Eine Hochzeit zum verlieben
Toby!“, rief Gabriella mit zitternder Stimme. „Und zwar sofort!“
„Willst du denn gar nicht hören, wie du deine Ehe mit Rufus sofort beenden kannst, ohne auf die fünfundzwanzig Millionen verzichten zu müssen?“
Vehement schüttelte sie den Kopf. „Mich interessiert gar nichts, was du zu sagen haben könntest!“
„Aber du hast ja noch gar nicht gehört …“
„Will ich auch nicht“, unterbrach sie hitzig. Sie wusste, dass jeder Vorschlag von Toby jemand anderem zum Nachteil gereichen musste. In diesem Fall klang es ganz danach, als ob Rufus betroffen wäre. „Woher weißt du überhaupt, dass wir geheiratet haben?“
„Durch ein schlichtes Telefonat mit David Brewster. Er hat mir hocherfreut mitgeteilt, dass ihr beide die Testamentsbedingungen erfüllen wollt.“ Er zog eine Grimasse. „Ich habe irgendwie den Eindruck, dass der distinguierte Anwalt mich nicht mag!“
„Ich kann mir gar nicht denken, warum dem so sein soll te“, murmelte Gabriella sarkastisch. „Aber ich nehme an, dass du die Reporter an unserem Hochzeitstag zum Standesamt geschickt hast, oder?“
„Ein kleiner Scherz meinerseits. Da ich weiß, wie du und Rufus zueinander steht, dachte ich mir, dass es lustig wäre, wenn euer Hochzeitsfoto in der Zeitung erscheint.“
„Und wie stehen wir deiner Meinung nach zueinander?“
„Rufus empfindet offensichtlich nichts als Verachtung für dich. Und du hegst wohl Argwohn gegen ihn.“
Nun, was Rufus’ Einstellung Gabriella gegenüber anging, lag Toby sicherlich richtig. „Aber das alles geht dich eigentlich nichts an. Ich glaube, ich hatte dich gebeten zu gehen.“
„Und ich glaube, ich habe dir gesagt, dass ich einen interessanten Vorschlag für dich habe.“
„An dem ich nicht interessiert bin.“
„Sag das nicht, solange du nicht gehört hast, worum es geht.“
„Das muss ich gar nicht. Jeder ‚interessante Vorschlag‘ von dir ist von vornherein verdächtig.“
„Sehr witzig!“ Er seufzte ungehalten. „Es geht darum, Gabriella, dass du durchaus vor Ablauf der sechs Monate aus der Ehe mit Rufus aussteigen kannst. Denn wenn ich dann erbe, mache ich halbe-halbe mit dir.“
Fassungslos blickte sie ihn an.
„Und danach können wir beide heiraten, wenn du willst“, schlug er vor. „Ich habe dich immer begehrt, Gabriella …“
„Ich bleibe lieber mit Rufus verheiratet – der mich ja nur verachtet, wie du behauptest –, als dich zu heiraten!“
„Das ist aber gar nicht nett“, murmelte Toby und kam einen Schritt auf sie zu.
„Komm ja nicht näher!“, rief Gabriella ängstlich.
„Oder was?“
„Ich warne dich, Toby!“ Mit aufsteigender Panik fragte sie sich, was sie tun sollte, falls er sich ihr erneut aufdrängte. Hilfeschreie würden zu einer peinlichen Szene mitten im Kaufhaus führen, aber sie konnte diesen Mann auf keinen Fall an sich heranlassen. Er widerte sie so an, wie noch niemand zuvor, und er schien den Vorfall vor drei Monaten lediglich für einen Scherz zu halten.
„Was willst du tun, Gabriella?“, höhnte er. „Diesmal ist kein lieber Onkel James da, um dich zu beschützen.“ Seine Miene verhärtete sich. „Und wenn ich bedenke, dass du der Grund dafür bist, dass er mich enterbt hat, finde ich, dass du ein bisschen … netter zu mir sein solltest.“
„Ich werde ganz gewiss niemals ‚netter‘ zu dir sein, Toby“, entgegnete sie mit fester Stimme, obwohl seine Nähe ihr Angst machte. „Und jetzt musst du gehen. Wenn Rufus dich hier sieht, gibt es Ärger.“
„Aber ich will, dass wir beide wieder Freunde werden.“
Sie waren nie befreundet gewesen, nur Mitglieder derselben Familie, die bei Zusammenkünften miteinander geplaudert hatten, und seit jenem Vorfall existierte nicht einmal mehr diese oberflächliche Verbindung.
„Du musst jetzt wirklich gehen“, beharrte sie. „Rufus kann jeden Moment hier auftauchen!“
„Der macht mir keine Angst.“
„Ach nein?“, sagte Rufus in eisigem Ton, während er das Laken am Eingang hob und den Restaurantbereich betrat. Seine verschlossene Miene verriet nichts von seinen Gedanken zu dem kurzen Wortwechsel, den er gerade mitgehört hatte.
Denn er war sich nicht sicher, was das alles zu bedeuten hatte. Wollte Gabriella wirklich, dass Toby verschwand? Oder wollte sie nur verhindern, dass sie zusammen gesehen wurden?
Auch wenn Rufus allein bei ihrem Anblick fast verrückt vor Verlangen wurde, hatte das nichts an seiner Meinung bezüglich ihrer Geldgier geändert.
Sicher
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