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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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Enttäuschung. Er wollte nicht, dass sie an seine Sachen ging. So weit ging ihre Scheinehe dann doch nicht. Das musste ihr doch klar sein. Hier war nicht wirklich ihr Zuhause. Was hatte sie sich nur gedacht?
    »Ich möchte nicht, dass du dir zu viel zumutest.« Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und streichelte mit dem Daumen ihr Kinn. »Bitte heb nichts, was dir zu schwer ist, okay? Wenn du Möbel neu anordnen willst, warte, bis ich wieder zu Hause bin.«
    »Du hast nichts dagegen?«
    »Wieso sollte ich? Das ist jetzt auch dein Zuhause, Lucinda. Du hast das Recht, dich hier wohlzufühlen. Es tut mir leid, dass so ein Chaos herrscht. Ich helfe dir beim Aufräumen, sobald ich wieder da bin. Okay?«
    »Abgemacht.« Sie drehte den Kopf und küsste seine Handfläche. Dann linste sie zu ihm rüber. »Und ich darf sogar die Möbel umstellen?«
    »Wenn du willst.«
    »Oh Gray!« Sie sprang aus dem Bett und umarmte ihn. »Danke!«
    Er erwiderte ihre Umarmung, nur um sie danach anzusehen und zu sagen: »Ich weiß ja nicht, wieso du dich so darauf freust, hier aufzuräumen. Das macht mir ein schlechtes Gewissen. Hier liegt so viel Müll rum, den du jetzt beseitigst. Das ist nicht fair.«
    »Ich möchte eben meinen Beitrag zu unserer Abmachung leisten«, stellte Lucinda klar. »Und viel mehr kann ich dir nicht anbieten.«
    »Das stimmt nicht. Du hast eine zu geringe Meinung von dir selbst, Süße.« Er küsste sie. »Ich muss mich jetzt mit Taylor treffen. Wenn ich den Spalt versiegelt und die Unterwelt wieder verschlossen habe, aus der die Kobolde gekommen sind, muss ich dringend den Schutz der Stadt verstärken. Das wird etwa drei Tage dauern, schätze ich. Ich muss alle Zauberformeln entlang der Stadtgrenzen erneuern.«
    »Dazwischen kommst du gar nicht nach Hause?«
    »Ich werde draußen übernachten und so schnell wie möglich alles erledigen, damit der Zauber eine möglichst starke Wirkung hat.« Er küsste ihre Stirn. »Ich rufe dich jeden Abend an. Ich lasse dich nicht im Stich, keine Angst.«
    Da war es wieder, dieses innere Glühen, diese Wärme, diese Sicherheit. »Nein, das glaube ich auch nicht«, sagte sie ein wenig schelmisch. »Aber du willst dich ums Aufräumen drücken.«
    »Erwischt.« Er betrachtete ihren nackten Körper und seufzte. »Deck dich zu. Das lenkt mich zu sehr ab.«
    »Schade, dass du es so eilig hast.« Sie ließ sich zurück in die Kissen fallen und streckte sich, damit Gray ihren Körper in voller Pracht zu sehen bekam. Sein Blick wanderte zu ihren Brüsten. »Dann sehen wir uns in … drei Tagen, hast du gesagt?«
    »Taylor kann warten.«
    Und schon warf er sich über sie.
     
    An der Tür gab er ihr einen Abschiedskuss. Dann schloss Lucinda die Tür hinter Gray und lehnte sich lächelnd dagegen. Wie herrlich normal ihr Leben auf einmal war: Sie küsste ihren Mann, bevor er zur Arbeit ging.
    Es war wunderbar.
    Sicherheit fühlte sich wunderbar an.
    Und Grays Frau zu sein, auch.
    Hoffentlich war er stolz auf sie, wenn er zurückkam und die Ordnung begutachten konnte. Das Wohnzimmer nahm sie sich als Erstes vor. Nur dumm, dass sie sich immer noch so schwach fühlte. Viel zu oft musste sie Pausen einlegen, doch sie schaffte es trotzdem, sich durch die Unordnung zu kämpfen. Bis zum Nachmittag hatte sie in jede Kiste geguckt – die Hälfte davon war leer. Sie hatte zwei Stapel gemacht: einen mit Sachen, die man noch Wohltätigkeitsorganisationen spenden konnte, den anderen mit Dingen, die vermutlich noch gebraucht wurden, was sie aber nicht entscheiden konnte. Alles andere sortierte sie in die Kisten ein, beschriftete sie, stapelte sie neben der Treppe und fing dann an, richtig sauber zu machen.
    Zwei Stunden später hatte sie den Mahagonitisch und das Regal aus Burma auf Hochglanz poliert, die beiden roten Seidensessel und den Perserteppich gesaugt und den Kamin freigelegt. Der Kaminsims bestand, wie der Couchtisch, aus Mahagoni. Er war über und über mit eingerahmten Fotos, Drachenstatuen und abgebrannten Kerzen übersät. Die Asche quoll über, Ruß verunzierte die Ecken.
    Sie hatte in dem Durcheinander zwei zierliche viktorianische Stühle entdeckt. Die würden sich gut vor dem Kamin machen, zusammen mit dem chinesischen Cloisonné-Säulentischchen.
    Aber sie hatte Gray ja versprochen, dass sie mit dem Umstellen der Möbel warten wollte. Trotzdem würde sie ihn gerne überraschen und zumindest ein Zimmer neu dekorieren.
    Sie vermisste Gray.
    Sie ließ sich auf einen Sessel fallen und

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