Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
Vom Netzwerk:
einfach dichtzumachen? Diesen Punkt musste er unbedingt Gray gegenüber ansprechen.
    In diesem Moment ging die Tür des Cafés auf, und Cathleen trat heraus. Sie trug einen blauen Trainingsanzug und weiße Turnschuhe und marschierte quer über die Straße. Er erstarrte einen Moment. Besaß sie den Nerv, in Embers Teestube zu gehen und dort für Unruhe zu sorgen?
    Doch die Frau hatte nicht einmal einen Blick für die Teestube übrig. Sie ging den Bürgersteig hinunter wie eine Frau, die ein klares Ziel vor Augen hatte. Keine Frage, sie hatte eine Mission.
    Sie steuerte aufs Sheriffbüro zu.
    Verdammt. Taylor kehrte zu seinem Schreibtisch zurück. Er nahm seine leere Kaffeetasse und seufzte. Keine Arlene. Kein Kaffee. Und keine Zeit mehr, sich auf der Toilette zu verstecken.
    Schon hörte er, wie die Vordertür aufschwang. Cathleens Turnschuhe quietschten auf dem Holzfußboden.
    »Sheriff!«, kreischte sie auf dem Flur. »Ich verlange Gerechtigkeit!«

6. KAPITEL
    Gray saß am Strand und beobachtete Lucinda, die gerade aus dem Wasser kam. Die kühlen Wassertropfen sprenkelten ihre Haut wie Zuckerguss eine weiße Tortenglasur.
    Er wollte sie ablecken.
    Das ist nur ein Traum, ermahnte er sich. Wenn er wieder aufwachte, würde er nichts anderes als Mitleid für Lucinda empfinden. Mehr konnte er sich nicht erlauben. Und mehr war ohnehin zwecklos.
    Hier, an diesem Ort, konnte er ihr ein Gefühl der Sicherheit und des Besonderen geben. Wenn sie in die Realität zurückkehrten, konnte er ihr nichts anbieten außer seinem Schutz. Er würde Ember bitten, ihr einen Job zu geben, und sich darum kümmern, dass sie eine Wohnung fand. Und wenn Bernard Franco auch nur einen Zeh in die Stadt setzte, würde er dem herzlosen Mistkerl zeigen, wer von ihnen beiden wirklich Macht hatte. Bernard würde Lucinda nie mehr behelligen.
    »Es kommt mir vor, als wären wir schon seit Ewigkeiten hier.« Lucinda seufzte zufrieden und setzte sich neben ihn.
    Sein Blick fiel auf den Ausschnitt ihres winzigen Bikinioberteils. Das Wasser auf ihrer weißen perfekten Haut war schon getrocknet. War sie wirklich so schön? Oder hatte er ihr einen Traumkörper geschaffen, um seine Wunschfantasien zu befriedigen? Immerhin hatte er sie ja auch mit diesem sexy Bikini ausgestattet – wogegen sie nicht protestiert hatte. Glücklicherweise hatte sie den Umhang jetzt wieder ausgezogen.
    »Sie können nicht sprechen.«
    Gray blinzelte und sah Lucinda fragend an.
    »Was?«
    Sie berührte ihre Brüste – worauf er natürlich wieder hingucken musste. Und sie begehrte. »Sie können nicht sprechen. Du hast sie angesehen, als wolltest du dich mit ihnen unterhalten.«
    Nur ein Traum. Er zwang sich, nicht mehr ihren Ausschnitt, sondern ihr Gesicht anzusehen. »Will ich auch.«
    Plötzlich verschwand ihre Leichtigkeit. Vorsicht blitzte in ihrem Blick auf, dann Lust. Sie wollte ihn. Er hatte es gewusst – seit Beginn seines Traumes. Er konnte ihre Gedanken hören … und er spürte, wie die Lust in ihr brannte, wenn sie ihn ansah.
    »Es hätte keine Bedeutung«, sagte sie. Sie klang unsicher, als wüsste sie nicht, ob es ihr etwas bedeuten würde oder nicht.
    »Ich bin hin- und hergerissen«, gestand er. Gray begab sich immer mehr auf ziemlich dünnes Eis. Aber … verdammt. Es war ihm egal.
    Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und sah ihr tief in die Augen. »Wir werden aufwachen, und es wird nicht dasselbe sein. Wir werden nicht dieselben sein. Ich kann nicht mit dir zusammen sein. Ich habe dir nichts zu geben.«
    Sie betrachtete ihn, und ihre Züge wurden weicher. Er fragte sich, was sie in seinem Gesicht gesehen hatte. Wieso dieses Mitleid? Welche Geheimnisse hatte sie entdeckt? Welchen Schmerz hatte er nicht verbergen können?
    Er ließ seine Hände sinken, doch sie ließ nicht zu, dass er wegging. Sie legte ihm eine Hand aufs Knie, damit er nicht aufstand. Am liebsten wäre er vor allem davongerannt. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Und es störte ihn gewaltig, dass Lucinda der Auslöser dafür war.
    Sie ließ die Fingerspitzen über seinen Unterkiefer wandern. Ihre Sanftheit rührte ihn – und auch die eindeutige Aufforderung, die er in ihren grünen Augen las.
    Dann beugte sie sich zu ihm und küsste ihn.
    Die sanfte Berührung ihrer Lippen weckte ein Feuer in ihm. Sie war so zart, so sanft – er empfand plötzlich Demut. Wie konnte sie ihm auch nur diesen kleinen Teil von sich geben? Es war, als könnte sie ihn lieben. Als … als täte sie es

Weitere Kostenlose Bücher