Eine Jungfrau Zu Viel
meine Hündin mit ihrer kostbaren Fracht an ihnen vorbeistolzierte und sie weiterhin wütend anknurrte.
Der Flamen raffte den Umhang um sich und schlich die Stufen hinauf. Seine Diener, vier an der Zahl, formierten sich zögernd am Fuß der Treppe, um ihn von hinten zu schützen, und als er drinnen verschwunden war, nahmen sie in lässigerer Haltung ihren Posten bei der Sänfte ein. Nuxie ließ ihren Knochen mitten auf der Straße fallen. Mit gesenktem Kopf lief sie rund um ihn herum und schob mit der Nase imaginäre Erde über den Knochen. Dann, überzeugt davon, dass ihr Schatz jetzt unsichtbar war, schlenderte sie davon, auf der Suche nach interessanteren Dingen.
Petronius, der es mehr mit Katzen hatte, lachte leise in sich hinein. Ich klopfte ihm auf die Schulter und wedelte mit den Armen, um Mama klar zu machen, dass diese offizielle Angelegenheit nicht von ihrer üblichen liebevollen Erkundigung nach der Verdauung meiner Familie unterbrochen werden sollte, und zwinkerte dann im Vorübergehen dem Korbflechter zu. Leise stieg ich die Treppe hinauf. Die Diener ignorierten mich. Mama rief mich, aber ich war daran gewöhnt, nicht auf meine Mutter zu hören, wenn sie etwas von mir wollte.
Drinnen schnappte ich mir Julia, die in großer Eile auf die vom Flamen offen gelassene Halbtür zukrabbelte. Mit meiner Tochter auf der Schulter und der Hoffnung, sie würde sich still verhalten, lehnte ich mich an die vor kurzem türkis gestrichene Flurwand, um dem Spaß zuzuhören.
Ich fragte mich, was der Flamen erwartet hatte. Was er bekam, war das Mädchen, das ich vor ein paar Minuten allein zu Hause gelassen hatte, ein recht häuslicher Schatz – mit einer impulsiven, rebellischen Ader. Sie hatte mich mit einer sinnlichen Umarmung und einem verführerischen Kuss verabschiedet. Nur ihr abwesender Blick hatte einem Mann, der sie gut kannte, verraten, dass sie ihn am liebsten von hinten sah. Sie konnte es kaum erwarten, sich in die Schriftrollen zu vertiefen, die Papa ihr gestern Abend mitgebracht hatte, abgezweigt aus einer Auktion, die er abhalten sollte. Inzwischen hatte sie sich bestimmt über den Schriftrollenkasten hergemacht und die erste glückselig aufgerollt. Die Unterbrechung durch den Priester hatte sie mit Sicherheit wütend gemacht.
Sie konnte nicht übersehen, dass er ein Flamen war. Die Kappe und der Birkenspross waren unverkennbar. Senatorentöchter wissen, wie sie sich zu benehmen haben. Aber Frauen von Privatermittlern sagen, was sie denken.
»Ich will zu einem Mann namens Falco.«
»Sie befinden sich in seinem Haus. Leider ist er nicht da.« Obwohl sie freundlich sprach, merkte ich sofort, dass sie ihn nicht leiden konnte.
Helenas Akzent war kultivierter als der des Flamen. Seine Vokale klangen hässlich, obwohl er so tat, als wäre er etwas Besseres. »Ich werde warten.«
»Das kann dauern. Er ist zu seiner Mutter gegangen.« Trotz der Tatsache, dass ich Mama in der Brunnenpromenade ausgewichen war, hatte ich wirklich vorgehabt, ihr von Famia zu erzählen.
Wenn der Flamen gehört hatte, dass ich Privatermittler war, dachte er vermutlich, Helena sei ein Überbleibsel eines meiner früheren Abenteuer. Was stimmte. Er würde angenommen haben, sich mit einem harten Mann in einer verwahrlosten Unterkunft in Verbindung zu setzen, dessen Gefährtin den verknitterten Charme eines alten Schnürsenkels besaß. Ein großer Fehler.
Inzwischen musste ihm klar geworden sein, dass Helena jünger, schärfer und kultivierter war, als er erwartet hatte. Seine verkniffene Nase musste erkannt haben, dass er in einem kleinen, aber makellos sauberen Zimmer stand (täglich von Mama gewienert, während wir auf Reisen waren). Ein typisches Zimmer für den Aventin, in dem es trotz des offenen Fensterladens nach Kleinkind, Haustieren und dem Essen vom vorherigen Abend roch. Nur war es an diesem Morgen mit einem volleren, exotischeren, wesentlich teureren Parfumduft eines seltenen Balsams auf der warmen Haut unter Helenas leichtem Kleid erfüllt. Sie war in Blau gekleidet. Ungeschminkt, ohne Schmuck. Sie brauchte beides nicht. So, wie sie war, konnte sie einen unvorbereiteten Mann erschrecken und in Verwirrung stürzen.
»Ich muss mit dem Ermittler sprechen«, quengelte der Flamen.
»Oh, das Gefühl kenne ich!« Ich stellte mir vor, wie Helenas große braune Augen tanzten, während sie den Priester hinhielt. »Aber seine Spezialität ist das Ausweichen. Er wird kommen, wann es ihm passt.«
»Und Sie sind?«, wollte
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