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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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konzentrieren und darauf, wie sie ihr Tun vor Virgil verbergen und dennoch mit der gelehrten Welt in Verbindung treten könnte. Wut und Verzweiflung blieben ihr, doch sie ließ sich nichts anmerken, da sie nicht den Rest ihres Lebens mit ihrem Gatten in Zwietracht zubringen wollte. Ihr blieb nur, eine Mauer um sich her zu errichten und darin eine Welt zu schaffen, in der sie würde leben können.
    Nun aber hatte sie nichts, um sich von ihrem Schmerz abzulenken - und sie war auch nicht mehr das junge Mädchen von einst. Ja, sie war nicht einmal mehr dieselbe Frau, die sie noch vor wenigen Wochen gewesen war.
    Und in dieser neuen Frau wuchsen Wut und Verzweiflung von Stunde zu Stunde, bis sie damit nicht länger an sich halten konnte.
    Es war der zweite Abend ihrer Gefangenschaft, und Ghazi hatte ihr das Essen gebracht. Er lächelte und sprach freundlich und sanft, doch alles, woran sie denken konnte, war Ruperts Lächeln und der Klang seiner tiefen Stimme ... und seine Hände, seine großen, geschickten Hände.
    Sie sah Ghazis Hände, die ihr die Schüssel hinhielten, und sie sah, wie sie ihre Hände danach ausstreckte. Auf einmal ballte sie die rechte Hand zur Faust, schlug ihm die Schüssel aus der Hand und machte ihrer Wut und Verzweiflung in einer Flut arabischer Flüche Luft.
    Die Männer, die um das Feuer herumsaßen, drehten sich nach ihr um und starrten sie mit großen Augen und offenen Mündern an. Reglos verharrten sie, wie Statuen, und eine tödliche Stille senkte sich über sie.
    Dann lachte Ghazi. „Wie schön Sie Arabisch sprechen“, meinte er. „Und wie viele Flüche Sie kennen. Meine Männer könnten Sie gewiss noch ein paar Liebesworte lehren. Ich hingegen würde Ihnen lieber Manieren beibringen. Aber derlei Lehrstunden wollen wir dem Herrn überlassen. Er wird Sie noch früh genug zähmen.“
    „Wenn dein Herr, dieser unsägliche Duval, so dumm ist, eine wilde Viper zähmen zu wollen, kann er es gern versuchen“, erwiderte sie.
    „Duval?“ Ghazi lachte. „Ach, kein Wunder, dass Sie so erbost sind, Sie kleine wilde Viper. Nein, Sie täuschen sich in uns. Duval ist nicht unser Herr. Merken Sie denn nicht, wohin die Reise geht, Sie zorniges Schlängelchen? Gen Süden, nach Theben, wo Ihr Bruder ist und der Goldene Teufel herrscht. Sehen Sie? Sie sind in Sicherheit und haben nichts zu fürchten.“
    Sie wusste, dass sie keineswegs in Sicherheit war. Aber nun, da sie nichts mehr zu verlieren hatte, hatte sie tatsächlich auch nichts mehr zu fürchten.
    Die Dame legte den letzten Teil der Reise auf dem Fluss zurück und traf am Sonntagabend in Luxor ein. Lord Noxley stand am Anleger und erwartete sie. Obwohl der Mond noch nicht aufgegangen war und die Fackeln nur einen schwachen Schein warfen, so sah Seine Lordschaft doch gleich, dass die Dinge nicht zum Besten standen. Mrs. Pembroke begegnete ihm steif und förmlich. Als sie seinen Gruß erwiderte, vernahm er weder Freude noch Erleichterung in ihrer Stimme. Und als er ihr seinen Arm bot, ging sie nicht darauf ein.
    „Wo ist mein Bruder?“, fragte sie Stattdessen und wich vor ihm zurück. „Ihre Mörderbande meinte, dass Miles hier sei.“
    Ihre Mörderbande. Kein gutes Zeichen. Etwas war schiefgelaufen. Jemand hatte alles vermasselt.
    Lord Noxley behielt sein Missvergnügen indes für sich. Seine Miene zeigte milde Verwunderung, doch wer ihn besser kannte, sah die düstere Gewitterwolke ebenso deutlich heraufziehen wie ein Unwetter an einem heiteren Sommertag.
    „Archdale ist in Sicherheit“, meinte er. „Allerdings ist er im Augenblick etwas unpässlich, sonst wäre er hier.“
    „Ist er krank?“, fragte sie.
    „Aber nein. Ich wünschte, Sie würden sich nicht unnötig aufregen. Kommen Sie, wir wollen alles besprechen, nachdem Sie sich ausgeruht haben. Sie müssen erschöpft sein und möchten sich gewiss ...“
    „Was hat er?“, unterbrach sie ihn.
    „Zu viel getrunken“, erwiderte Noxley knapp. Sturzbesoffen wäre treffender. „Wir hatten Sie erst morgen erwartet. Er wird sich sehr ..."
    „Einer Ihrer Leute hat Rupert Carsington getötet“, sagte sie.
    Die Gewitterwolke türmte sich immer höher und düsterer auf. „Aber, aber“, erwiderte Lord Noxley. „Ich kann mir wahrlich nicht vorstellen ... “
    „Ich habe es selbst mitangesehen“, unterbrach sie ihn abermals. „Versuchen Sie mir also bitte nicht weiszumachen, ich hätte es mir nur eingebildet. Und hören Sie auf, so gönnerhaft und herablassend zu mir zu sprechen.

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