Eine Hexe zum Verlieben 3: Jaguare Küsst man nicht - Ein Elionore Brevent Roman (German Edition)
Aber es dauert und dauert und direkt neben meinem Kopf fängt es an zu schnarchen. Verstört werfe ich Prinz Valium einen kurzen Seitenblick zu. Er schläft. Ich meine, auch schlafen ist eine Form der Kritik. Alles scheiße hier? Oder vielleicht ist das auch sein üblicher Umgang mit brenzligen Situationen? Andere rennen schreiend weg, er fällt umgehend in Tiefschlaf. Mal ganz ehrlich, so dumm ist das nicht. Also mal angenommen, man befindet sich in einer höchst prekären und vermutlich lebensgefährlichen Situation (wie unserer), da ist es ja doch fast schon heimelig, dem nahenden Tod nicht hysterisch kreischend ins Auge blicken zu müssen. Merke ich mir für das nächste Mal. Erstmal begnüge ich mich damit, auf die Lichtung zu starren, ob sich was tut in Sachen Rettung der Welt.
Diesbezüglich ist kein Fortschritt zu vermelden. Einzig ein paar Vampire ganz links des Stilllebens zucken leicht. Vincents breiter Schädel presst sich gegen meine Schulter und ich will gerade … SIE ZUCKEN???
Oh Göttin!
Pax hat mir erklärt, dass das Aufheben der Zeitschleife oftmals mit heftigen Reaktionen des vegetativen Nervensystems einhergeht. Wenn sie zucken … stimmt etwas mit der Zeitschleife nicht. Vincent starrt mich an und ich packe kurzerhand Valiodo, klemme ihn mir unter den Arm, schultere den Rucksack und sprinte los. Durch das Horror-Labyrinth an erstarrten (aber zuckenden!) Blutsaugern renne ich zum Brunnen, dicht gefolgt von Vincent.
«Pax!», zische ich, kann ihn aber immer noch nicht entdecken. Ungelenk stolpere ich links herum und finde ihn endlich. Auf dem Boden kniend. Ich stoppe so abrupt, als wäre ich gegen eine Stahlwand gerannt.
Er hat beide Hände erhoben und blutet wie ein abgestochenes Schwein. Aus den Handflächen. Was vermutlich nicht gut ist und nicht zum Plan gehört.
Vincent packt mich im selben Moment und reißt mich zu Boden. «Bist du irre?», schnauzt er mich an. Er ist sonderbarerweise wieder ein Mensch und leicht verwirrt folgt sein Blick dem meinen. «Verdammt, das ist nicht gut», murmelt er dann.
Nein, das ist nicht gut. Vermutlich ist das sogar das «Hors d’Oeuvre» von Armageddon.
Vincent lockert spontan seinen Griff und ich robbe zu Pax, traue mich aber nicht, ihn anzufassen. Die Energie, die um ihn herumjagt, ist grell weiß und surrt in meinem Kopf. Und in meinem Herzen. Und in meiner Seele.
Ein stetiger Blutstrom rinnt Pax aus den Handflächen. Schnell schaue ich mich um, kann aber nichts entdecken, was diese Wunden verursacht haben könnte. In diesem Moment hebt er den Kopf. Seine Augen sind strahlendes Silber, sein Blick ist völlig leer und in meinem Kopf bricht die Hölle aus.
«Ich muss den Stein berühren», murmelt er fast unhörbar.
«Dann tu das», faucht Vincent ungehalten, der mir hinterhergerobbt ist und mich wieder fest um die Taille gepackt hat.
Vincents sicherer Griff reißt mich aus meiner Erstarrung und schlagartig legt mein Hirn einen Denksprint hin. Pax muss das Grab versiegeln, weil er es damals geschlossen hat. Damals war er einer der mächtigsten Engel. Jetzt ist er gefallen.
Scheiße. Wir haben ein Logikproblem, was uns jetzt den Kopf kosten könnte. Uns und ungefähr sieben Milliarden Menschen.
Pax Hände bluten, weil das heilige Siegel sich widersetzt, von einem gefallenen Engel geschlossen zu werden. Weil seine Engelsmacht schlicht nicht mehr ausreicht.
Da er schweigend auf seine blutüberströmten Hände starrt, hat sein Hirn vermutlich vor nicht allzu langer Zeit den gleichen Rückschluss gezogen. Ist nicht so, dass ich groß darüber nachdenken würde. Es ist mehr so wie die Tatsache, dass man beim Niesen die Augen schließt. Ein Reflex.
Ich werfe mich in Vincents Griff nach vorne und greife nach Pax’ Händen. Verwundert spüre ich die Kraft, mit der ich seine Handflächen nach unten presse, bis sie den Stein berühren.
Es wird hell. Meine Magie rast durch mich hindurch wie ein unaufhaltsamer Tsunami, in der Mitte meines Herzens trifft sie auf Pax’ unnachgiebige Macht. Die Wucht nimmt mir den Atem. Vincent hält mich. Ohne ihn würde ich von dieser Kraft zerquetscht. Mich auflösen. Wegfliegen, mitgerissen werden, nie wiederkommen.
Etwas schießt in mich hinein. Rast durch meine Seele, mein Herz, mein Hirn und lässt sich dann einfach nieder. Irgendwo und überall.
Dann ist es ganz dunkel.
Und es wackelt ganz fürchterlich. Ich weiß, wenn es so weiterwackelt, muss ich kotzen. Es wackelt aber weiter, auch als ich anfange, mich
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