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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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hat. Wenn sie Augen im Kopf hätte, würde sie’s wissen. In dieser Welt ist es nur Papier. Aber sie ist in einer engstirnigen, beschränkten Routine gefangen. Geschäft, Profit.“ Er schüttelte den Kopf. „Ein solches Gemüt, ein verschrobener, erbärmlicher Intellekt, der über den einer Küchenschabe nicht hinausragt … und sie hat das einzigartige Talent.“
    „Aber sie kann sehen“, beharrte Pat. „Sie kann die Asche sehen, die Trümmer. Warum begreift sie nicht?“
    Flannery zuckte mit den Achseln. „Sie sieht wahrscheinlich keine Verbindung zu ihrem eigenen Leben. Schließlich wird sie in einigen Jahren tot sein … sie wird den Krieg in ihrer Realzeit nicht miterleben. Sie betrachtet es nur auf diese Weise, als eine Region, die sie besuchen kann. Als eine Art Reiseerlebnis, das in ein exotisches Land führt. Sie kann es betreten und verlassen – wir aber sind gefangen. Es muß einem ein verdammt sicheres Gefühl geben, dazu in der Lage zu sein, von einer Welt zur anderen wechseln zu können. Himmel, was gäbe ich dafür, mit ihr zurückkehren zu können!“
    „Es ist versucht worden“, erinnerte Masterson. „Dieser blöde Tellman hat es versucht. Aber er kam zurück, mit Asche bedeckt. Er sagte, der Wagen habe sich aufgelöst.“
    „Natürlich hat er das“, sagte Flannery schwach. „Sie hat ihn nach Walnut Creek zurückgefahren. Zurück in das Jahr 1965.“
    Das Ausladen war beendet. Die Mitglieder der Kolonie kletterten mühsam den Hang hinauf und schleppten die Kartons zum Kontrollbereich unter dem Schiff. Begleitet von Professor Crowley, schritt Mrs. Berthelson zu Flannery herüber.
    „Hier ist die Bestandsliste“, meinte sie munter. „Einige Posten konnte ich nicht auftreiben. Sie wissen ja, ich führe das nicht alles in meinem Laden. Das meiste mußte ich bestellen.“
    „Wissen wir“, sagte Flannery ein wenig belustigt. Es wäre interessant, einen ländlichen Laden zu sehen, der binokulare Mikroskope, Revolverdrehbänke, eingefrorene Antibiotika, Hochfrequenz-Sendegeräte und moderne Lehrbücher aller Fachgebiete führte.
    „Aus diesem Grund muß ich Ihnen ein wenig höhere Kosten berechnen“, fuhr die alte Frau mit unerschütterlicher Erpressungsroutine fort. „Für die Posten, die ich gebracht habe …“ Sie prüfte die Bestandsliste und reichte die zehnseitige, maschinengeschriebene Aufstellung, die ihr Crowley bei ihrem letzten Besuch gegeben hatte, zurück. „Einige dieser Sachen waren nicht lieferbar. Ich habe sie als Nachbestellungen aufgelistet. Jener Metallhaufen aus diesen Laboratorien drüben im Osten … vielleicht später, meinten sie.“ In ihren alten grauen Augen schimmerte ein listiger Ausdruck. „Und er wird sehr teuer sein.“
    „Spielt keine Rolle“, entgegnete Flannery und gab ihr das Geld. „Sie können alle Nachbestellungen stornieren.“
    Zuerst zeigte ihr Gesicht gar nichts. Nur ein schwaches Unvermögen zu begreifen.
    „Keine weiteren Sendungen“, erklärte Crowley. Eine gewisse Anspannung fiel von ihnen ab. Zum erstenmal fürchteten sie sie nicht mehr. Die alte Beziehung war beendet. Sie waren nicht mehr abhängig von dem rostigen roten Lieferwagen. Sie hatten ihre Ladung und waren zum Aufbruch bereit.
    „Wir starten“, sagte Flannery und grinste steif. „Wir sind soweit.“
    Sie verstand. „Aber ich habe diese Sachen bestellt.“ Ihre Stimme war dünn und kühl. Emotionslos. „Sie werden mir zugeschickt. Ich muß sie bezahlen.“
    „Nun“, sagte Flannery weich, „das ist doch wirklich zu ärgerlich.“
    Crowley warf ihm einen warnenden Blick zu. „Tut mir leid“, sagte er zu der alten Frau. „Wir können nicht hierbleiben – hier wird’s zu heiß. Wir müssen starten.“
    In dem vertrockneten Gesicht verwandelte sich Bestürzung in wachsenden Zorn. „Sie haben diese Sachen bestellt! Sie müssen sie abnehmen!“ Ihre schrille Stimme wurde zu einem wütenden Kreischen. „Was soll ich mit ihnen anfangen?“
    Als Flannery zu einer bitteren Antwort ansetzte, schaltete sich Pat Shelby ein. „Mrs. Berthelson“, sagte sie ruhig, „Sie haben eine Menge für uns getan, auch wenn Sie uns nicht durch die Lücke in Ihre Zeit helfen wollen. Und wir danken Ihnen sehr. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätten wir nicht genügend Ausrüstungsgüter zusammenbringen können. Aber wir müssen wirklich hier weg.“ Sie streckte die Hand aus, um die zerbrechliche Schulter zu berühren, doch die alte Frau rückte aufgebracht zur Seite. „Ich

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