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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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er.
    Unbehelligt passierten sie das Tor im Südwesten der Stadt. In nächtlicher Stille lag Assyut da, und der Torwächter schien ebenfalls tief und fest zu schlafen. Keine Spur von den Männern, die Mr. Carsington nach dem Leben getrachtet hatten. Fast frohlockten sie schon, die Stadt durchqueren zu können, ohne einer einzigen Menschenseele zu begegnen. Aber kurz vor dem Haupttor, das dem Fluss am nächsten gelegen war, rief ein türkischer Soldat sie an.
    Zum Glück war er allein und betrunken noch dazu. Als er anfing, Schwierigkeiten zu machen, ließ Daphne „versehentlich“ ihren Schleier fallen und gewährte einen Blick auf ihren wenig verhüllten Busen. Während der Soldat sie anglotzte, zog Mr. Carsington seine Pistole und verpasste ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. Mit leisem Stöhnen sank der Soldat zu Boden. Geschwind packte Daphne mit an und half Mr. Carsington, ihn in eine dunkle Gasse zu schleifen.
    „Rennen Sie“, sagte er dann.
    Und sie rannten.
    Nach Atem ringend, gelangten sie beim Haupttor an.
    Es war verschlossen.
    „Das“, meinte Mr. Carsington, „hat uns gerade noch gefehlt.“ Er weckte den schlafenden Wächter auf und verlangte, hinausgelassen zu werden. Der Torwächter gähnte und murrte, er solle sich davonscheren.
    Daphne versuchte es auf Arabisch.
    Unwirsch winkte er ab. Sie sollten gefälligst nicht solchen Lärm machen. Das Tor würde zur üblichen Zeit geöffnet und keinen Moment eher. Wenn sie ihm Scherereien machten, würde er sie einsperren lassen.
    Da ließ sich auf einmal aus dem Schatten der Mauer eine jungenhafte, schläfrige Stimme vernehmen. „Herr?“
    „Tom?“, vergewisserte sich Mr. Carsington.
    Der Junge kam angelaufen. „O Sir, o Sir!“ Er fiel vor ihm auf die Knie und umfing die Beine seines vergötterten Herrn. „Ich wusste, dass Sie nicht tot sind.“ Er sprang wieder auf. „O Mylady, Mylady, welch herrliche Freude, Sie wiederzusehen! Der Dschinn des Wüstensturms hat Sie nicht mit sich davongetragen.“
    Daphne schloss den Jungen in ihre Arme. „Und du bist auch unversehrt“, sagte sie in seiner Sprache. „Das erfreut mein Herz. Und wo ist Yusuf?“
    „Wir hatten uns in dem großen Grab versteckt, das hier alle Stall des Antar nennen. Als der Sturm vorbei war, haben wir Sie gesucht - den ganzen Tag, bis in die Nacht.“
    Er wandte sich an den Torwächter. „Sieh her, hier ist der Herr und sein hareem. Ich habe dir gesagt, dass sie kommen würden. Der Sandsturm hat sie verschlingen wollen, aber der Herr ist mächtig und hat den Dschinn gezwungen, sie wieder auszuspeihen. Doch er ist voller Wut auf diesen Ort, weil böse Menschen in diesen Mauern weilen, die ihm Schlechtes wollen. Lass ihn und sein hareem gehen und niemand nach ihnen durch das Tor, bis es an der Zeit ist. Ich bitte dich sehr darum, bevor er dich mit seinem Auge bannt.“
    Die Warnung allein hätte vielleicht nicht das Gewünschte bewirkt, aber die Münzen, die Tom ihm reichte, überzeugten den Wächter.
    Er öffnete das Tor einen Spalt und schloss es wieder, sowie sie hindurch waren.
    Als sie hinunter zum Hafen rannten, hörte Daphne hinter sich wütendes Geschrei.
    Das Tor blieb jedoch verschlossen.
    Beim Boot angelangt, fanden sie die Mannschaft wach vor. Rasch ließen sie die Freudenrufe und Lobgesänge verstummen, und kaum dass sie alle an Bord waren, glitt die Isis lautlos aus dem Hafen.
    Sobald sie an Deck waren, kamen auch schon die Frauen geeilt, um Daphne in ihre Kabine zu bringen.
    Rupert erinnerte sich nur noch vage, was dann geschah. Er badete - oder wurde gebadet. Er aß etwas - oder wurde gefüttert. Sicher war er sich da nicht. Kurz nachdem er Mrs. Pembroke sicher an Bord wusste, hatte ihn eine tiefe Erschöpfung überkommen, und er ließ Bad und Essen wie ein Schlafwandler über sich ergehen. Weder erinnerte er sich daran, in seine Kabine gegangen, noch daran, eingeschlafen zu sein.
    An den Traum erinnerte er sich indes gut.
    Er stand beim Friedhof, am Fuß des Berges, und beobachtete einen Falken, der über ihm kreiste. Dann sah er sie am Eingang des Felsengrabs. Er rief sie an, doch sie schien ihn nicht zu hören und betrat die Höhle. Geschwind eilte er ihr hinterher. Aus der Tiefe hörte er sie rufen. Er folgte dem Klang ihrer Stimme, schien sie jedoch niemals zu erreichen. In der Grabkammer trat er mit pochendem Herzen an den Sarkophag. Der Deckel war fort, und er sah hinein. Leer.
    Da hörte er lautes Schluchzen und folgte dem Laut, aber wieder war es nur eine

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