Eine Kiste explodierender Mangos
Messingtrommeln, die so glänzen, dass man nur mit zusammengekniffenen Augen hinsehen kann. Doch sie spielen trotz der Sonne, trotz des aufgeregten Kommens und Gehens der Kommandosoldaten mit ihren auf den leeren Horizont gerichteten Gewehren. Sie spielen, als wäre das geweiÃte Garnisonskasino mit dem weiÃen Kiesweg das dankbarste Publikum, dem sie je begegnet sind.
Der Griff meines Säbels brennt durch meinen Handschuh. Eine feine Sandschicht hat sich auf meine Schuhe gelegt. Ein letztes Mal inspiziere ich meine Staffel. Die Jungs sind lebhaft, obwohl ihnen unter den Schirmmützen der Schweià in Strömen übers Gesicht läuft. Die hölzernen Kolben ihrer G3-Gewehre sind vermutlich schon mit dem Fleisch ihrer Hände verschmolzen. Wir stehen im Schatten der Kikar-Akazie, aber auch ihr weià getünchter Stamm kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie mehr Dornen als Blätter hat. Ihr Geflecht aus trockenen Zweigen wirft kaum Schatten auf den für unseren Drill mit weiÃen Linien markierten Beton. Obaid blinzelt nach oben. Ich folge seinem Blick. Ziehen Wolken auf? Nein, nichts. Alles, was ich sehe, ist eine Krähe, die, den Schnabel unter die Flügel gesteckt, auf einem Ast ein Schläfchen macht.
Im Kasino wartet das Mittagessen. Brigadegeneräle und Generäle finden sich vor dem Eingang ein, während ihre Kommandosoldaten auf den Dächern der umgebenden Gebäude Stellung beziehen. Der Kapellmeister gönnt seinen Männern keine Ruhe, sein Taktstock tanzt durch die Luft, fordert sie auf, wieder und wieder die gleiche Melodie zu spielen. Er lässt ihn durch die Luft wirbeln, fängt ihn auf und wirft mir einen triumphierenden Blick zu.
Offenbar nähert sich General Zia.
Ich höre die Sirenen, noch bevor ich die beiden Männer auf den weiÃen Yamahas sehe. Sie tragen weiÃe Helme und fahren nebeneinander. General Zias Konvoi kommt wahrscheinlich hinter ihnen, aber alles, was ich sehe, ist eine Sandhose nach der anderen. Der Sturm scheint die Motorräder vor sich herzutreiben. Ohne auf den Sandsturm hinter sich zu achten, fahren sie direkt vor das Kasino. Dort trennen sie sich und fahren in entgegengesetzte Richtungen davon, während ihre Sirenen mitten in einem hohen Ton abgewürgt werden.
Langsam taucht der Konvoi aus dem Sand auf, der in wütenden Wogen auf uns zutreibt. Die Vorhut bilden zwei offene Jeeps mit lauten Sirenen, die mit dem Wind um die Wette heulen, jedoch ersterben, als die Jeeps das Kasino erreichen. Sie laden die Schützen ab und fahren zum Parkplatz. Hinter ihnen kommen zwei schwarze Kabriolett-Limousinen mit anderen Kommandosoldaten. Sie tragen Kampfanzüge und rote Baretts und halten ihre Gewehre nicht nur im Arm. Ihre Uzis zielen auf die Umgebung, haben uns, die Musiker und die Sandhosen im Visier. Ihnen folgen drei schwarze Mercedes-Limousinen mit getönten Scheiben. Der erste trägt eine amerikanische und eine pakistanische Flagge, der zweite eine mit den drei Emblemen der Streitkräfte und der dritte eine pakistanische Flagge auf der einen und die des Oberkommandierenden der Armee auf der anderen Seite. Durch die getönten Scheiben erhasche ich einen Blick auf groÃe weiÃe Zähne, einen pechschwarzen Schnurrbart und eine Hand, die den über den Beton tanzenden Sandhosen zuwinkt. Vielleicht Gewohnheitssache, denke ich, während ich meinen Säbelgriff umklammere. Plötzlich fühlt er sich gar nicht mehr heià an. Zur Hölle, nicht einmal wie Metall fühlt er sich an, sondern wie eine Verlängerung meiner Hand. Mein Blut flieÃt in die stählerne Klinge.
Am Eingang des Kasinos herrscht kurzzeitig Verwirrung. Ein Ober mit weiÃem Turban öffnet die Tür, und für eine Sekunde befürchte ich, dass der Sandsturm den General veranlasst, den Drill abzusagen, aber dann geht die Tür wieder zu. Eine Kommandotruppe eilt, gefolgt von den drei Generälen, auf uns zu.
Die Nebendarsteller gehen mich nichts an.
Der Kapellmeister hebt den Stab und ein Filmhit erklingt: Das Wetter hat heutâ andre Pläne, das Wetter hat was andres vor. Eins muss man dem Kapellmeister lassen, denke ich, der Mann weiÃ, was das rechte Lied zur rechten Zeit ist. Auch General Zia scheint diese musikalische Treffsicherheit zu schätzen. Statt meiner Staffel wendet er sich der Kapelle zu. Der Dirigentenstab schlägt hektische Purzelbäume, bevor er sich senkt und der Musik
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