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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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diese Sache verwickelt zu werden. Das Einzige, was er tun konnte, war physisch anwesend zu sein, ehe Pak One den Rückflug antrat. Er musste dort sein und mit General Zia sprechen, ehe dieser wieder an Bord der Maschine ging. Wenn General Akhtar seine Spielchen mit der Pak One trieb, betraf das die innere Sicherheit. Falls General Akhtar jedoch plante, die Maschine mit dem amerikanischen Botschafter an Bord zum Absturz zu bringen, bedrohte dies die Existenz der Nation, und es war Major Kiyanis Pflicht einzugreifen. Er hatte das Gefühl, der Einzige zu sein, der zwischen diesem friedlichen Augusttag und dem Beginn des Dritten Weltkrieges stand. Noch einmal las er die Passagierliste durch und fragte sich, wer noch in der Maschine war. Alle? Oder vielleicht keiner?
    Die Zeit für raffinierte Ratespiele war definitiv abgelaufen.
    Nach einem raschen Blick auf den zivilen Flugplan erkannte er, dass es ausgeschlossen war, einen Flug in die Nähe von Bahawalpur zu bekommen. Er überlegte, ob er telefonieren und ein Flugzeug der Luftwaffe organisieren sollte, aber dazu müsste ein General ihn autorisieren, und in Bahawalpur würde man ihn ohnehin niemals landen lassen. Also nahm er den Schlüssel zu seinem Corolla und eilte zur Tür, während er einen Blick auf seine Uhr warf. Ihm wurde klar, dass er eine Uniform tragen musste. Kein Zivilist konnte eine so lange Fahrt unternehmen, ohne unterwegs ein Dutzend Mal angehalten zu werden. Außerdem musste er durch General Zias Sicherheitskontrollen gelangen, was ohne Uniform völlig unmöglich wäre. Er holte eine aus dem Büroschrank. Sie war gestärkt und gebügelt, aber von einer dicken Staubschicht bedeckt. Er wusste nicht mehr, wann er sie zum letzten Mal getragen hatte. Die Khakihose war zu steif und viel zu eng um die Mitte. Also ließ er den Knopf offen und verbarg diese Lösung unter dem Hemd. Er nahm die staubigen Armeestiefel aus dem Schrank, aber die Zeit wurde knapp, und im Wagen würde sowieso keiner seine Füße sehen. Er beschloss, seine Peshawari-Sandalen anzubehalten. Er vergaß auch nicht, sein Halfter umzuschnallen. Bei einem letzten Blick in den Spiegel stellte er befriedigt fest, dass ihn ungeachtet der schlecht sitzenden Uniform, der langen Haare und der Sandalen niemand für etwas anderes halten würde als einen Major in Eile.

Einunddreißig
    A ls General Zia in Erwartung der Panzervorführung mit seinem Feldstecher die Dünen absuchte, entdeckte er den Schatten eines Vogels, der über die flimmernde Landschaft aus Sand glitt. Er richtete das Glas nach oben und hielt Ausschau nach dem Vogel, aber der endlose Horizont war blau und leer, abgesehen von der gleißenden Scheibe der Sonne, die tiefer stand, als ein Himmelskörper es tun sollte. General Zia befand sich in einem Wüstentarnzelt, flankiert von Arnold Raphel, dem amerikanischen Botschafter, und von General Beg, dem Vizechef des Armeestabs. Beg trug seine neuen Drei-Sterne-Epauletten und eine verspiegelte Sonnenbrille. General Akhtar stand, sein Fernglas noch um den Hals, ein wenig abseits und spielte mit dem Kommandostab aus Mahagoni, den er sich seit seiner Beförderung zugelegt hatte. Hinter ihnen reihten sich ein paar Zwei-Sterne-Generäle, Panzerkommandanten und batteriebetriebene Bodenventilatoren, die einen kleinen Sandsturm hervorriefen, ohne tatsächlich Erleichterung von der drückenden Augusthitze zu bringen. Wenigstens schützte das Zelt die Anwesenden vor der brennenden Sonne, die das mit roten Fähnchen abgesteckte Vorführareal in ein glühendes unbewegtes Sandmeer verwandelte.
    Durch die Ferngläser mit Lederfutteral, die der Fabrikant der Panzer zur Verfügung gestellt hatte, sahen die Generäle den khakifarbenen Kanonenlauf eines M1 Abrams hinter einer Düne auftauchen. Der Panzer war, wie General Zia interessiert zur Kenntnis nahm, bereits im stumpfen Grün der pakistanischen Armee gestrichen. Handelte es sich um ein kostenloses Probeexemplar oder hatte ein übereifriger General im Verteidigungsministerium bereits einen Scheck ausgestellt?
    Der M1 Abrams senkte den Lauf, um General Zia zu begrüßen, und hielt ihn zum Zeichen des Respekts während der Koranlesung gesenkt. Der Religionsoffizier der Panzerdivision wählte für solche Anlässe den Lieblingsvers des Generals: „Haltet fest an Allahs Seil und haltet eure Pferde bereit.“
    General Zia ließ das Fernglas sinken

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