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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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in einen großen weißen Saal. General Akhtar holt mich ein. Ich beschleunige meine Schritte, um dem unvermeidlichen Arm um meine Schulter zu entgehen. Er legt den Arm um meine Schulter. „Das haben Sie gut gemacht.“ Er klingt enttäuscht. Dann nähert er sich meinem Ohr und flüstert: „Ich habe angeordnet, dass man Sie gehen lässt. Es war alles ein Missverständnis, wissen Sie. Übrigens können Sie sehr gut mit Ihrem Säbel umgehen. Er hätte überall landen können. Ihr Vater hat nie gewusst, wann er aufhören musste.“
    â€žAlles eine Frage der Übung.“ Ich mache eine Pause und sage dann laut: „Sir.“
    Abrupt nimmt er den Arm von meiner Schulter, als wollte er nicht mit mir gesehen werden. Obaid hat ihnen vielleicht von meinen Säbelübungen erzählt, aber niemand auf der Welt weiß etwas von Onkel Starchys Nektar.
    Mein Blick folgt General Zias Schritten. Gibt es schon Anzeichen? Er geht gerade und aufrecht, als wäre sein Blut nie mit meiner Säbelspitze in Berührung gekommen.
    â€žSämig und langsam.“ Ich denke an Onkel Starchys Versprechen.
    Zum Waschen setzen wir uns vor ein Rohr, an dem eine Reihe Wasserhähne aus rostfreiem Stahl montiert sind. Ich erinnere mich nur undeutlich an das, was ich zu tun habe, sehe mich unauffällig um und tue, was die anderen tun. Zuerst die Hände waschen, dann dreimal den Mund spülen, linkes Nasenloch, rechtes Nasenloch, dann Wasser hinter die Ohren spritzen. Immer wieder schiele ich zu General Zia hinüber. Seine Bewegungen haben etwas Mechanisches. Er nimmt Wasser in die hohle Hand, lässt es in die andere träufeln und abfließen, bevor er mit beiden Händen sein Gesicht abreibt. Er benutzt das Wasser gar nicht. Ich habe den Eindruck, dass er die Waschung gar nicht richtig vollzieht, sondern nur so tut. Als ich fertig bin, ist meine Uniform völlig bespritzt. Wahrscheinlich der Eifer des Gelegenheitsgläubigen.
    Während des Gebets blicke ich wieder unauffällig nach links und rechts, um zu sehen, wann ich auf die Knie gehen oder die Hände an die Ohren heben muss. Es ist ein bisschen wie Spicken in der Schule, aber ich hoffe, dieser Prüfer hat mehr Verständnis. Zumindest General Beg scheint davon überzeugt zu sein, denn er trägt noch immer seine Top-Gun-Ray-Ban. Was ist das für ein Mensch, der nicht will, dass Gott ihm beim Gebet in die Augen sieht? Dann sammle ich meine Gedanken und spreche das einzige Gebet, das ich kenne. Das Gebet, das ich bei Colonel Shigris Beisetzung gesprochen habe. Das Totengebet.

Dreiunddreißig
    G eneral Akhtar salutiert besonders gewissenhaft, sorgt dafür, dass seine Hand gerade ist, seine Augen geradeaus blicken, sein Rücken gestrafft ist und jeder Muskel seines Körpers vor Achtung vibriert. Der junge Shigri hat am Ende doch gekniffen, aber die Maschine, die General Zia besteigen wird, hat genügend VX-Gas an Bord, um ein ganzes Dorf auszulöschen.
    General Zia ist ein toter Mann, und tote Männer in Uniform verdienen Respekt.
    Unter anderen Umständen hätte General Akhtar ihn bis an die Maschine begleitet und gewartet, bis General Zia die Treppe hinaufstiegen wäre und die Kabinentür sich geschlossen hätte, ehe er auf dem roten Teppich davonginge. Doch diesmal wird er die zweihundert Meter roten Teppichs zwischen ihnen und dem Flugzeug nicht zurücklegen. Er hat seine geschätzte Ankunftszeit in Islamabad bereits zweimal geändert, und jetzt muss er gehen, sofort, auch auf die Gefahr hin, unhöflich, schroff und respektlos zu erscheinen. Immerhin hat er ein Land zu regieren.
    Doch statt zurückzusalutieren, macht General Zia einen Schritt nach vorn und legt den Arm um seine Hüfte.
    â€žBruder Akhtar, ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Ich habe Sie gerufen, weil ich diese Erinnerung mit Ihnen teilen möchte. Als ich auf der Oberschule war, konnten meine Eltern es sich nicht leisten, mir ein Fahrrad zu kaufen. Ich musste mich von einem Jungen aus der Nachbarschaft mitnehmen lassen. Und schauen Sie uns jetzt an.“ Er macht eine ausladende Geste, mit der er auf die C-130 und die beiden kleinen Cessnas auf dem Rollfeld zeigt. „Jeder von uns nimmt ein anderes Flugzeug, obwohl wir das gleiche Ziel haben.“
    â€žAllah hat es gut mit Ihnen gemeint“, sagt General Akhtar mit gezwungenem Lächeln. „Und Sie meinen es gut mit mir. Mit

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