Eine Handvoll Dunkelheit
Zedern reckte sich das große Haus in den Himmel. Am Fuß des Hügels glitten ein paar Autos über die Schnellstraße. Sonst war alles still. Vor ihm erhoben sich die flachen Umrisse des Porzellantroges und der Pumpe, mit der sie das Blut aus dem Kühlsystem im Keller nach hier gepumpt hatte. Der Trog war leer und trocken, sah man von einigen Blättern ab, die hineingefallen waren.
Rick sog die dünne Nachtluft tief in die Lunge. Dann richtete er sich steifbeinig auf. Er musterte den Himmel, aber er entdeckte keine Bewegung. Dennoch waren sie dort und beobachteten und warteten – verschwommene Schatten, Echos der dunklen Vergangenheit, eine Anzahl gottgleicher Gestalten.
Er packte die schweren Fässer, schleppte sie zum Trog und goß Blut hinein, das er in einem Schlachthof in New Jersey erworben hatte, preiswertes Ochsenblut, dickflüssig und klebrig. Es spritzte hoch und benetzte seine Kleidung, und nervös wich er zurück. Aber nichts rührte sich in der Luft über ihm. Im Garten war es still, und nächtlicher Nebel und die Finsternis trübten den Blick.
Er stand neben dem Trog, wartete und fragte sich, ob sie kommen würden. Sie waren damals wegen Silvia erschienen, nicht nur wegen des Blutes. Ohne sie konnten sie nur von der Nahrung angezogen werden. Er trug die leeren Metallkanister zu den Büschen und rollte sie den Hang hinunter. Sorgsam durchsuchte er seine Taschen, um sicherzugehen, daß sich kein Metall mehr in ihnen befand.
Im Lauf der Jahre hatte Silvia sie daran gewöhnt hierherzukommen. Nun befand sie sich auf der anderen Seite. Bedeutete dies, daß sie nicht mehr erscheinen würden? Irgendwo im feuchten Unterholz raschelte etwas. Ein Tier oder ein Vogel?
Im Trog glitzerte das Blut, dick und träge, wie altes Blei. Dies war gewöhnlich der Zeitpunkt, zu dem sie erschienen, aber nichts regte sich über den großen Bäumen. Er sah hinüber zu den Beeten mit den schwarzen Rosen, die ihre Köpfe hängen ließen, zu dem Kieselpfad, über den er und Silvia gelaufen waren – gewaltsam unterdrückte er die nicht lange zurückliegende Erinnerung an ihre blitzenden Augen und die tief roten Lippen. Die Schnellstraße jenseits des Hügels … der leere, einsame Garten … das stille Haus, in dem ihre Familie sich versteckt hielt und wartete. Nach einer Weile ertönte ein dumpfer, brummender Laut. Er spannte sich, aber es war nur ein Diesellaster, der mit flammenden Scheinwerfern über die Straße rollte.
Düster stand er da, die Beine gespreizt, die Absätze in den feuchten schwarzen Erdboden gegraben. Er würde nicht gehen. Er würde hierbleiben, bis sie kamen. Er wollte sie zurückhaben – um jeden Preis.
Über ihm zogen feuchte Nebelschwaden am Mond vorbei. Der Himmel war eine riesige leere Fläche, ohne Leben und Wärme. Die tödliche Kälte des Weltraumes, fern von allen Sonnen und lebenden Dingen. Er sah hinauf, bis sein Nacken schmerzte. Kalte Sterne, die aus den Nebelschwaden hervorfunkelten und wieder hinter ihnen verschwanden. War das alles? Wollten sie nicht kommen, oder waren sie nicht an ihm interessiert? Es war Silvia gewesen, die sie interessiert hatte – und jetzt war sie bei ihnen.
Hinter ihm war eine lautlose Bewegung. Er spürte sie und wollte sich umdrehen, aber plötzlich, überall um ihn, begannen die Bäume und das Buschwerk zu verschwimmen. Wie Pappmachefiguren schwankten sie und liefen zusammen, leuchteten trübe in den Schatten der Nacht. Etwas durchprickelte ihn, schnell, stumm, dann war das Gefühl wieder verschwunden.
Sie waren gekommen. Er spürte ihre Anwesenheit. Sie hatten ihre Macht und ihre Flammen nicht eingesetzt. Kalte, gleichgültige Statuen, die sich über den Bäumen erhoben und die Zedern wie Zwerge erscheinen ließen – weit entfernt von ihm und seiner Welt, angezogen durch Neugier und Gewohnheit.
„Silvia“, rief er deutlich. „Wo bist du?“
Keine Antwort. Vielleicht war sie nicht dabei. Er kam sich wie ein Narr vor. Ein weißes Gespenst driftete an dem Trog vorbei, verharrte für einen Moment und schoß dann davon. Die Luft über dem Trog tanzte und beruhigte sich dann wieder, als ein anderer Riese ihn kurz untersuchte und sich zurückzog.
Panik erfüllte ihn. Sie verschwanden wieder, zogen sich zurück in ihre eigene Welt. Der Trog war abgelehnt worden; sie waren nicht interessiert.
„Wartet“, stieß er dumpf hervor.
Einige der weißen Gestalten zögerten. Langsam näherte er sich ihnen, beeindruckt von ihrer flackernden Größe. Wenn einer
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