Eine Kiste explodierender Mangos
Einhalt gebietet.
General Zia klopft ihm auf die Schulter, während die beiden anderen Generäle im Hintergrund bleiben. Seine Hände spielen auf einem imaginären Dudelsack. Der Kapellmeister strahlt, als hätte er endlich den Dudelsackspieler gefunden, den er schon immer für seine Kapelle gesucht hat, und die Feder auf seinem Barett zittert vor Aufregung wie der Kamm eines Hahns, der gerade einen Schönheitswettbewerb gewonnen hat.
Endlich kommen sie auf mich zu. General Beg mit seiner Top-Gun-Ray-Ban zur Rechten Zias und General Akhtar zwei Schritte hinter ihnen. Akhtar schlägt sich bei jedem Schritt mit seinem Stock ans Bein. Sein Blick geht durch mich hindurch und verrät keinerlei Erinnerung an den gemeinsamen Verzehr von gebratenen Wachteln. Alles, was ich von General Zia sehe, ist ein verschwommenes Bild aus groÃen weiÃen Zähnen und einem Schnurrbart, der so schwarz ist, dass er unecht wirkt. Ich führe den Säbelgriff zum ersten Salut an die Lippen, und wie ein Mann nimmt meine Staffel Haltung an. General Zia steht nun exakt fünf Schritte von mir entfernt, auÃerhalb der Reichweite meines Säbels. So viel beträgt der vorgeschriebene Abstand zwischen dem Anführer der Parade und demjenigen, der sie abnimmt. Er salutiert mit schlaffer Hand und lehnt sich dann, die Etikette missachtend, zurück und flüstert, dass die anderen beiden Generäle es hören können. âEin Sohn, der die gute Arbeit seines Vaters fortführt, zeigt mir, dass Allah die Hoffnung für uns Sünder noch nicht aufgegeben hat.â
âGestatten Sie, dass wir mit dem Drill beginnen, Sir?â, schreie ich in Lautstärke 5. Wie aus Respekt vor unserem Drill, lässt plötzlich der Sturm nach. Der Wind verwandelt sich in ein gelegentliches Säuseln, nur noch vereinzelt fliegen feine Sandkörnchen durch die Luft. In der Sekunde, die zwischen meiner Bitte um Erlaubnis und seinem zustimmenden Nicken vergeht, schaue ich ihn zum ersten Mal richtig an. Er wirkt eher wie ein Imitator. Er ist viel kleiner als im Fernsehen und viel fetter als auf den offiziellen Porträts. Seine Uniform sieht aus wie geliehen. Von der Schirmmütze bis zu der Schärpe, die in seine Brust einschneidet, sitzt nichts richtig. Auf der Stirn hat er einen vorstehenden grauen Fleck, wahrscheinlich die Folge seiner fünf täglichen Gebete. Die tief liegenden Augen senden widersprüchliche Botschaften aus, das eine schaut mich gütig an, während das andere misstrauisch meine Staffel mustert. Ruhe umgibt ihn, als hätte er alle Zeit der Welt für mich. Er öffnet den Mund, und alles, was ich denken kann, ist, dass seine Zähne nicht echt sind.
âBitteâ, sagt er. âIm Namen Allahs.â
Ich trete einen, zwei Schritte zurück, vollziehe eine halbe Drehung, und als mein rechter Fuà auf dem Beton landet, nimmt meine Staffel Haltung an. Guter Anfang. Mein Säbel saust durch die Luft und findet in die Scheide. Der Griff rastet ein. Die Staffel teilt sich, marschiert zehn Schritte in entgegengesetzte Richtungen und kommt zum Stehen. Ich stehe zwischen den beiden Reihen. Sie machen kehrt, marschieren neun Schritte und kommen erneut zum Stehen. Die Anführer beider Reihen werfen mir mit ausgestrecktem Arm ihre Gewehre zu. Meine Hände fangen sie mit geübter Leichtigkeit. Ich lasse sie genau dreiÃig Mal im Kreis wirbeln, dann landen sie wieder im sicheren Griff der Reihenführer. Alle in der Staffel werfen ihre Gewehre in die Luft, so dass die Bajonette in den Himmel zeigen, und fangen sie hinter ihren Schultern auf.
Ich ziehe meinen Säbel zur letzten Inspektion. Mein Kopf ist frei, nichts kann mich ablenken. Ich sehe alles durch die hervorquellenden toten Augen von Colonel Shigri. Den Säbel parallel zu meinem Oberkörper, marschiere ich auf General Zia zu. Halt. Meine Staffel teilt sich hinter mir in zwei Reihen. Nachdem ich mit dem Griff meine Lippen berührt habe, senke ich den Säbel mit ausgestrecktem Arm. Die Spitze des Säbels weist auf den Boden zwischen uns. General Zia salutiert.
âSilent-Drill-Team zur Inspektion bereit, Sir.â
Sein linker Fuà zögert, aber meiner hat bereits mit dem ersten Schritt eines langsamen Marsches begonnen, und er hat keine andere Wahl, als zu folgen. Endlich ist es so weit. Wir marschieren Schulter an Schulter im Gleichschritt, ich halte meinen Säbel nach vorne gestreckt, er hat die
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