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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Frosch an diesem Ende nicht wieder heraus kann.“
    „Von welcher Größe sind Sie eigentlich bei den Fröschen ausgegangen?“ fragte Pitner. „Da ist ja genug Platz für einen ausgewachsenen Mann.“
    „Schauen Sie zu.“ Hardy drehte an einem Schalter. „Dieses Ende der Röhre wird jetzt erwärmt. Die Hitze treibt den Frosch weiter in die Röhre hinein. Wir können ihn durch das Fenster beobachten.“
    Sie äugten in die Röhre. Der Frosch hockte reglos und zusammengekauert da und starrte traurig vor sich hin.
    „Spring, du blöder Frosch“, rief Hardy. Er erhöhte die Wärmezufuhr.
    „Nicht so stark, Sie Verrückter!“ brüllte Grote. „Wollen Sie ihn braten?“
    „Da!“ schrie Pitner. „Er beginnt zu hüpfen.“
    Der Frosch sprang. „Die Hitze überträgt sich durch den Boden der Röhre“, erklärte Hardy. „Er muß weiterspringen, um ihr zu entgehen. Sehen Sie ihn sich an.“
    Plötzlich stieß Pitner einen erschreckten Laut aus. „Mein Gott, Hardy. Der Frosch ist geschrumpft. Er ist nur noch halb so groß wie vorher.“
    Hardy strahlte. „Das ist ja das Erstaunliche. Sehen Sie, am anderen Ende der Röhre befindet sich ein Kraftfeld. Der Frosch wird durch die Hitze gezwungen, darauf zuzuspringen. Das Feld läßt tierisches Gewebe schrumpfen, sobald es sich ihm nähert. Je weiter der Frosch sich bewegt, desto kleiner wird er.“
    „Warum?“
    „Das ist die einzige Möglichkeit, die Sprungweite des Frosches zu verringern. Während der Frosch hüpft, verliert er an Größe, und deshalb ist auch jeder nachfolgende Sprung proportional kürzer. Wir haben es so eingerichtet, daß die Größenordnung die gleiche ist wie in Zenos Paradoxon.“
    „Aber wo hört das alles auf?“
    „Das“, erklärte Hardy, „ist das Problem, das wir lösen wollen. Am anderen Ende der Röhre ist eine Lichtschranke angebracht, die der Frosch passieren muß, wenn er jemals so weit kommt. Wenn er sie erreicht, schaltet er damit das Feld ab.“
    „Er wird sie erreichen“, murmelte Grote.
    „Nein. Er wird kleiner und kleiner werden und immer kürzere Sprünge machen. Für ihn wird die Röhre immer länger und länger und schließlich endlos werden. Er wird es nie schaffen.“
    Sie blickten einander an. „Seien Sie sich nicht so sicher“, riet Grote.
    Sie äugten durch das Fenster in die Röhre. Der Frosch hatte schon eine beträchtliche Strecke zurückgelegt. Er war jetzt fast unsichtbar, ein winziger Fleck von Fliegengröße, der sich kaum merklich durch die Röhre bewegte. Dann war er nur noch so groß wie eine Nadelspitze. Und er verschwand.
    „Himmel“, entfuhr es Pitner.
    „Pitner, verschwinden Sie“, befahl Hardy. Er rieb sich die Hände. „Grote und ich haben etwas zu besprechen.“
    Sie verschlossen hinter dem Jungen die Tür.
    „In Ordnung“, sagte Grote. „Sie haben die Röhre entwickelt. Was ist aus dem Frosch geworden?“
    „Nun, er hüpft noch immer und befindet sich jetzt in einer subatomaren Welt.“
    „Sie sind ein Lügner. Dem Frosch ist irgendwo in der Röhre etwas zugestoßen.“
    „Tja“, brummte Hardy, „wenn Sie das wirklich glauben, dann sollten Sie vielleicht persönlich die Röhre untersuchen.“
    „Das werde ich auch tun. Vielleicht entdecke ich eine – eine Falltür.“
    „Überzeugen Sie sich selbst“, sagte Hardy und lächelte. Er schaltete die Hitzezufuhr aus und öffnete die breite Metalltür.
    „Geben Sie mir die Taschenlampe“, bat Grote. Hardy reichte ihm die Taschenlampe, und er kroch grunzend in die Röhre. Hohl hallte seine Stimme wider. „Aber jetzt keine Tricks.“
    Hardy sah zu, wie er verschwand. Er bückte sich und schaute in die Röhre. Grote hatte keuchend und unter großen Anstrengungen die Hälfte des Weges zurückgelegt. „Was ist los?“ fragte Hardy.
    „Zu eng …“
    „Oh?“ Hardys Lächeln wurde breiter. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und legte sie auf den Tisch. „Nun, vielleicht können wir dem abhelfen.“
    Er knallte die Metalltür zu. Er eilte zum anderen Ende der Röhre und legte einige Schalter um. Röhren leuchteten auf und Relais klickten.
    Hardy verschränkte die Arme. „Nun spring schön, mein lieber Frosch“, sagte er. „Spring, so gut du kannst.“
    Er trat an den Hitzeregler und stellte ihn höher.
     
    Es war sehr dunkel. Grote lag lange Zeit da, ohne sich zu bewegen. Zahllose Gedanken summten in seinem Kopf. Was war mit Hardy los? Was führte er im Schilde? Schließlich stützte er sich auf die Ellbogen und stieß mit dem

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