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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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bersten, scheinen sie sich alle zu fragen: Welcher von unseren vielen Herrschern mag das sein? Wenn seine Sicherheit so wichtig ist, warum schließen sie ihn dann nicht einfach im Army House ein?

Sieben
    I ch starre so angestrengt durch die Windschutzscheibe, als würde ich den Wagen selbst fahren. Ich kann Major Kiyanis Fahrkünste nur bewundern. Er weicht niemandem aus, nicht einmal auf dieser engen, mit Schlaglöchern übersäten Straße. Kommt uns ein Lastwagen entgegen, behält er seine Geschwindigkeit einfach bei und blendet auf. Dabei trommelt er im Rhythmus der Musik auf das Lenkrad, und im letzten Augenblick ist es der Lastwagen, der ausweicht und an die Seite fährt. Major Kiyanis Corolla erscheint wie eine Verlängerung seiner Macht, unerschrocken, uneingeschränkt und keiner Rechtfertigung bedürfend.
    Ein Kind rennt aus einem goldenen, erntereifen Weizenfeld auf die Straße, und Major Kiyani hupt. Etwa anderthalb Kilometer hält er die Hupe gedrückt.
    Abends um diese Zeit herrscht kaum Verkehr, meist sind es Lastwagen oder Nachtbusse, hin und wieder auch ein Traktor mit ein paar Tonnen Zuckerrohr auf dem überladenen Anhänger und ein paar Lausbuben im Schlepptau, die versuchen etwas zu klauen. Ein Ochsenkarren kriecht am Rand der Straße entlang. Unsere Scheinwerfer blenden die beiden Zugochsen; der Hund, der neben dem Karren herläuft, jault nur einmal auf, ehe er sich duckt, um dem rasenden Ungeheuer zu entgehen.
    Ganz langsam formuliere ich Antworten im Kopf, Antworten auf Fragen, die Major Kiyani mir unweigerlich stellen wird. Er muss herausfinden, was ich weiß. Ich muss sichergehen, dass jedes bisschen, das ich ihm gebe, die Kluft zwischen dem, was er weiß und was er gern wissen würde, vergrößert. Die Voraussetzung für meinen Optimismus ist eine logische Folgerung: Major Kiyani hätte mich nicht mitgenommen, wenn er etwas wüsste. Ich würde nicht auf dem bequemen Sitz mit dem weißen gestärkten Bezug dieses Corolla sitzen und Ghazals hören, wenn er bereits im Bilde wäre. Denn dann läge ich mit Handschellen und verbundenen Augen, angeklagt und verurteilt, hinten in einem Jeep. Oder würde an meinem eigenen Laken in meiner eigenen Stube hängen.
    Woher kommt Major Kiyani?
    Vom Inter Services Intelligence.
    Was betreibt der Geheimdienst?
    Nachforschungen.
    Welche Nachforschungen?
    Ãœber Dinge, die sie nicht wissen.
    Bestimmt redet sich jeder vor dem Sturz von der Klippe ein, dass seine Geschichte ein Happy End haben wird. Genau wie ich.
    Mein Optimismus schlägt mir auf die Blase, und ich will, dass Major Kiyani uns zu unserem Ziel bringt, wo immer es ist. Die Straßenschilder sagen mir, dass wir Richtung Lahore fahren, aber es gibt ein halbes Dutzend Abzweigungen auf dieser Straße, die in verschiedene Landesteile führen, und Major Kiyani fährt wahrscheinlich in eine seinem eigentlichen Ziel entgegengesetzte Richtung. Lange stehen wir in einem durch eine Polizeisperre verursachten Stau, während ein Konvoi schwarzer Limousinen vorbeikriecht.
    â€žAlles, was ich über diesen Beruf weiß, hat mir Ihr Vater beigebracht“, sagt er und blickt nach vorne. „Aber wie es scheint, haben Sie nie etwas von ihm gelernt. Amerikaner bedeuten Schwierigkeiten. Ich weiß, dass hinter diesem verrückten Abenteuer Ihr Freund Bannon steckt.“
    â€žWarum sitzt dann nicht er hier bei Ihnen im Wagen, sondern ich?“, frage ich.
    â€žSie wissen, warum“, sagt er. „Er ist Amerikaner und unser Gast. Er sollte sich nicht mit solchen wie euch einlassen. Der Drill gehört auf den Exerzierplatz. Mich geht nur an, was er außerhalb des Platzes tut.“
    â€žHaben Sie das Flugzeug gefunden?“, frage ich und erwähne Obaid absichtlich nicht.
    Er wendet mir sein Gesicht zu. Ein Lastwagen kommt auf uns zu; erschrocken klammere ich mich am Armaturenbrett fest. Mit einer winzigen Drehung am Lenkrad steuert er den Wagen in eine Ausfahrt und parkt vor einer Raststätte. Er öffnet das Handschuhfach, nimmt die Pistole heraus und verstaut sie unter seinem Hemd.
    Er öffnet die Wagentür und schaut sich dann zu mir um. „Du und dein Freund, ihr glaubt, ihr habt das Pulver erfunden, aber das hat schon lange, bevor du diese Uniform getragen hast, existiert.“ Er duzt mich jetzt.
    Er bestellt etwas zu essen. Ich bestelle Dal , er fragt nach Hähnchen- Karahi . „Machen Sie

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