Eine Handvoll Dunkelheit
Kopf.
„Da laust mich doch der Affe“, entfuhr es ihm.
Ein Frosch hüpfte in den Raum.
Pitner erhob sich. „Professor“, begann er aufgeregt, „das bestätigt eine Theorie, die ich aufgestellt habe. Der Frosch hat sich so sehr verkleinert, daß er durch den Raum …“
„Was?“ sagte Hardy. „Das ist ein anderer Frosch.“
„… durch den Raum zwischen den Molekülen fiel, die den Boden der Froschkammer bilden. Der Frosch ist langsam zu Boden gesunken, da ihn die Schwerkraft nach dem Schwerkraftgesetz proportional weniger beeinflußt. Und sobald er das Kraftfeld verließ, gewann er seine ursprüngliche Größe zurück.“
Pitner betrachtete strahlend den Frosch, als der Frosch gemächlich den Raum zu durchqueren begann.
„Wirklich“, begann Professor Hardy. Benommen nahm er an seinem Pult Platz. In diesem Moment läutete die Glocke, und die Studenten griffen nach ihren Büchern und Heften. Schließlich war Hardy allein und blickte hinunter auf den Frosch. Er schüttelte den Kopf. „Es kann nicht sein“, murmelte er. „Die Welt ist voller Frösche. Es kann nicht derselbe Frosch sein.“
Ein Student trat an das Pult. „Professor Hardy …“
Hardy sah auf.
„Ja? Was ist?“
„Draußen auf dem Korridor steht ein Mann, der Sie gerne sprechen möchte. Er ist aufgeregt. Und in eine Decke gewickelt.“
„In Ordnung“, nickte Hardy. Er seufzte und erhob sich. An der Tür blieb er stehen und holte tief Luft. Dann preßte er die Zähne zusammen und ging hinaus in den Korridor.
Dort stand Grote, eingewickelt in eine rote Wolldecke, und sein Gesicht war vor Erregung gerötet. Hardy sah ihn entschuldigend an.
„Wir wissen es immer noch nicht!“ rief Grote.
„Was?“ murmelte Hardy. „Sagen Sie, äh, Grote …“
„Wir wissen immer noch nicht, ob der Frosch nun das Ende der Röhre erreicht hätte oder nicht. Er fiel genau wie ich zwischen den Molekülen hindurch. Wir müssen eine andere Methode suchen, um das Paradoxon zu lösen. Die Kammer taugt nichts.“
„Ja, das stimmt“, nickte Hardy. „Sagen Sie, Grote …“
„Reden wir später darüber“, unterbrach Grote. „Ich muß in meine Vorlesung. Heute abend komme ich zu Ihnen.“
Eingehüllt in seine Decke eilte er durch den Korridor.
Das kreisende Rad
(THE TURNING WHEEL)
„Kulte“, sagte Barde Chai nachdenklich. Er betrachtete die Bandaufzeichnung, die sich aus dem Rezeptor schob. Der Rezeptor war rostig und schlecht geschmiert; er quietschte durchdringend und gab säuerlich riechende Rauchwolken ab. Chai schaltete ihn ab, als das zerkratzte Gehäuse heiß wurde und einen häßlichen Rotton annahm. Schließlich riß er das Band ab und warf es auf den vor dem Ausgabeschlitz liegenden Abfallhaufen.
„Was für Kulte?“ fragte Barde Sung-wu leise. Keuchend kam er näher und rang seinem feisten, olivgelben Gesicht ein interessiertes Lächeln ab. „Was meinen Sie damit?“
„Jede stabile Gesellschaft wird von Kulten bedroht; unsere Gesellschaft bildet da keine Ausnahme.“ Chai rieb seine dünnen, spitz zulaufenden Finger sinnend aneinander. „Gewisse untere Schichten sind grundsätzlich unzufrieden. In ihrem Herzen brennt Neid auf diejenigen, die von dem Rad erhöht worden sind; insgeheim schließen sie sich zu fanatischen, aufrührerischen Banden zusammen. Sie treffen sich in der Dunkelheit der Nacht; sie trachten im Innern nach der Umkehrung akzeptierter Normen, während sie öffentlich vorgeben, sich nach den grundlegenden Sitten und Gebräuchen zu richten.“
„Tja“, nickte Sung-wu und fügte rasch hinzu: „Ich meine, es ist doch unvorstellbar, daß diese Leute derart fanatische und verwerfliche Riten abhalten können.“ Nervös stand er auf. „Wenn Sie erlauben, dann gehe ich jetzt.“
„Warten Sie“, schnappte Chai. „Sind Sie mit dem Gebiet Detroit vertraut?“
„Ein wenig“, gestand Sung-wu unbehaglich.
Mit der ihm eigenen Vitalität traf Chai seine Entscheidung. „Ich habe einen Auftrag für Sie; schauen Sie sich dort um und schreiben Sie einen Bericht. Wenn diese Gruppe wirklich gefährlich ist, sollte der Heilige Arm darüber informiert werden. Sie besteht aus den schlimmsten Elementen – aus Mitgliedern der Techno-Klasse.“ Er schnitt eine Grimasse. „Weiße, ungefüge, haarige Kerle. Nach Ihrer Rückkehr können Sie sechs Monate in Spanien verbringen und in den Ruinen der verlassenen Städte herumstöbern.“
„Weiße!“ stieß Sung-wu hervor, und sein Gesicht nahm eine grüne
Weitere Kostenlose Bücher