Eine Hochzeit wie im Maerchen
nicht bewegen“, seufzte Ariana.
„Geht mir genauso.“
„Und Hunger habe ich auch“, gestand sie. „Warum lassen wir nicht etwas zum Essen liefern? Dann müssen wir nicht mehr aus dem Haus.“
„Abendessenszeit? Ist es schon so spät?“ Ein kurzer Blick auf die Uhr, und Lazz fluchte leise. „Stell dich nicht auf einen gemütlichen Abend zu zweit ein, dein Vater kann jeden Augenblick hier sein.“
Erschrocken setzte sie sich kerzengerade im Bett auf. Während der letzten Wochen hatte sie halb unbewusst auf einen Anruf Vittorios gewartet, von dem ihr weiteres Schicksal abhing: Hatte er den Brimstone gefunden? Und war sie damit gerettet? Oder würde ihre Welt zusammenbrechen, wenn Lazz dahinterkam, dass sie ihn betrogen hatte?
Nervös fiel sie in ihre Muttersprache. „Papa? Er kommt her? Warum denn das? Ist er nicht in Italien?“
„Ich habe ihn gebeten, den Brimstone herzubringen.“
„Jetzt schon? Aber die drei Monate sind noch nicht um. Wozu die Eile?“, fragte sie und verspannte sich noch mehr.
Verwundert sah Lazz sie an. „Um den Wert des Steins zu ermitteln, muss er von Fachleuten begutachtet werden. So etwas kann dauern. Darum möchte ich ihn jetzt schon hier in San Francisco haben. Ganz einfach.“
„Und Papa hat zugesagt, ihn zu bringen?“
„Er kommt heute an.“
Nachdem sie tief eingeatmet hatte, sagte sie: „Schön, ich freue mich auf das Wiedersehen mit Papa. Komisch, mir gegenüber hat er nichts von seinem Besuch erwähnt.“ Wahrscheinlich, weil er den Brimstone nicht gefunden hatte!
„Du weißt ja, dass wir den Stein heil lassen. Die Dantes werden den Romanos den hälftigen Wert auszahlen. Denn der Legende nach bringt es kein Glück, ihn zu teilen.“
„Wirklich?“, fragte sie interessiert.
„Der Überlieferung nach muss er von selbst zerspringen. Und das tun Diamanten normalerweise nicht.“
„Und bis dahin will deine Familie ihn gut aufheben?“ Als er nickte, erkundigte sie sich: „Und was ist, wenn er zerspringt? Bekommt man dann etwas?“
„Ja. Man wird reich.“
Sie lachte. „Sagt das die Legende?“
„Nein. Das sage ich. Nach der Legende bringt es Glück und Segen bis ans Ende der Tage. Du siehst, in unserer Familie gibt es viele schöne Geschichten. Inferno …, Brimstone …“
In diesem Moment klingelte es an der Tür, und sie sprangen aus dem Bett, um sich schnell anzuziehen. Da Lazz als Erster fertig war, ging er voraus.
Gerade, als er Vittorio zur Begrüßung die Hand gab, kam Ariana hinzu. Sofort bemerkte sie, dass ihr Vater nervös war. „Hoffentlich stört es euch nicht, dass ich etwas früher da bin.“
„Überhaupt nicht“, meinte Lazz und deutete auf die Bar. „Möchtest du etwas trinken?“
„Scotch mit Soda, bitte. Einen doppelten.“
Ihr Vater trank? Und wich ihrem Blick aus? Mit einem Mal wusste sie es: Er hatte den Stein nicht wiedergefunden und war nur gekommen, um es zuzugeben. Sie schloss die Augen. Wenn das doch nicht wahr wäre! Ihre Ehe sollte nicht zu Ende sein, bevor sie richtig begonnen hatte.
Als Lazz den Drink fertig hatte und Vittorio das Glas reichte, fragte er ruhig: „Stimmt etwas nicht?“
„Gerne würde ich euch dieses Gespräch ersparen, aber irgendwann müsst ihr es erfahren.“
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, sagte Lazz: „Ich vermute mal, das bedeutet, du hast den Brimstone nicht, stimmt’s? Ist es das, was du uns mitteilen möchtest?“
„Ja.“ In einem Zuge leerte er sein Glas. „Leider.“
„Oh, Papa“, flüsterte Ariana.
„Ich wollte dich anrufen und es dir sagen, bambolina , aber …“
Noch immer bemüht ruhig hakte Lazz nach: „Was ist mit dem Diamanten? Und wo ist er?“
„Als Dominic gestorben war, habe ich ihn aus dem Schließfach geholt“, gestand Vittorio zögernd.
Ariana ließ sich in einen Sessel fallen und meinte ungläubig: „Wie bitte? Damals schon?“ Vor der Trauung hatte das anders geklungen. „Also ist der Diamant schon seit Jahren weg?“
„Ja. Das war so: Primo wusste gar nicht, dass Dominic den Diamanten an sich genommen und in dem Fach verwahrt hatte. Nach Dominics Tod wollte ich den Stein zurückgeben und habe es geöffnet. So ist der Brimstone in meinen Besitz gelangt“, erzählte Vittorio schuldbewusst.
„Das war immerhin anständig von dir“, meinte Lazz, noch immer gefasst.
„Bevor ich ihn aber zurückgeben konnte“, fuhr Vittorio fort und wurde rot, „war er wie vom Erdboden verschwunden. Alles habe ich abgesucht, aber er schien sich in
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