Eine Handvoll Dunkelheit
kein Psychologe … möglicherweise hat es etwas mit Louis zu tun. Sie ist auf sonderbare Weise von ihm abhängig, empfindet ihm gegenüber eine Loyalität, die infantil und fanatisch zugleich ist. Ich finde sie bezaubernd.“
Johnny nippte an seinem Whisky. „Das ist ein widerlicher Bourbon.“
„Old Sir Muskrat“, erklärte Garn und schnitt eine Grimasse.
„Sie sollten lieber eine andere Marke zum Trinken anbieten“, sagte Johnny, „oder Sie sind in der Politik bald wirklich unten durch.“
„Deshalb brauche ich Sie“, nickte Gam. „Sie verstehen?“
„Ich verstehe“, versicherte Johnny und trug sein Glas in die Küche, um den Inhalt zurück in die Flasche zu gießen – und um es mit Scotch aufzufüllen.
„Was werden Sie unternehmen, damit ich die Wahl gewinne?“ fragte Alfonse Garn.
„Das beste Mittel“, erwiderte Johnny, „und Ihre einzige Möglichkeit ist es, sich der Trauer zu bedienen, die die Menschen wegen Louis’ Tod empfinden. Ich habe die Schlangen der Trauernden gesehen; es war eindrucksvoll, Alfonse. Jeden Tag waren sie da. Als er noch lebte, fürchteten ihn viele, fürchteten seine Macht. Aber nun können sie freier atmen; er ist fort, und der beängstigende Aspekt …“
Garn unterbrach. „Aber, Johnny, er ist nicht fort; das ist der springende Punkt. Sie wissen doch, daß dieses sabbernde Ding im Telefon und im Fernseher – daß er das ist!“
„Aber sie wissen es nicht“, erinnerte Johnny. „Die Öffentlichkeit ist verwirrt – genau wie der erste Mensch verwirrt war, der die Sendung empfing. Dieser Techniker im Kennedy-Krater.“ Betont schloß er: „Warum sollte man eine elektrische Emanation in einer Lichtwoche Entfernung mit Louis Sarapis in Verbindung bringen?“
Nach einer Weile entgegnete Garn: „Ich glaube, Sie machen einen Fehler, Johnny. Aber Louis hat gesagt, ich soll Sie einstellen, und das werde ich auch tun. Und Sie haben freie Hand; ich werde mich auf Ihre Ratschläge verlassen.“
„Danke“, erklärte Johnny. „Sie können sich auch auf mich verlassen.“ Aber im Innern war er nicht so sicher. Vielleicht ist die Öffentlichkeit schlauer als ich annehme, dachte er. Vielleicht mache ich einen Fehler. Aber welche andere Wahl blieb ihm? Er konnte sich keine andere Möglichkeit vorstellen; entweder sie benutzten Garns Verbindung zu Louis, oder sie hatten absolut nichts, um ihn aufzuwerten.
Eine schmale Basis für die Nominierungskampagne – und das einen Tag vor Beginn des Parteitags. Das gefiel ihm nicht.
Das Telefon in Garns Wohnzimmer klingelte.
„Wahrscheinlich ist er das“, bemerkte Garn. „Möchten Sie mit ihm sprechen? Um ehrlich zu sein, ich habe Angst, den Hörer von der Gabel zu nehmen.“
„Lassen Sie es klingeln“, riet Johnny. Erfühlte ähnlich wie Garn; es war, verdammt noch einmal, einfach zu unangenehm.
„Aber wir können ihn nicht aussperren“, brummte Garn. „Wenn er Kontakt mit uns aufnehmen will, dann steht ihm nicht nur das Telefon, sondern auch die Zeitung zur Verfügung. Und gestern hat er sich meiner elektrischen Schreibmaschine bedient … statt des Briefes, den ich formulieren wollte, erschien nur der vertraute Mischmasch – ich habe einen Brief von ihm bekommen.“
Dennoch machte keiner von ihnen Anstalten, nach dem Telefon zu greifen. Sie ließen es klingeln.
„Brauchen Sie einen Vorschuß?“ fragte Garn. „Etwas Bargeld?“
„Das wäre sehr nett“, nickte Johnny. „Ich habe heute meine Stellung bei der Archimedean gekündigt.“
Garn suchte nach seiner Brieftasche. „Ich werde Ihnen einen Scheck ausstellen.“ Er musterte Johnny. „Sie lieben sie, aber Sie können nicht mit ihr zusammenarbeiten, nicht wahr?“
„So ist es“, bestätigte Johnny. Er sagte weiter nichts dazu, und Garn drängte ihn auch nicht. Gam war, wenn schon nichts anderes, ein feiner Mann. Und Johnny gefiel dies.
Als der Scheck den Besitzer wechselte, verstummte das Klingeln des Telefons.
Bestand eine Verbindung zwischen diesen beiden Dingen, fragte sich Johnny. Oder war es nur Zufall? Er wußte es nicht. Louis schien über alles informiert zu sein … jedenfalls war es das, wonach Louis sich gesehnt hatte; er hatte es ihnen beiden gesagt.
„Ich glaube, wir haben das Richtige getan“, sagte Gam scharf. „Hören Sie, Johnny, ich hoffe, daß Sie wieder ein gutes Verhältnis zu Kathy Egmont Sharp bekommen. Ihretwegen – sie braucht Hilfe. Viel Hilfe.“
Johnny brummte.
„Jetzt, da Sie nicht mehr für sie arbeiten,
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