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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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hatte es ihm gesagt: ein kaltes Bad, ein Sud aus ... ja, woraus eigentlich?
    „Gehen Sie“, sagte sie. Er erkannte ihre Stimme kaum wieder.
    Er kniete neben dem Diwan nieder und legte ihr seine Hand an die Stirn. Feucht war sie, doch nicht fiebrig.
    „Geh weg“, murmelte sie.
    „Erst, wenn du mir sagst, was los ist“, meinte er. „Tom heult sich die Seele aus dem Leib, und sobald die Matrosen ihn hören, werden sie auch noch damit anfangen.“
    Er lehnte sich vor und senkte die Stimme: „Daphne, du weißt, wie gefühlsduselig diese Leute sind. Sie lieben dich, weil du ihre gebrochenen Daumen richtest und ihren Sonnenstich pflegst und ihre sterbenden Kinder wieder lebendig machst. Du darfst sie nicht das Schlimmste fürchten lassen. Was ist los? Sag mir, wie ich dir helfen kann.“
    „Du kannst mir nicht helfen.“ Um ihn ansehen zu können, drehte sie sich leicht beiseite und verzog sogleich schmerzvoll das Gesicht. Teilnahmsvoll verzog er das seine ebenfalls.
    „Es geht schon“, versicherte sie ihm. „Ich sterbe nicht. Kein Grund zur Sorge. Wirklich nicht.“
    „Aber es geht dir nicht gut, das sieht doch jeder. Soll ich dir einen Tee machen? Möchtest du etwas aus deinem Arzneikoffer? Einen Sud aus ... aus irgendwas.“
    Sie wandte sich ihm nun ganz zu und brachte sogar ein gequältes Lächeln zustande. „Ich brauche nur Zeit“, sagte sie. „Meine Monatsregel.“
    Er ließ sich auf die Fersen sinken. „Oh.“
    „Kein Grund zur Sorge“, versicherte sie ihm abermals. „Der Schmerz ist etwas unangenehmer als gewöhnlich, wird mich aber nicht umbringen. Außer abwarten, dass es vorübergeht, kann man nichts tun.“
    Kein Grund zur Sorge. Er hatte sie nicht geschwängert. Das erleichterte ihn zutiefst - ja, natürlich tat es das. Nur ein Frauenproblem, weder seine Schuld noch seine Angelegenheit. Die Frauen würden sich um sie kümmern. Er sollte gehen und sie jetzt in Ruhe lassen.
    Nur mochte er sie nicht allein hier leiden lassen, auch wenn es nun gar nicht seine Schuld war, dass sie litt, und nur die Zeit Heilung versprach.
    „Für eine so kluge Frau bist du manchmal bedauerlich unwissend“, meinte er. „Denn man kann eine ganze Menge tun.“
    Er hatte bloß keine Ahnung, was, denn er hatte keine Schwestern, und selbst wenn, so würden sie dieses Wissen vor ihm geheim gehalten haben. Auch seine Mätressen hatten sich recht umwundener Wendungen bedient, wollten sie ihn wissen lassen, dass die Zeit nicht genehm sei. Dass er sie umsorgte, hätte keine von ihm erwartet. Und um ehrlich zu sein, so hatte er nicht einmal gewusst, dass Frauen bei dieser Gelegenheit besonderer Fürsorge bedurften. Derlei hatte er noch nie erlebt.
    Sie nun so zu sehen - sie, die so mutig, tapfer und klug war ... Es war äußerst beunruhigend.
    „Was du jetzt brauchst, ist... mmh ... ein feuchtes Tuch auf der Stirn“, überlegte er laut. „Und jemand, der dir den Rücken massiert. Und weshalb quälst du dich eigentlich so, wo du doch einen großen Vorrat an Laudanum in deinem Arzneikoffer hast?“
    „Weil es gegen akute Schmerzen ist, für Notfälle“, erwiderte sie. „Es wäre lächerlich, bei einem ganz normalen, allmonatlichen Vorkommnis Laudanum zu nehmen.“
    „Nun, so wie du hier auf dem Diwan liegst und dir den Bauch hältst, könnte man die Schmerzen wohl durchaus als akut bezeichnen“, befand er. „Und ein ganz normales, allmonatliches Vorkommnis ist dies gleich schon gar nicht. Bedenke nur, was in Assyut geschehen ist. Du bist durch einen Sandsturm gejagt, einen Berg hinaufgescheucht worden und musstest mit bloßen Händen einen verschütteten Räubertunnel freilegen - unter anderem“, fügte er hinzu und bedachte sie mit einem ausgemacht frechen Grinsen, wenngleich ihm gerade nicht sonderlich frech zumute war.
    Er empfand eine tiefe Verunsicherung.
    „Sobald es mir wieder besser geht, ziehe ich dir die Ohren lang“, versprach sie ihm. „Und derweil ..." Sie verzog das Gesicht. „Vielleicht nehme ich ja doch ein wenig Laudanum. Aber nur einen Tropfen. Und jetzt geh.“
    Aber er ging nicht. Er gab ihr das Laudanum in ein Glas Wasser mit Honig und sah zu, dass sie es auch austrank. Dann tränkte er Tücher in kaltem Wasser, wrang sie aus und legte sie ihr auf die Stirn. Er massierte ihr sanft den Rücken, lenkte sie mit lustigen Familienanekdoten ab und wich nicht von ihrer Seite, bis sie eingeschlafen war.
    Miles’ beschwerliche Reise auf dem Kamel fand in Dendera ein Ende - am Tempel der

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