Eine Hochzeit zum verlieben
Gesicht. „Ich habe Mr. Greshams Testament selbst aufgesetzt, und ich kann Ihnen versichern, dass es keine Umgehungsklausel, keinen Handlungsspielraum gibt.“
„Ihr werdet offenbar keinen roten Heller sehen, wenn ihr euch nicht fügt“, warf Toby trocken ein.
Dass er die Situation gewaltig zu genießen schien, war nicht weiter verwunderlich. Toby liebte nichts mehr als Zwie tracht – vor allem, wenn er sie selbst gesät hatte.
Wie drei Monate zuvor …
Gerade deshalb ergab die Verwirkung des Erbanspruchs zu seinen Gunsten keinen Sinn. Vor seinem Tod war James sehr zornig auf seinen Neffen gewesen und hatte ihn nach dem Vorfall mit Gabriella nicht einmal mehr sein Haus betreten lassen. Ganz gewiss wollte er nicht, dass Toby die Kaufhäuser, das Geld oder die Liegenschaften erbte.
Warum also hatte James diese unanfechtbare Klausel aufgestellt? Er hatte doch genau gewusst, dass Rufus und Gabriella einander nicht ausstehen konnten! Was ihn über Jahre sehr bekümmerte, weil er sich eine große glückliche Familie gewünscht hatte.
War diese Sehnsucht groß genug gewesen, um eine Heirat der verfeindeten Stiefgeschwister zu erzwingen?
Aber dieser Schritt musste doch dazu führen, dass sich die gegenseitige Abneigung verstärkte statt verflüchtigte!
„Was ist los, Gabriella?“, spottete Rufus sanft. „Zählt eine Heirat mit mir inzwischen nicht mehr zu deinen ehrgeizigen Zielen?“
Sie hob das Kinn. „Nicht mehr, als eine Heirat mit mir je zu deinen Zielen gehört hat.“
„Demnach also gar nicht“, erwiderte er kühl.
„Genau.“
„Ist diese Situation nicht umwerfend komisch?“, warf Toby ein. „Eigentlich könnt ihr beide euch den Versuch sparen, miteinander zu leben. Es ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Ihr solltet mir den hübschen Zaster lieber gleich aushändigen.“
„Miss Benito und Mr. Gresham haben eine Woche Zeit, um eine Entscheidung zu fällen“, warf David Brewster streng ein.
Toby nickte mit einem zufriedenen Grinsen, vollkommen unberührt von der Feindseligkeit, die ihn umgab. „Ach, ich glaube, ich kann eine Woche warten.“
Der Anwalt ignorierte geflissentlich den Einwurf. „Es gibt noch eine weitere Bedingung in Mr. Greshams Testament, die Sie beide hören sollten, bevor Sie diese Entscheidung treffen.“
„Dann lassen Sie hören“, murrte Rufus argwöhnisch.
„Wortwörtlich steht hier geschrieben: ‚Die beiden Kaufhäuser gehen, wie bereits verlesen, nach Ablauf der geforderten sechs Monate in den alleinigen Besitz meines Sohnes Rufus James Gresham über. Aber das Restaurant im Londoner Kaufhaus ist zu renovieren, unter dem Namen Gabriella’s neu zu eröffnen und auf unbegrenzte Dauer Gabriella Maria Lucia Benito zu überlassen, die dann Gabriella Gresham zu heißen hat.‘“
Rufus rang nach Atem. „Mit anderen Worten: Mein Vater erwartet nicht nur, dass ich Gabriella heirate und sechs Monate mit ihr zusammenlebe, sondern dass ich auch noch mit ihr zusammenarbeite – und zwar für immer?“ Er sprach mit eisiger Beherrschung, denn er war fest entschlossen, sich kein zweites Mal von dem Zorn überwältigen zu lassen, der in ihm tobte. Doch er spürte einen Muskel an seinem Kiefer zucken.
„Dem ist so, ja“, bestätigte David Brewster niedergeschlagen.
„Dürfte ich bitte darauf hinweisen, dass er auch von mir erwartet, mit dir zu leben und zu arbeiten?“, warf Gabriella ein.
Mit sachlichem Zynismus erkannte Rufus, dass sie ebenso wenig wie er auf diese Klauseln im Testament seines Vaters gefasst gewesen war. Vielmehr hatte sie damit gerechnet, dass ihr Anteil ihr einfach in den Schoß fallen würde.
Ihm war ihre Reaktion auf die Erwähnung der „ausstehenden Gelder“ im Testament nicht entgangen. War sein Vater etwa so dumm gewesen, ihr Geld zu leihen?
Rufus musterte sie mit kaltem Blick, völlig ungerührt von ihren bleichen Wangen. „Ich leite bereits die Geschäfte, be sitze bereits mein eigenes Haus, habe bereits ein eigenes Vermögen. Was meinst du, wer von uns beiden hier mehr zu gewinnen hat?“
„Seht ihr?“, lächelte Toby. „Ihr habt absolut keine Chance, sechs Monate zusammenzuleben, ohne euch gegenseitig umzubringen!“ In nachdenklichem Ton fügte er hinzu: „Andererseits würde das ja bedeuten, dass ich trotzdem erbe …“
„Ich glaube kaum, dass derartige Bemerkungen in dieser Situation in irgendeiner Form hilfreich sind, Mr. Reed“, tadelte der Anwalt ungehalten. Dann fuhr er steif fort: „Miss Benito und Mr.
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