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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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verbittert und gekränkt, wie er aussah, würden viele auf ihn fliegen. Frauen liebten Männer mit Vergangenheit. Na ja, bei mir hatte das doch funktioniert, oder?
    Noch konnte ich ihm zwar nicht die ganze Geschichte über Famia erzählen, hatte jedoch eine Menge anderes zu berichten, was ich ihm auch sagte. Ich hatte keine Hemmungen, mich über Anacrites’ Tändelei mit dem Gladiatorenschwert zu verbreiten. Petro würde sich mit Wonne auf diesen Skandal stürzen, bis Gras über die Famia-Sache gewachsen war und ich ihm das Fiasko mit dem Löwen vertraulich erklären konnte.
    »Hast du Zeit, mit mir zu essen?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Schwiegereltern.«
    »Ach, natürlich«, gab er etwas scharf zurück. Meine Schwiegereltern, wie ich sie jetzt versuchsweise nannte, gehörten zur Senatorenschicht – eine etwas protzige Verbindung für einen Ermittler. Petronius wusste immer noch nicht so genau, ob er sich über mein Glück lustig machen oder verächtlich in den Rinnstein kotzen sollte. »Jupiter, Falco, du brauchst dich doch nicht zu entschuldigen. Du musst ja ganz wild darauf sein, dich als Wunderknaben in kaiserlicher Gunst mit den neu erworbenen Referenzen des mittleren Rangs zu präsentieren.«
    Mir erschien es taktvoll, einen Witz zu machen. »Mit meinen Stiefeln bis zu den Schnürriemen voll stinkender Gänsescheiße.«
    Er ging darauf ein. »Macht sich bestimmt hübsch auf ihren teuren Marmorböden.« Ich bemerkte, dass sich seine Augen leicht verengt hatten. Er hatte etwas gesehen. Ohne den lockeren Plauderton zu ändern, sagte er: »Deine Mama ist gerade um die Ecke der Schneidergasse gebogen.«
    »Danke!«, murmelte ich. »Das könnte genau der richtige Moment sein, sich zu verdrücken und der heiligen Schnäbel anzunehmen …«
    »Nicht nötig«, erwiderte Petronius, jetzt in einem Ton, der echte Bewunderung verriet. »Sieht so aus, als wäre deine neue Rolle gerade zu dir gekommen.«
    Ich drehte mich um und folgte seinem Blick. Am Fuß der wackligen Treppe, die zu meiner Wohnung führte, stand eine schicke Sänfte. Ich erkannte die weiß und purpur gestreiften Vorhänge und die auf der Vorderseite angebrachte charakteristische Medusaverzierung – dieselbe Sänfte, in der gestern die kleine Gaia gekommen war.
    Ein Mann stieg aus. Alles an ihm, seine hochnäsigen Diener, sein fahriges Verhalten und seine lächerliche Kleidung, erfüllte mich mit Entsetzen. Er trug einen zotteligen doppelseitigen Umhang und auf dem Kopf einen mit Wollfäden befestigten Birkenspross; dieses Ding war auf einer runden Kappe mit Ohrenklappen angebracht, die unter dem Kinn mit zwei Bändern gebunden wurde und aussah wie eine Kindermütze, die sich meine kleine Tochter vom Kopf reißen und auf den Boden schmeißen würde. Der Umhang sollte wie die Kleidung eines Helden wirken, aber mein spitzkappiger Besucher gehörte zu einer Kaste, die ich schon immer verabscheut hatte. Dank meiner neuen Stellung war ich gezwungen, ihn mit vorgetäuschter Höflichkeit zu behandeln. Er war ein Flamen, einer der engstirnigen Priester der uralten latinischen Kulte.
    Kaum zwei Tage in der neuen Stellung, und der Drecksack hatte bereits herausgefunden, wo ich wohnte. Ich kannte Mieteintreiber, die einem Mann mehr Aufschub gewährten.

V
     
     
    Nach ein paar Worten mit dem Korbflechter im Erdgeschoss gingen die Diener des Flamen ihm die ausgetretene Treppe zu meiner Wohnung voraus. Draußen auf dem kleinen Vorplatz, wo Gaia mir gestern aufgelauert hatte, nagte Nux an einem großen rohen Knochen. Sie war nur ein kleiner Hund, aber bei ihrem Knurren erstarrte die ganze Kavalkade.
    Es gab eine kurze Auseinandersetzung.
    Nux packte den Knochen, der fast zu schwer für sie war. Ich hatte ihn gesehen – und gerochen –, als ich das Haus verließ, ein verwestes Riesending, das sie nach wochenlangem Reifen wieder ausgebuddelt haben musste. Ein paar Fliegen summten über dem Ding herum. Da die Halbtür hinter ihr geschlossen war, um Julia drinnen und fern von der Hündin zu halten, solange es gefährlich war, blieben Nux nur begrenzte Möglichkeiten. Sie legte die Ohren an und zeigte das Weiße in ihren Augen. Selbst ich hätte mich ihr jetzt nicht genähert. Unter ständigem Knurren tappte sie die Treppe hinunter, mit dem Knochen im Maul, der auf jeder Stufe aufschlug. Die Diener zogen sich hastig zurück und traten dem Flamen dabei auf die Zehen. Am Fuß der Treppe quetschten sie sich zu einem ängstlichen Haufen zusammen, während

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