Eine Hochzeit zum verlieben
Gresham, ich schlage Ihnen vor, dass wir uns in einer Woche erneut hier treffen, zur selben Zeit. Dann können Sie mir Ihre Antwort geben.“ Mit unbewegter Miene wandte er sich wieder an Toby und fügte hinzu: „Mr. Reed, Ihre Anwesenheit wird nicht erforderlich sein.“
Ein Glück, dachte Rufus, bevor er laut fragte: „Beinhaltet der Letzte Wille meines Vaters keine weiteren Bedingungen, über die wir in Kenntnis gesetzt werden sollten, bevor wir unsere Entscheidung treffen?“
David Brewster begegnete seinem Blick und zögerte kurz, bevor er erwiderte: „Nein. Ich versichere Ihnen, dass nichts weiter in Mr. Greshams Testament steht, was Ihre Entscheidung beeinflussen könnte.“
„Wie wäre es, wenn wir drei jetzt zusammen essen gehen und über alles reden?“, schlug Toby munter vor, während er aufstand.
Gabriella wusste, dass sie im Augenblick keinen Bissen hinuntergebracht hätte. Und allein der Gedanke, zusammen mit Toby an einem Tisch zu sitzen, rief bei ihr Übelkeit hervor.
„Ich glaube kaum“, entgegnete Rufus schroff. Zu ihrer Überraschung nahm er sie mit stählernem Griff am Arm. „Gabriella und ich haben offensichtlich einige Dinge zu be sprechen, aber wie Mr. Brewster schon betont hat, bist du vom weiteren Verlauf nicht mehr betroffen.“
Mit gerunzelter Stirn sah Gabriella ihren Stiefbruder an. Auch mit ihm wollte sie nirgendwohin gehen. Sie versuchte, sich dem stählernen Griff um ihren Arm zu entziehen. Doch der Versuch misslang.
Toby, dem der kleine Machtkampf nicht entging, grinste – weiterhin völlig unbekümmert. „Lasst mich einfach wissen, wenn ihr beide beschließt, nicht zu heiraten.“
Heiraten.
Das Wort hallte in ihrem Kopf.
Rufus.
Allein die Vorstellung, ihn zu heiraten, rief einen Schauer des Entsetzens hervor.
Aber sie hatte nicht immer so empfunden; früher hätte sie der Gedanke, Rufus’ Frau zu werden, überglücklich gemacht.
Bevor sie gelernt hatte, ihn zu hassen.
Bevor sie erfahren hatte, wie sehr er sie hasste.
2. KAPITEL
Rufus spürte deutlich, wie Gabriella seine Hand abzuschütteln versuchte, als sie Davids Brewsters Büro verließen. Doch er war fest entschlossen, ihren Rückzug zu verhindern. Sie mussten miteinander reden. Noch an diesem Tag. Sofort.
„Auf Wiedersehen“, sagte er bedeutungsvoll zu Toby, sobald sie alle auf der Straße standen.
„Ruf nicht an, wir melden uns bei dir?“, konterte Toby spöttisch.
Rufus presste die Lippen zusammen. Er hatte seinem Cousin nie besonders nahegestanden. Auch James hatte Toby, den Sohn seiner einzigen Schwester, lediglich notgedrungen toleriert. Doch selbst diese Duldung hatte er drei Monate zuvor aus irgendeinem Grund jäh beendet.
„Rechne lieber nicht damit, von uns zu hören“, riet Rufus trocken.
Toby lachte. „Ach, ich werde schon von dir hören – oder von Brewster. So oder so, das ist mir egal. Es ändert nichts am Endergebnis.“
Gabriella, die den Wortwechsel stumm verfolgte, konnte nicht mehr an sich halten und sagte: „Hast du schon mal daran gedacht, dass Rufus und ich dic h vielleicht noch weniger mögen als einander?“
Daraufhin musterte Toby sie mit einem frechen Blick aus seinen leuchtend blauen Augen. „Nein.“
Ihre Verachtung gegenüber diesem skrupellosen Mann brach sich nun Bahn. „Dann würde ich an deiner Stelle mal damit anfangen.“
Unbekümmert zuckte er mit den Schultern. „Selbst wenn ihr beide euch an dieser Scheinehe versucht, sie wird niemals halten.“
„Wir müssen ja auch nur ein halbes Jahr zusammenleben“, warf sie ein.
„Ich glaube nicht, dass ihr es sechs Stunden unter einem Dach aushalten würdet, geschweige denn sechs Monate!“
Die Tatsache, dass er durchaus recht behalten könnte, schürte Gabriellas Wut noch mehr. „Du wirst dich noch wundern!“
„Das bezweifle ich“, erwiderte er gelangweilt. „Nun dann, Rufus, mach’s gut.“ Damit wandte er sich ab, schlenderte die Straße hinab und rief grinsend über die Schulter zurück: „Ciao, Gabriella!“
„Ich hatte bis jetzt immer den Eindruck, dass ihr zwei euch mögt“, bemerkte Rufus nachdenklich.
Gabriella drehte sich zu ihm um. „Eindrücke können täuschen“, murmelte sie.
Nicht in deinem Fall, dachte er. Sie war die Tochter ihrer Mutter, und er tat gut daran, das nicht zu vergessen. Spöttisch verzog er die Lippen. „Dann ist es also wahr, dass du Toby noch mehr verabscheust als mich?“
„Ja!“, bestätigte sie vehement.
Früher hatten Gabriella und Toby sich
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