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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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der drei Soldaten bis zur Zitadellenbasis, löste seinen Kopf, den Arm und die Beine, nahm seinen Körper auseinander und verschwand stückweise in der Öffnung, die sich vor ihm auf getan hatte.
    „Jetzt sind es nur noch zwei“, stellte Fowler fest.
    Zehn Minuten später folgte einer der beiden verbliebenen Soldaten seinem Vorgänger.
    Die vier Männer sahen einander an. „Gleich ist es soweit“, krächzte Pinario.
    Der letzte Soldat näherte sich schleichend der Zitadelle. Von der Zitadelle schlug ihm Gewehrfeuer entgegen, aber er ließ sich dadurch nicht aufhalten.
    „Statistisch gesehen“, sagte Wiseman laut, um die Spannung zu lindern, „müßte es jedesmal länger dauern, da immer weniger Soldaten für einen Angriff zur Verfügung stehen. An sich hätte es zu Beginn schnell gehen müssen, um dann immer langsamer zu werden, so daß dieser letzte Soldat hier mindestens einen Monat brauchen müßte, um …“
    „Seien Sie still“, befahl der junge Bombenspezialist mit fester, ruhiger Stimme. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
    Der letzte der zwölf Soldaten erreichte die Basis der Zitadelle. Wie seine Vorgänger begann er damit, sich auseinanderzunehmen.
    „Halten Sie die Zange bereit“, riet Pinario.
    Die Einzelteile des Soldaten verschwanden in der Zitadelle. Die Öffnung begann sich zu schließen. Aus dem Innern drang ein Summen, ein Zeichen zunehmender Aktivität.
    „Jetzt, um Himmels willen!“ rief Fowler.
    Der junge Bombenspezialist senkte die Zange und klemmte die Plusleitung der Batterie ab. Ein Funke blitzte auf, und der junge Bombenspezialist sprang instinktiv zurück; die Zange glitt aus seiner Hand und schlitterte über den Boden. „Jesses!“ stieß er hervor. „Ich muß geerdet gewesen sein.“ Benommen griff er nach der Zange.
    „Sie haben die Wandung dieses Dings berührt“, bemerkte Pinario aufgeregt. Er nahm die Zange selbst in die Hand und kauerte nieder, hantierte an der Leitung. „Vielleicht sollte ich ein Taschentuch herumwickeln“, brummte er, zog die Zange zurück und suchte in seiner Hose nach einem Taschentuch. „Hat irgend jemand etwas zum Umwickeln da? Ich möchte nur ungern einen Schlag bekommen. Niemand weiß, wie hoch …“
    „Geben Sie sie mir“, bat Wiseman und nahm ihm die Zange ab. Er schob Pinario zur Seite und schloß die Zange um die Leitung.
    „Zu spät“, sagte Fowler leise.
     
    Wiseman konnte seinen Vorgesetzten kaum verstehen; er hörte den regelmäßigen Ton in seinem Kopf, und er preßte die Hände auf die Ohren, um sich vor dem Lärm abzuschließen. Nun schien das Geräusch von der Zitadelle direkt in seinen Schädel übertragen zu werden. Wir haben zuviel Zeit vertrödelt, dachte er. Nun hat es uns erwischt. Und die Zitadelle hat es geschafft, weil wir zu viele sind; wir haben einander behindert …
    In seinem Kopf sagte eine Stimme: „Herzlichen Glückwunsch. Durch deine Standhaftigkeit hast du Erfolg gehabt.“
    Ein übermächtiges Gefühl erfüllte ihn, das Gefühl, eine Arbeit vollendet zu haben.
    „Deine Chancen waren furchtbar gering“, fuhr die Stimme in seinem Kopf fort. „Jeder andere hätte versagt.“
    Nun wußte er, daß alles in Ordnung war. Sie hatten sich geirrt.
    „Was du hier geschafft hast“, erklärte die Stimme, „kannst du in deinem Leben immer wiederholen. Du kannst immer über deinen Gegner triumphieren. Durch Geduld und Standhaftigkeit kannst du siegen. Das Universum ist keinesfalls unüberwindbar …“
    Nein, erkannte er voller Ironie, wirklich nicht.
    „Es sind nur normale Menschen“, summte die Stimme. „Und auch wenn du allein bist, ein einzelner Mensch gegen viele andere, hast du nichts zu befürchten. Laß dir Zeit – und mach dir keine Sorgen.“
    „Das werde ich nicht“, sagte er laut.
    Das Summen wurde leiser. Die Stimme verklang.
    Nach einer langen Pause bemerkte Fowler: „Es ist vorbei.“
    „Ich verstehe das nicht“, gestand Pinario.
    „Das ist also der Sinn“, murmelte Wiseman. „Es ist ein therapeutisches Spielzeug. Es verschafft den Kindern Selbstvertrauen. Die Demontage der Soldaten …“ – er lächelte – „… beendet die Trennung zwischen dem Kind und der Welt. Es wird eins mit ihr. Und dadurch erlangt es die Oberhand.“
    „Dann ist es also harmlos“, stellte Fowler fest.
    „Die ganze Arbeit für nichts“, murrte Pinario. Er wandte sich an den Bombenspezialisten. „Es tut mir leid, daß wir Sie umsonst herbemüht haben.“
    Die Zitadelle hatte nun ihre Tore weit

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