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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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frohen Mutes begeben. Doch verglichen mit diesem grob behauenen Tunnel waren die Gänge und Korridore der Pyramiden geradezu weitläufig. Daphne bezweifelte, dass dieser Tunnel Teil der Grabanlage war - er mutete wie das Werk von Grabräubern an.
    Die jedoch sehr fleißig gewesen waren, wie sie einräumen musste, schien er ihr doch länger als ein jeder der endlos langen Korridore der Stufenpyramide von Saqqara.
    Aber vielleicht kam es ihr auch nur so vor, denn sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie weit sie schon gekommen waren, als Mr. Carsington sich auf einmal nicht mehr vorwärtsbewegte. Eine ungute Ahnung beschlich sie.
    Auf den letzten paar Metern waren immer wieder Steinchen und Sand auf sie herabgerieselt. Unter ihren Händen spürte sie Geröll.
    „Schlimm?“, fragte sie.
    „Gut ist es nicht“, erwiderte er. „Der Durchgang ist verschüttet.“
    Es klang, als würde er Gestein beiseiteräumen.
    „Das Gute ist aber, dass es lose ist.“
    Von wegen gut, dachte sie. Der Tunnel würde einstürzen und sie unter sich begraben.
    „Allerdings kann ich noch nicht abschätzen, wie weit der Erdrutsch sich erstreckt“, wandte er ein.
    Wenn sie den ganzen langen Weg zurückkriechen müsste, würde sie wahnsinnig werden.
    „Die alten Ägypter hatten auch nur einfaches Werkzeug, um den Fels zu behauen“, meinte sie. „Da werden wir es doch wohl schaffen, uns mit den Händen durch loses Geröll zu wühlen.“
    „Wir können es versuchen“, sagte er. „Aber es könnte eine Weile dauern. Vielleicht bietet das Erdreich weiter vom auch mehr Widerstand. Sind Sie sicher, dass Sie nicht lieber umkehren wollen?“
    „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir dort erwartet werden“, meinte sie trocken.
    Und sie würden ihn töten. Bringt zuerst den Mann um, hatte sie einen der Banditen sagen gehört. Wenn der aus dem Weg ist, wird sie uns keine Schwierigkeiten mehr machen.
    Andere hatten dagegengehalten, dass der Engländer lebendig mehr wert sei - man könnte Lösegeld für ihn fordern oder ihn zum Eunuchen machen und auf dem Sklavenmarkt verkaufen. Jemand hatte eingewandt, dass es nicht so leicht sein dürfte, einen Käufer für ihn zu finden, und jemand anders meinte, es wäre auf jeden Fall einfacher, sich einer Leiche zu entledigen, als einen großen, kraftstrotzenden Engländer zu verstecken. Und so fort.
    Sie hatten um Mr. Carsingtons Leben gefeilscht, wie sie sonst wohl um den Preis ihres Pfeifentabaks feilschten.
    Sie würde nicht zulassen, dass er ihnen in die Hände fiel.
    „Wenn ich mich neben Sie zwänge“, meinte sie, „kann ich Ihnen helfen, den Weg frei zu räumen. Vier Hände schaffen mehr als zwei.“
    Und sollten sie hier lebendig begraben werden, wäre sie wenigstens bis zuletzt an seiner Seite gewesen.
    „Schweig still, Liebste“, sagte er. „Ich war schon überzeugt, sowie du vorschlugst, deinen herrlichen Körper neben den meinen zwängen zu wollen.“
    „Sie sind unmöglich“, sagte sie. „Ich bin schmutzig. Ich stinke.“
    „Ich auch“, meinte er frohgemut. „Und doch hast du es angeboten. Nur weiß ich nicht, ob dich der Mut der Verzweiflung treibt oder ob du mir einfach nicht widerstehen kannst. Vielleicht ja beides.“
    Sie drängte ihn ein Stück beiseite. „Sobald wir hier raus sind - wenn wir jemals hier rauskommen ziehe ich dir die Ohren lang.“
    „Wir kommen hier raus“, befand er.
    „Schweig still“, sagte sie. „Und fang endlich an zu graben.“
    Rupert schwieg still und fing an, das Gestein aus dem Weg zu räumen. Es war zumeist loses Geröll, und er sagte sich, dass es schlimmer hätte kommen können. Der Tunnel musste erst kürzlich eingestürzt sein, denn das Erdreich war noch lose. Sowie er ein Stück frei geräumt hatte, sah er, dass der Tunnel sich ab hier verbreiterte. Sie mussten sich dem Ende nähern.
    Doch er behielt seine stille Hoffnung für sich und grub schweigend weiter. Stetig arbeiteten sie sich vorwärts, Seite an Seite, Daphne auf der einen, er auf der andern. Auch sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, ging in Gedanken die letzten Stunden durch, diesen Tag, der ein ganzes Leben zu umspannen schien: der Sandsturm, seine Angst um sie und seine Wut, das leidenschaftliche Liebesspiel - ach, daran erinnerte er sich gern! -, ihre Leidenschaft, ihr Mut.
    Daphne.
    Einer dieser griechischen Namen. Eine Göttin? Oder eine Nymphe?
    „Wer war Daphne noch mal?“, fragte er.
    Sie hielt in ihrer Arbeit inne. Er spürte mehr, als dass er es sah, wie sie

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