Eine Hochzeit wie im Maerchen
einfach. „Komm, ich stelle dich den Kindern vor.“
Sobald er sie bei der Hand nahm, entstand sofort das typische Prickeln. Selbst als das Programm begann, war das Band zwischen ihnen immer noch deutlich zu spüren.
Beim Mittagessen las Ariana aus dem neuesten Buch vor. Dabei drückte sie liebevoll eins der Kinder an sich, das auf ihrem Schoß saß. Lazz hielt das Buch für sie und blätterte die Seiten um.
Ob sie wusste, dass in dieser gefühlvollen Situation ihr Akzent deutlicher wurde als sonst? Möglich, dass niemand außer ihm es bemerkte … Und noch etwas fiel ihm auf: Wie ruhig sie von einem Tisch zum anderen ging, um sich mit jedem einzelnen Kind zu unterhalten, mit ihm zu lachen oder es herzlich zu umarmen.
Als die Veranstaltung dem Ende entgegenging, kam sie zum letzten Tisch. Dort saß ein schüchternes Mädchen mit besonders schweren Brandverletzungen. Obwohl die Kleine ein bereits ziemlich ramponiertes Mrs.-Pennywinkle-Buch an sich gedrückt hielt, war sie die Einzige, die keine Nancy-Puppe hatte.
„Mag Cecelia denn keine Puppen?“, flüsterte Ariana der Mutter zu, die rot wurde. „Wir können uns keine leisten“, antwortete sie leise. „Höchstens vielleicht zu Weihnachten …“
Lazz entging nicht, dass seiner Frau Tränen in die Augen traten. Indem sie auf ihre eigene Puppe wies, erklärte sie dem Mädchen: „Weißt du, dass das die allererste Nancy-Puppe ist?“
Mit ungläubigem Staunen fragte Cecelia: „Wirklich? Die erste von allen?“ Vorsichtig streckte sie die Hand danach aus und berührte das durch die Jahre in Mitleidenschaft gezogene Kleid. Sofort entschuldigte sie sich und zog die Hand wieder zurück.
„Fass sie ruhig an.“ Liebevoll legte ihr Ariana die Puppe in den Arm. „In Wahrheit ist sie eine Zauberpuppe, wahrscheinlich, weil sie eben die erste war. Genau wie in den Büchern muss sie bei jemandem leben, der ihre Hilfe braucht. Sonst schwindet nämlich ihre Zauberkraft.“
Cecelia wagte kaum zu atmen. „Sie möchte zu jemandem – wie mir?“
„Genau“, bestätigte Ariana. „Und zwar so lange, bis du ohne sie klarkommst.“
Nachdenklich biss sich das Mädchen auf die Lippe. „Und wenn das sehr lange dauert, wegen meiner vielen Operationen?“
„Nancy macht das nichts aus. Sie bleibt so lange bei dir wie nötig. Und danach gibst du sie jemandem, der ihre Hilfe nötiger hat als du.“
Voller Verehrung blickte die Kleine zu Ariana auf und versicherte feierlich: „Ja, das verspreche ich.“
Lazz ahnte, wie schwer es seiner Frau gefallen sein musste, sich von ihrer geliebten Puppe zu trennen. Aber sie erhob sich, lächelte freundlich und ging, ohne sich noch einmal umzudrehen. Nachdem er eine Entschuldigung gemurmelt hatte, folgte er ihr und berührte sie am Arm. Seine Anteilnahme würde ihr guttun.
„Halt durch! Dauert nicht mehr lange“, munterte er sie auf.
Am Podium blieb er stehen und bedankte sich in einer kurzen Rede bei allen Helfern und Teilnehmern. Bestimmt würden sich die Kinder noch lange an diesen schönen Tag erinnern.
Zu Ariana gewandt, deutete er auf einen Nebenausgang. „Gehen wir.“
„Nicht nötig. Ich schaffe es bis zum Schluss“, beharrte sie.
Am Klang ihrer Stimme merkte Lazz, wie entschlossen sie war, hierzubleiben, obwohl es an ihren Kräften zehrte. Argumente hätten zu nichts geführt. Daher geleitete er sie wortlos hinaus in einen der Hotelflure. Als er die Saaltür hinter ihnen geschlossen hatte, zog er seine Frau an sich und küsste sie.
In den ersten Sekunden fühlte sie sich völlig steif an, doch dann entspannte sie sich und erwiderte den Kuss.
Voller Zärtlichkeit betrachtete er sie. „Geht es dir gut? Sicher ist es dir nicht leichtgefallen, Nancy wegzugeben.“
„Anderen helfen, ohne nach Gegenleistung zu fragen, das ist die Botschaft von Mrs. Pennywinkle. Wie ein roter Faden zieht sie sich durch all ihre Bücher. Und immer, wenn sie einem Menschen geholfen hat, wandert die Puppe weiter zum nächsten. Wie hätte ich da meine Nancy für mich behalten können?“
„Stimmt. Das hätte nicht zu dir gepasst.“ Liebevoll legte er ihr den Arm um die Schulter. „Komm, lass uns nach Hause gehen.“
„Gute Idee.“
In der Wohnung nahm Ariana ihn bei der Hand, doch dieses Mal führte sie ihn nicht ins Schlafzimmer, sondern öffnete die Tür zu ihrem Zimmer.
Staunend sah er sich darin um. „Wow!“, rief er anerkennend aus. „Stimmt’s, das ist alles von dir? Ich erkenne nämlich deine Bilder mit ziemlicher
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