Eine Hexenmutter erzählt: Mystisches Märchen um ein uraltes Familiengeheimnis (German Edition)
Kindermädchen glaubten beide sie säße nur neben dem Ofen und malte.
Aber die Buben hatten wenig Lust am Unterricht und der Lehrer musste alle Lektionen ständig wiederholen, sehr zur Freude Melanies, die vom ersten Tag an, an dem sie bei den Brüdern im Klassenzimmer sitzen musste, aufmerksam zugehört hatte.
Wenn sie etwas nicht verstanden hatte, brauchte sie nicht lange warten. Einer ihrer Brüder hatte mit Sicherheit nicht aufgepasst und der Lehrer ging die Aufgaben noch einmal Schritt für Schritt durch, so dass auch Melanie alles erklärt bekam.
Sie durfte erst seit einem Jahr dabei sein, aber sie war bedeutend weiter als ihre beiden Brüder zusammen!
Einmal hatte sie ihren Vater gefragt, ob sie nicht auch Unterricht haben könnte, aber er sagte: “Mädchen müssen hübsch aussehen, ihren Mund halten können und schöne Handarbeiten machen können, sonst nichts. Wenn du alt genug bist, lernst du tanzen und nähen, das ist völlig ausreichend für ein wohlerzogenes Mädchen aus gutem Haus. Die Jungen müssen schreiben, lesen und rechnen können, da sie doch das Geschäft übernehmen sollen.
Aber für dich, meine Süße, finden wir einen Prinzen, der dich auf sein Pferd hebt und dich mitnimmt auf sein Schloss und dich zu seiner Prinzessin macht. Na? Das wäre doch sicher schön! Und nun lauf und geh deinem Kindermädchen auf die Nerven!”
Traurig dachte Melanie an dieses Gespräch. Aber so klein sie war, so groß war ihr Selbstbewusstsein!
“Denen zeig ich es! Ich backe jetzt Nußkekse und dann warte ich auf den Weihnachtsmann!”
Melanie lief auf ihren kurzen Beinchen in die Küche hinunter. Sie wusste, wo die Köchin ihre Koch- und Backbücher aufbewahrte und voller Zuversicht machte sie sich an die Arbeit.
Aber das war leichter gedacht als gemacht!
Die Köchin konnte nicht gut lesen und schreiben und so hatte sie sich eine Art Bilderbuch gemacht, damit sie ihre Rezepte weitergeben konnte.
Worte wie Milch, Mehl und Zucker hatte sie aufgeschrieben, aber Mengenangaben ersetzte sie durch Symbole und Bilder.
Ein kleiner Löffel sollte einem Teelöffel entsprechen, ein großer einem Esslöffel und drei Punkte standen für eine Priese, für Pfeffer, Salz oder andere Gewürze. Für Melanie war das ein Problem, denn sie konnte ja richtig lesen und schreiben.
Lange rätselte sie an den Aufzeichnungen der Köchin herum. Dann fiel ihr die Bibliothek ihrer Eltern ein und dass dort auch Kochbücher ihrer Mutter standen. Wie ein Wirbelwind lief sie hinüber und schon nach kurzer Zeit fand sie wonach sie gesucht hatte.
Voller Tatendrang suchte sie die Zutaten zusammen und machte sich ans Werk.
Schon nach kurzer Zeit sah die Küche fast so chaotisch aus wie am Nachmittag! Melanie hatte nicht daran gedacht, dass sie noch zu klein war um an alles heran zu reichen und so musste sie immer wieder auf Stühle klettern um die verschiedenen Gerätschaften zu holen.
Warum musste die Köchin auch alles in die oberen Regale der Speisekammer stellen? Die Katze war immer bei ihr im Kinderzimmer und Mäuse hatte sie noch nie gesehen!
Aber sie schaffte es trotzdem.
Ein Blech nach dem anderen schob sie in den Ofen und dabei verbrannte sie sich nur ein mal die Finger.
Und kein einziges Plätzchen wurde zu dunkel.
Melanie war sehr stolz auf ihre Arbeit, aber als sie die letzten Nußkekse aus dem Ofen nahm und auf einen großen Teller legte, sah sie sich in der Küche um… Himmel! Wie sah das hier aus!
Das musste sie schnell in Ordnung bringen, das Geschirr abwaschen, die restlichen Backzutaten wegräumen, aufwischen und dann musste sie noch die Kekse und die Milch in den Salon bringen!
Und die Eltern würden auch jeden Augenblick wieder da sein.
Und sie musste noch ihr gutes Kleid anziehen…
Und von da an ging alles schief!
In der Speisekammer brach das Brett aus dem Regal und Eier, Mehl, Zucker und die Kanne mit der Sahne fielen mit Getöse zu Boden.
Das Wasser auf dem Herd kochte und als Melanie den schweren Kessel herunter nehmen wollte, verbrühte sie sich die Hand und ließ den Kessel fallen.
Mama hatte mal gesagt das kalte Butter bei Verbrennungen helfen sollte und so strich sie sich mit einem Löffel Butter auf die Hand.
Aber nun war alles rutschig und so fielen noch mehr Sachen auf den Boden…
Dicke Tränen liefen über die mehlbestäubten Wangen des Kindes.
Alles ging daneben!
Und keiner war da, um zu helfen…
Lange hockte Melanie in der Küche und weinte bitterlich.
Schließlich versuchte sie
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