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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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anspruchslosen und unscheinbaren graubraunen Kakteen und Eingeweidewürmer.
    Tatsächlich hatte er verschiedene eingehende Exemplare der Marsfauna mitgebracht. Er hatte sie durch den Zoll geschmuggelt. Schließlich stellten sie keine Gefahr dar; in der dichten irdischen Atmosphäre konnten sie nicht überleben.
    Er griff in seine Jackentasche und tastete nach dem Behälter mit den marsianischen Eingeweidewürmern …
    Und fand statt dessen einen Briefumschlag.
    Er zog ihn hervor und entdeckte zu seiner Verblüffung, daß er fünfhundertsiebzig Poscreds in kleinen Scheinen enthielt.
    Wo habe ich die her? fragte er sich. Habe ich während meiner Reise nicht jeden Poscred ausgegeben?
    Unter dem Geld kam ein Zettel zum Vorschein, auf dem stand: Halbe Gebühr zk. McClane. Und dann das Datum. Das heutige Datum.
    „Recall“, sagte er laut.
    „Recall was, meine Dame oder mein Herr?“ erkundigte sich der Autopilot des Taxis respektvoll.
    „Hast du ein Telefonbuch?“ fragte Quail.
    „Natürlich, meine Dame oder mein Herr.“ Ein Schlitz öffnete sich. Ein Mikrofilm-Telefonbuch von Cook County schob sich daraus hervor.
    „Es wird so komisch geschrieben“, meinte Quail, als er das Branchenverzeichnis durchging. Er hatte plötzlich Angst, beständige Angst. „Hier ist es“, sagte er. „Bring mich dorthin, zur Rekal GmbH. Ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte nicht nach Hause.“
    „Ja, meine Dame oder mein Herr, wie Sie wünschen“, entgegnete der Autopilot. Einen Augenblick später schwirrte das Taxi in der entgegengesetzten Richtung davon.
    „Darf ich das Telefon benutzen?“ fragte er.
    „Aber gern“, sagte der Autopilot. Und präsentierte ein funkelnagelneues 3-D-Farb-Videofon.
    Er wählte seine eigene Nummer. Und nur kurz darauf wurde er auf dem Bildschirm mit einem verkleinerten, aber unangenehm realistischen Abbild von Kirsten konfrontiert. „Ich war auf dem Mars“, informierte er sie.
    „Du bist betrunken.“ Ihre Lippen verzogen sich spöttisch. „Oder Schlimmeres.“
    „Die reine Wahrheit.“
    „Wann?“ fragte sie.
    „Ich weiß nicht.“ Er war verwirrt. „Eine simulierte Reise, glaube ich. Mit Hilfe eines dieser künstlichen oder extra-realen oder wie auch immer gearteten Erinnerungsimplantate. Irgendwas ist schiefgegangen.“
    „Du bist betrunken“, sagte Kirsten zornig. Und unterbrach die Verbindung. Er legte ebenfalls auf und spürte, wie sein Gesicht rot anlief. Immer der gleiche Tonfall, sagte er sich hitzig. Immer der Widerspruch, als wüßte sie alles und ich nichts. Was für eine Ehe! Scheiße, dachte er düster.
    Einen Augenblick später hielt das Taxi am Bordstein vor einem modernen, kleinen, sehr attraktiven und rosafarbenen Gebäude an, an dem auf einer ständig die Farbe wechselnden Neon-Leuchtreklame zu lesen war: REKAL GmbH.
    Die Empfangsdame, von der Taille aufwärts hübsch und nackt, blickte ihn überrascht an, wahrte dann aber meisterhaft die Beherrschung. „Oh, hallo, Mr. Quail“, sagte sie nervös. „W-wie geht’s Ihnen? Haben Sie etwas vergessen?“
    „Den Rest meiner Gebühren“, erwiderte er.
    Gefaßter jetzt fragte die Empfangsdame: „Gebühren? Ich glaube, Sie irren sich, Mr. Quail. Sie waren hier, um die Möglichkeit einer extra-realen Reise für Sie zu besprechen, aber …“ Sie zuckte mit ihren weichen, blassen Schultern. „Soweit ich weiß, ist keine Reise angetreten worden.“
    „Ich erinnere mich an alles, Miß“, sagte Quail. „Mein Schreiben an die Rekal GmbH, mit dem diese ganze Sache begann. Ich erinnere mich an meine Ankunft hier, mein Gespräch mit Mr. McClane. Dann an die beiden Labortechniker, die mich ins Schlepptau nahmen und mir eine Droge verabreichten, um mich zu betäuben.“ Kein Wunder, daß ihm die Firma die Hälfte seiner Gebühren erstattet hatte. Die falsche Erinnerung seiner „Reise zum Mars“ war nicht hängengeblieben – zumindest nicht ganz, nicht so, wie man es ihm versprochen hatte.
    „Mr. Quail“, sagte die junge Frau, „obgleich Sie ein unbedeutender Buchhalter sind, sind Sie doch ein gutaussehender Mann, und Ärger verunziert Ihr Gesicht. Wenn Sie sich dadurch besser fühlen, könnte ich mich dazu entschließen, äh, mich von Ihnen ausführen zu lassen …“
    Er wurde langsam wütend. „Ich erinnere mich an Sie“, sagte er erregt. „Zum Beispiel an die Tatsache, daß Ihre Brüste in Blau geschminkt waren. Daran erinnere ich mich noch ganz genau. Und ich erinnere mich an Mr. McClanes Versprechen, mir

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