Eine hinreißend widerspenstige Lady
Frauen zu. „Wenn jemand reinkommt, greift ihr an. Fragen stellen wir später.“
Ausnahmsweise hob Lina nicht zu düsteren Prophezeiungen an. Sie nickte nur.
Rasch wickelte Daphne sich ein Tuch um die Hüften und steckte eine der beiden Pistolen hinein. Die andere in der Hand, trat sie auf den Gang. Vor der Tür, die hinaus an Deck führte, blieb sie stehen und lauschte.
Die Sache sei wirklich ganz einfach, sagte einer der Fremden. Der Engländer sei eingeladen, sie zum Haus des Scheichs zu begleiten.
Rupert erwiderte, dass die Einladung ihn ehre, er aber heute Abend leider schon etwas anderes vorhabe.
Daraufhin meinte der Mann, dass dies den Scheich zutiefst beleidigen würde. Um die verletzten Gefühle des Scheichs zu besänftigen, müsse die gesamte Mannschaft auf die Fußsohlen geprügelt werden.
„Ich muss Sie bitten, nun von Bord zu gehen“, sagte Rupert. „Wie Sie sehen, feiern wir heute eine Hochzeit. Wir haben das Boot eben erst auf Hochglanz gebracht, und da wollen Sie gewiss kein Blutvergießen, oder?“
Der Mann gab einem anderen leise Anweisungen, woraufhin dieser den erstbesten Matrosen packte und ihn mit dem Stock zu prügeln begann.
Und dann geschahen mehrere Dinge zugleich.
Marigold stürzte sich auf den Befehlshaber und grub ihre scharfen Zähne in sein Bein. Er brüllte. Ein Gewehr wurde abgefeuert. Rupert griff sich ein Ruder und holte damit aus, als zwei Männer sich auf ihn stürzen wollten. Einer der beiden ging über Bord. Eine Laterne fiel auf die Deckplanken. Daphne spannte ihre Pistole durch, öffnete die Tür noch etwas weiter und schoss auf Ruperts verbliebenen Angreifer. Der Bösewicht schrie auf, sank zu Boden und hielt sein Bein umklammert.
Danach brach ein großes Durcheinander aus. Die Mannschaft hatte sich mit Rudern, Werkzeugen und Kochgeschirr bewaffnet und stürzte sich in den Kampf. Daphne zog die zweite Pistole und spannte sie gerade durch, als sich eine Hand fest wie ein Schraubstock um ihr Handgelenk schloss und sie zwang, die Waffe sinken zu lassen. Ihr Angreifer zog sie fort von der Tür. Sie trat nach ihm, doch er ließ sie nicht los. Fluchend schleifte er sie zum Heck des Bootes, fort von dem Tumult an Deck. Sie holte mit der Pistole nach seinem Kopf aus, doch er fing ihren Arm ab, schlug ihr die Waffe aus der Hand und bog ihr die Arme auf den Rücken.
„Rupert! schrie sie. „Tom! Yusuf! Hilf mir doch jemand! “
Ihr war, als würde sie Rupert zurückschreien hören. Sie drehte sich um, und in dem Augenblick sah sie einen hellen Lichtblitz vor seinem Gesicht aufflammen, sah, wie er sich die Hand auf die Brust drückte und zurücktaumelte ... und über Bord fiel.
„Rupert!“, schrie sie entsetzt.
„Wenn Sie mitkommen, werden Ihre Leute leben“, sagte der Mann, der sie eisern festhielt. „Wenn Sie sich wehren, sterben sie. Alle.“
Und so ging sie mit.
19. KAPITEL
28. April
Monsieur Duval hielt sich unterdessen in Abydos auf, ungefähr sechzig Meilen flussabwärts von Dendera gelegen, am Fuße einer Gebirgskette in der Libyschen Wüste.
Er befand sich in Gesellschaft einiger Landsleute und einheimischer Verbündeter, die sich eilends aus Dendera verzogen hatten, sowie die Kunde von der baldigen Ankunft der Memnon sich verbreitet hatte. Da allgemein bekannt war, welche Gefühle Lord Noxley für die Gestirndecke hegte, warteten sie lieber im Landesinneren, bis er nach Theben weiterreiste.
Als Jabbar nach Abydos kam, war Duval wieder einmal in dem großen Gebäude, das Strabo und Plinius das Memnomium genannt hatten. Während seine Begleiter damit beschäftigt waren, den antiken Bau aus dem in Jahrtausenden angeschütteten Sand und Geröll zu bergen, verbrachte Duval seine Zeit damit, die Wand in einer der kleinen Kammern zu betrachten. Drei lange Reihen von Kartuschen waren in den Stein gehauen - eine Auflistung von Königsnamen.
Es hätten sechsundzwanzig Kartuschen je Reihe sein müssen, doch die Wand war beschädigt und einige Namen somit auf immer verloren - ähnlich wie beim Rosettastein. Und die anderen ähnelten leider nicht den beiden Kartuschen des Papyrus. Soweit er sich noch daran erinnerte.
Nachsehen konnte er nicht, denn der Papyrus befand sich nun in Noxleys Händen.
Die schlechte Nachricht hatte ihn gestern zu später Stunde ereilt: Faruq war tot. Noxley hatte jetzt nicht nur Archdale, sondern auch den Papyrus, und in Theben befänden sie sich dank der dortigen Schreckensherrschaft des Goldenen Teufels außerhalb Duvals
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