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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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Arme angelegt. Gleich beginnt die stumme Phase. Nach fünfundvierzig Jahren beim Militär hat der Mann noch immer keinerlei Kontrolle über seine Bewegungen. Ohne meine geschickte Beinarbeit wären wir längst aus dem Takt. Die stumme Staffel hat sich in zwei einander gegenüberstehende Reihen geteilt, Augen geradeaus, Gewehre bei Fuß. Ich sehe, dass sein Kopf unfreiwillig zurückzuckt, als das erste Paar Gewehre unseren Weg kreuzt. Doch nun ist er in der Mitte eines Tunnels aus fliegenden Gewehren und muss sich im Gleichschritt mit mir fortbewegen.
    Der am strengsten bewachte Mann des Landes schreitet, nur Zentimeter von der hungrigen, vergifteten Spitze meines Säbels entfernt, durch einen Tunnel wirbelnder Bajonette.
    Er hat erkannt, dass er nach vorne schauen muss, aber anscheinend kann er das nicht. Ich spüre, wie eins seiner Augen in meine Richtung huscht. Es ist ein wahres Wunder, dass meine Jungs ihre Einsätze nicht verpassen und unsere Gesichter nicht mit ihren Bajonetten durchbohren. Das letzte Paar hält seine Gewehre schon bereit, als ich dem Jungen zu meiner Linken zuzwinkere. Ich kann nicht wissen, aber erraten, dass General Zias unruhiges rechtes Auge im gleichen Moment Blickkontakt mit dem Jungen rechts von uns aufnimmt. Beide verpassen denselben beschissenen Takt und werfen dann ihre Gewehre. Die Bajonette blitzen, als die Gewehre einen Halbkreis beschreiben und, statt aneinander vorbeizugleiten, in der Luft zusammentreffen und kurz ein X bilden, wie um für das Foto eines Emblems für ein Schützenregiment zu posieren. Shigri eilt zur Rettung: Ich trete General Zia vors Schienbein, und als er taumelt, fange ich mit der Linken seinen Sturz ab, während meine Rechte ihren Auftrag erfüllt. Nichts Spektakuläres, nichts, das jemandem auffallen würde, bloß ein winziger Piekser mit meiner Säbelspitze in den Rücken seiner rudernden Hand, der nur einen einzigen Tropfen Blut hervorbringt. Er kann nicht mehr geschmerzt haben als ein Moskitostich. Die Reaktion der Zuschauer – Stiefelgetrampel, Gewehre entsichern, Soldaten werfen sich in Pose und der Arzt im Dienst ruft den Sanitätern Anweisungen zu – ist übertrieben, aber nicht unerwartet.

    â€ž W enn jemand unter dem Schutze Allahs steht, kann niemand ihm Schaden zufügen“, erklärt General Zia, nachdem der Arzt den Blutstropfen abgewischt und die Wunde zu einem bloßen Kratzer erklärt hat.
    Ich nicke zustimmend und versuche, nicht zu den auf den Dächern postierten Soldaten zu schauen.
    General Zia zieht eine Taschenuhr aus der Brusttasche seiner Uniform und sieht General Akhtar an, dem die Hitze offenbar nicht sonderlich gut bekommt. Monsterförmige Schweißflecken breiten sich auf seiner Uniform aus. „Was meinen Sie, Akhtar? Sollten wir nicht vor dem Essen beten?“ Er legt mir den Arm um die Schulter und steuert auf das Kasino zu, ohne General Akhtar anzusehen, der, wie ich bemerke, etwas sagen will. Er öffnet den Mund, aber es kommen keine Worte, dann folgt er uns, man könnte fast sagen, er schleppt sich uns hinterher. Der amerikanische Botschafter tritt vor. „Was für ein Zufall, Herr Präsident. Ich muss auch an einem Gottesdienst teilnehmen. Etwa acht Kilometer von hier gibt es eine Kirche und ein Waisenhaus, das ich besuchen soll …“
    â€žOh, natürlich. Aber Sie fliegen mit uns zurück. Ich kann Sie doch nicht hier in der Wüste zurücklassen. Und da wir Bruder Akhtar auch gerade bei uns haben, können wir das Panzergeschäft auch gleich auf dem Rückflug abschließen.“
    â€žIch bin vor dem Start wieder hier“, sagt Arnold Raphel. Auf dem Weg zum Parkplatz begrüßt ihn ein alter Bekannter. Bannon trägt einen Anzug. Er nickt und winkt mir förmlich zu, als würde er sich zwar an mein Gesicht erinnern, nicht aber an meinen Namen. Ich bin froh, dass er nicht während des Drills aufgetaucht ist. Vielleicht hätte er meine Konzentration beeinträchtigt. Eine Kommandotruppe eilt zu ihrer Begleitung.
    Der Kellner mit dem weißen Turban öffnet die Kasinotür und empfängt uns in einer Welt mit sandfreier gekühlter Luft, großen Glasvitrinen mit Panzermodellen und Tennistrophäen, weißen Wänden voller Bilder von Reitern mit Turbanen, die Axishirsche jagen. Unter gemurmelten Entschuldigungen, dass die Garnisonsmoschee sich noch im Bau befinde, führt der Kommandant uns

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