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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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fragte sie, obwohl sie sich das bereits denken konnte. »Wo war sie denn gestern?«
    »Sie hat eine ihrer Töchter zu einem Empfang begleitet, auf dem junge Mädchen der Königin Berenike vorgestellt wurden.«
    Helena schaute überrascht. »Das klingt gar nicht nach Maia!«
    Genau wie ich lehnte meine Schwester das Getue der oberen Zehntausend ab. Die Aufforderung, bei einem Empfang zu Ehren von Titus’ exotischer Gespielin zu erscheinen, hätte Maia normalerweise so rebellisch gemacht wie Spartakus.
    Petronius schien mehr darüber zu wissen. »Hatte was mit der Lotterie für eine neue Vestalin zu tun.«
    Auch das sah Maia nicht ähnlich.
    »Ich hatte keine Gelegenheit, mit ihr darüber zu sprechen«, sagte ich. »Ihr kennt Maia. Sobald sie mich sah, war ihr klar, dass ich schlechte Nachrichten brachte. Ich war zu Hause – aber wo war Famia? Selbst er hätte normalerweise sein Gepäck daheim abgestellt, bevor er in der nächsten Weinschenke verschwand. Sie erriet, was los war.«
    »Wie nimmt sie die Sache auf?«, fragte Papa.
    »Zu gefasst.«
    »Was soll das heißen? Sie ist sehr vernünftig. Sie würde nie Theater machen.« Er hatte keine Ahnung von seinen jüngeren Kindern, Maia und mir. Wie denn auch? Als er sich seiner Verantwortung entledigte, war ich sieben und Maia erst sechs. Er hatte uns beide zwanzig Jahre lang nicht wiedergesehen.
    Als ich Maia sagte, ihr Mann sei tot, sank sie zunächst in meine Arme. Dann machte sie sich sofort wieder los und wollte die Einzelheiten wissen. Ich hatte die Geschichte auf unserer Rückfahrt lange genug eingeübt und fasste mich kurz. Dadurch wirkte mein Bericht noch düsterer. Maia wurde sehr still. Sie hörte auf, Fragen zu stellen. Sie ignorierte alles, was ich sagte. Sie dachte nach. Sie hatte vier Kinder und kein Einkommen. Es gab eine Begräbniskasse, in die Famia auf Druck der grünen Wagenlenkerfraktion eingezahlt hatte. Sie würden für eine Urne und eine Inschrift zahlen, die Maia nicht wollte, aber annehmen musste, um den Kindern ein Andenken an ihren verrufenen Erzeuger zu geben. Vielleicht würden die Grünen ihr auch eine kleine Rente zahlen. Sie war berechtigt, die Kornausgabe für die Armen in Anspruch zu nehmen. Aber sie würde arbeiten müssen.
    Ihre Familie würde ihr helfen. Sie würde uns nicht darum bitten, und wenn wir es ihr anboten, würden wir immer sagen müssen, es sei für die Kinder. Die Kinder im Alter zwischen drei und neun Jahren waren jetzt schon verängstigt, verwirrt und untröstlich. Aber sie waren alle blitzgescheit. Nachdem Maia und ich ihnen vorsichtig erklärt hatten, ihr Vater sei gestorben, hatte ich das Gefühl, sie ahnten, dass wir ihnen etwas verheimlichten.
    Meine Schwester hatte schon vorher Tragödien erlebt. Da war die erstgeborene Tochter, gestorben an einer Kinderkrankheit, etwa in dem Alter, in dem jetzt Marius, ihr ältester Sohn, war. Ich war damals in Germanien und muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Sache immer wieder vergaß. Maia würde nie vergessen. Aber sie hatte ihren Kummer allein getragen; Famia war stets nur ein nutzloser Tölpel gewesen.
    Petronius nahm Papa Julia ab und reichte sie Helena, womit er Papa zu verstehen gab, dass sie gehen sollten. Papa, typisch für ihn, reagierte nicht darauf. »Na ja, sie wird natürlich wieder heiraten.«
    »Sei dir da nicht so sicher«, widersprach Helena leise. Das war ein Rüffel für Männer im Allgemeinen. Auch diesen Wink kapierte Papa nicht. Ich verbarg das Gesicht in den Händen und dachte daran, dass eine attraktive, unbeschützte Frau wie meine Schwester tatsächlich eine Menge Anträge würde abwehren müssen, viele davon widerwärtig. Das war wohl nur einer der Aspekte ihrer Verzweiflung über ihre jetzige Situation. Wenigstens konnte ich ihr helfen, diese Aasgeier loszuwerden.
    »Ich wette …« Papa war auf eine seiner entsetzlichen, boshaften Ideen gekommen. »Ich wette, deine Mutter«, meinte er bedeutungsvoll, »wird sie mit jemandem zusammenbringen, den wir kennen!«
    Ich konnte mich nicht dazu durchringen, auch nur zu überlegen, wen er meinte.
    »Jemand, der ebenfalls einen netten Posten bekommen hat – übrigens herzlichen Glückwunsch, Marcus, das wurde ja auch Zeit; wir müssen das feiern, mein Sohn – zu einem besseren Zeitpunkt, natürlich«, fügte er widerstrebend hinzu.
    Endlich kapierte ich. »Du meinst doch nicht etwa …«
    »Er hat eine gute Stellung, einen soliden Arbeitgeber, eine Menge Knete, steht in der Blüte seines Lebens

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