drüben auf der Higgins-Farm. Die verrückten Mistviecher haben sich den Grund und Boden der alten Higgins ausgewählt, um ihre Häuser zu errichten.“
    „Häuser?“
    „Sie haben eine Art Stadt unter der Erde gebaut. Sie werden es gleich selber sehen – zumindest die Eingänge. Sie arbeiten zusammen, bauen und wimmeln geschäftig herum.“ Er lenkte das Taxi von dem holprigen Seitenweg, steuerte zwischen zwei gewaltigen Zedern hindurch, über ein schlaglochreiches Feld und hielt schließlich am Rande einer Felsenschlucht an. „Hier ist es.“
    Zum erstenmal erblickte Gretry einen von ihnen lebend.
    Schwerfällig, mit bleiernen, unsicheren Beinen verließ er das Taxi. Die Geschöpfe bewegten sich langsam zwischen den Bäumen und dem Eingangstunnel im Zentrum der Lichtung hin und her. Sie schafften Baumaterial, Lehm und Unkraut, heran. Tränkten es mit ihren Ausscheidungen und transportierten es unter die Erde. Die Kriecher waren zwischen siebzig und hundert Zentimeter lang; einige waren älter, dunkler und schwerer als die anderen. Alle bewegten sich mit quälender Langsamkeit, krochen still und geschmeidig über den heißen Boden. Sie waren weich und ungepanzert und wirkten harmlos.
    Erneut war er von ihren Gesichtern fasziniert und gebannt. Von jener unheimlichen Parodie menschlicher Gesichter. Verhutzelte, kleine Babygesichter mit winzigen Knopfaugen, einem schlitzartigen Mund, abstehenden Ohren und einigen fettigen Haarsträhnen. Statt Armen besaßen sie lange Pseudopodien, die sich wie weicher Teig ausdehnten und verkürzten. Die Kriecher wirkten unbeschreiblich flexibel; sie wurden größer und bogen ihre Körper zurück, wenn ihre Fühler auf ein Hindernis stießen. Sie gönnten den beiden Männern nicht die geringste Aufmerksamkeit; fast schien es, als würden sie sie nicht einmal bemerken.
    „Sind sie gefährlich?“ fragte Gretry schließlich.
    „Nun, sie besitzen eine Art Stachel. Ich weiß von einem Hund, den sie gestochen haben. Und zwar verdammt kräftig. Er schwoll an, und seine Zunge wurde schwarz. Er bekam heftige Krämpfe. Dann starb er.“ Halb entschuldigend fügte der Fahrer hinzu: „Er hat gewildert. Ihre Baue zerstört. Sie arbeiten die ganze Zeit. Sind immer beschäftigt.“
    „Sind das hier alle?“
    „Ich glaube schon. Sie versammeln sich hier. Ich habe gesehen, wie sie hierhergekrochen sind.“ Der Taxifahrer gestikulierte. „Sehen Sie, sie sind an verschiedenen Orten

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