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Eine hinreißend widerspenstige Lady

Titel: Eine hinreißend widerspenstige Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loretta Chase
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Lina war noch da. Nachdem Tom das Kaffeeservice abgestellt hatte - mitten auf Mrs. Pembrokes kostbarem Papierkram packte Lina den Jungen, schüttelte ihn erst und umarmte ihn dann, die ganze Zeit ohne Unterlass redend.
    Sowie Tom sich etwas davon erholt hatte, an Linas üppigem Busen schier erstickt worden zu sein, setzte er zu einer sehr langen Ausführung seiner Erlebnisse an.
    Etliche kleine Kaffeetassen später setzte Mrs. Pembroke Rupert mit einer sehr viel kürzeren englischen Fassung über das Geschehen in Kenntnis. Es waren Leute aufgetaucht, die sich als Polizei ausgegeben hätten und das Haus durchsuchen wollten. Als Ahmed ihre Stimmen gehört hatte, sei er sofort davongerannt.
    Kaum war sie an dieser Stelle ihres Berichts angelangt, lenkte Tom Ruperts Aufmerksamkeit auf sich. „Ahmed“, sagte er und noch irgendwas und humpelte komisch herum.
    Ein grün funkelnder Blick von Mrs. Pembroke gebot der Vorführung Einhalt.
    Die anderen Dienstboten, fuhr sie fort, seien Ahmeds Beispiel gefolgt. Tom hatte sich später wieder zurück ins Haus geschlichen und in der Vorratskammer versteckt, bis Rupert in die Küche gekommen war.
    Mrs. Pembroke stellte ihre Tasse ab. „Statt die Rückkehr der Dienstboten abzuwarten, die ohnehin nichts wissen werden, sollten wir uns jetzt gleich auf die Suche nach meinem Bruder begeben.“
    „Wir sollten bei den Wachen anfragen“, tat Rupert Mr. Beechey Rat kund.
    „Mein Bruder ist auf keiner Wache.“ Jäh erhob sie sich vom Diwan, ganz Ungeduld und Seidenrascheln. „Die Männer, die das Haus durchsuchen wollten, waren nie im Leben Polizisten! Und da mein Bruder weder in einem Bordell noch in einer Opiumhöhle ist, brauchen Sie sich keine Hoffnungen zu machen, dass wir eines dieser Etablissements auf suchen werden. Wir werden mit ein paar Leuten reden, die Miles zuletzt gesehen haben. Am besten fangen wir mit seinem Freund Lord Noxley an.“
    „Granatrot“, sinnierte Rupert, als sie ihren Hut und Schleier aufhob.
    Sie drehte sich um und sah ihn argwöhnisch an. „Wie bitte?“
    „Granatrot“, wiederholte er. „Müsste ich die Farbe Ihres Haars beschreiben, würde ich sagen: granatrot.“
    Sie setzte ihren Hut auf. „Haben Sie mir eigentlich zugehört?“
    „Meine Gedanken sind abgeschweift“, gestand er. „Sie sind ganz schön groß für eine Frau, was?“ Bestimmt über eins siebzig, schätzte er.
    „Ich wüsste nicht, was meine Größe oder meine Haarfarbe hier zur Sache tun.“
    „Ja, weil Sie eben kein Mann sind.“
    Ganz gewiss nicht. Das Kleid schien zwar dafür gemacht, ihre Vorzüge eher zu verbergen als zu betonen. Doch ihren Gang konnte es nicht verbergen. Mrs. Pembroke lief wie eine Königin, eine Göttin, mit erhobenem Kinn und kerzengeradem Rücken; und genauso einen Hüftschwung musste Kleopatra, musste Aphrodite gehabt haben. Ihr Gang war eine Einladung, ihr Kleid verkündete „Finger weg! “. Eine faszinierende Kombination.
    „Für einen Mann“, fuhr er fort, „ist das ungeheuer wichtig.“
    „Aber ja, gewiss“, sagte sie. „Das Aussehen einer Frau ist das Allerwichtigste. Ihr Denken tut rein gar nichts zur Sache.“
    „Das käme darauf an“, meinte er, „woran sie denkt.“
    Daphne dachte, dass es sehr schwer war, in Mr. Carsingtons Nähe zu denken.
    Eigentlich löste sie knifflige Probleme mit Leichtigkeit. Aber zu den jüngsten Ereignissen wollte ihr partout nichts Vernünftiges einfallen.
    Sie ließ sich auch nicht leicht ablenken. Es bedarf nämlich ungeheurer Konzentration - sowie eines beharrlichen Wesens -, um über der ägyptischen Schrift nicht den Mut zu verlieren.
    Ein Erdbeben oder Artilleriefeuer hätten sie nicht weiter irritiert.
    Ihn hingegen fand sie höchst irritierend.
    Sie war sich seiner versonnenen Miene, mit der er ihre Größe schätzte und über die Farbe ihres Haars nachgrübelte, durchaus bewusst gewesen.
    Nun aber, da sie Udail hinausgeschickt hatte, um die Esel bereit zu machen, merkte sie, wie Mr. Carsingtons Aufmerksamkeit von ihrer Person abschweifte und sich auf ihr Studienmaterial richtete.
    Sie erinnerte sich an ihre aufgebrachte Reaktion, als sie die Unordnung bemerkt hatte. Was hatte sie gesagt? Hatte sie sich verraten? Aber nein, das war höchst unwahrscheinlich. Die kleine Finte war ihr mittlerweile zur Gewohnheit geworden, fast zur zweiten Natur. Miles hatte es da schon viel schwerer, sich als den brillanten Gelehrten auszugeben. Zum Glück gab es aber nur sehr wenige Menschen, die genug von der

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