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Eine hinreißende Schwindlerin

Eine hinreißende Schwindlerin

Titel: Eine hinreißende Schwindlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: COURTNEY MILAN
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eingefallen.“
    Beim teuflischen Glitzern seiner Augen stockte Jenny das Blut in den Adern. Was immer dieser schreckliche Mann jetzt sagen würde – es war ihm bestimmt nicht eben erst eingefallen.
    „Was sollte sie daran hindern, zu behaupten, dass eigentlich ein ganz anderes Mädchen für mich vorherbestimmt war? Dass ich zum vereinbarten Zeitpunkt zwei Mädchen gesehen und ich mich für das falsche entschieden habe?“
    Er hatte sie durchschaut. Ihr lief ein eisiger Schauer über den Rücken.
    Ned runzelte die Stirn. „Ich weiß nicht. In dem Fall müssten wir die Wette wohl für ungültig erklären.“
    Der Marquess schüttelte den Kopf. „Ich habe eine bessere Idee. Da Madame Esmeralda ja bereits alles in der Apfelsine gesehen hat, wird sie das richtige Mädchen sofort identifizieren können.“ Er sah ihr tief in die Augen, und alle ihre Gedanken – ihre Sorge um Ned, die Angst vor ihrer eigenen Einsamkeit – traten unter diesem Blick plötzlich offen zutage. Blakelys Mundwinkel zuckten. „Wir nehmen sie mit.“

2. KAPITEL
    Gareth Carhart, Marquess of Blakely, hatte genau eine Stunde für dieses Unternehmen veranschlagt. Fünfzehn Minuten, um zu dieser Wahrsagerin zu fahren, fünfzehn Minuten für den Heimweg. Eine halbe Stunde, so hatte er vermutet, würde reichen, um ihr haarsträubendes Lügengebäude zum Einsturz zu bringen.
    „Ich kann nicht mitgehen.“ Madame Esmeraldas Stimme klang leise und unsicher.
    „Warum denn nicht?“ Ned drehte sich zu ihr um und sah aufrichtig verwirrt aus. Gareths junger Cousin hatte die Hände auf die Knie gelegt und hielt den Körper voll und ganz der Frau zugewandt. Und genau das war Gareths Problem.
    Als Gareth vor Jahren England verlassen hatte, war Ned noch ein Kind gewesen, das sich bei jeder Gelegenheit an ihn geklammert hatte. Jetzt war er fast einundzwanzig – und immer noch über alle Maßen verwundbar. Deswegen glaubte er jedes einzelne Wort, das diese Frau von sich gab.
    Da Neds Vater nicht mehr lebte, war Gareth fast so etwas wie eine Vaterfigur für ihn geworden. Er war für Ned verantwortlich – und verantwortungsbewusste Aristokraten ließen ihre jungen Cousins nicht einfach in die Fänge von Wahrsagerinnen geraten.
    „Ich bin sicher, Madame Esmeralda hat einen triftigen Grund, warum sie nicht mitkommen kann.“ Gareth sah sie mit hochgezogenen Brauen an und warf seinen Köder aus. „Ich vermute, sie hat zu dem Zeitpunkt eine andere Verabredung.“ Sollte sie doch zustimmen. In dem Fall würde er sie fragen, welcher Art diese Verabredung war. Darüber würde sie trotz ihrer viel gepriesenen Fähigkeiten keine Auskunft geben können, und dann war es ihm ein Leichtes, diese alberne Scharade zu beenden, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
    Aber sie schluckte den Köder nicht. Ihre Nasenflügel bebten vor Empörung und sie presste die Lippen aufeinander. „Sie versuchen, mich zu überlisten, Mylord.“
    Gareth gelang es kaum, seine Überraschung zu kaschieren, dennoch hob er in einer arroganten Geste das Kinn. „Ich versichere Ihnen“, erwiderte er kühl, „dass das nicht meine Absicht ist.“
    Sie verdrehte die Augen. „Sie wollen mich wissenschaftlich auf die Probe stellen? Dann tun Sie das, aber ohne mir dabei solche Fallen zu stellen. Und lügen Sie mich niemals an, denn das war eindeutig Ihre Absicht.“
    Er verspürte ein Prickeln im Nacken, lehnte sich wieder zurück und empfand die einsetzende Stille als äußerst unangenehm. Madame Esmeralda stand leicht nach vorn gebeugt da. Es war schon sehr lange her, dass jemand so mit ihm gesprochen hatte. Er hatte sie in der Tat angelogen. Er hatte vorgehabt, sie zu überlisten, damit sie sich selbst verriet. Er hatte nur nicht erwartet, dass sie das bemerken würde. „Sie versuchen, vom Thema abzulenken“, warf er ihr vor. „Warum können Sie nicht zum Ball gehen?“
    „Weil ich nicht eingeladen bin“, fuhr sie ihn an. Dann blickte sie zu Boden. „Außerdem habe ich nichts zum Anziehen.“
    Ned lachte amüsiert auf.
    Was kein Wunder war. Was für eine typisch weibliche Antwort! Er sah sie wieder an. In diesem Moment – vielleicht lag es am Licht oder an der Art, wie sie die Lider gesenkt hielt – durchzuckte Gareth ein Stich. Madame Esmeralda war zwar keine Dame, aber ganz eindeutig eine Frau, eine hübsche noch dazu. Sie verbarg ihre Weiblichkeit unter diesen unschmeichelhaften Schichten von Stoff und Schminke. Auch das eine Lüge, bestehend aus Tuch und Puder anstatt aus Worten.

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