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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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nicht aus der Mogulzeit stammt. Wir kommen in eine riesige, leere Halle, die unheimliche Ähnlichkeit mit einem Flugzeughangar hat. Genau in der Mitte der Halle sitzt unter einer wahrscheinlich 1000-Watt-Birne ein Subedar-Major . Er steht auf und salutiert Kiyani, als wir uns seinem Metallschreibtisch nähern, auf dem sich haufenweise dicke gelbe Ordner türmen.
    Major Kiyani nickt, ohne ein Wort zu sagen. Er zieht sich einen Stuhl heran, greift einen der Ordner und blättert darin, als hätte er meine Anwesenheit vergessen.
    Dann erinnert er sich wieder.
    â€žZeigen Sie Unteroffizier Shigri die Toilette“, sagt er, ohne von seinem Ordner aufzuschauen.
    Ich folge dem Subedar-Major durch einen gut beleuchteten, von eisernen Türen mit weißen eingestanzten Nummern gesäumten Korridor. Hier herrscht absolute Stille, doch durch die Türen dringt das gedämpftes Schnarchen schlafender Männer. Am Korridorende befindet sich eine kleine rostige Eisentür ohne Nummer. Der Subedar-Major zieht einen Schlüssel hervor, schließt auf und tritt zur Seite. Ich stoße die Tür auf und mache einen Schritt in den Raum dahinter. Hinter meinem Rücken wird die Tür zugeknallt und verschlossen. Der schreckliche Gestank der ungelüfteten Toilette, die seit Ewigkeiten keinen Tropfen Wasser mehr gesehen hat, schlägt mir entgegen, mein Kopf stößt gegen eine Wand, eine leistungsstarke Birne flammt auf. So grell ist das Licht, so überwältigend der Gestank, dass ich im ersten Augenblick nichts sehen kann.
    Es ist ein Klo, so viel ist klar. Es gibt ein Loch im Boden, so randvoll mit einer ununterscheidbaren Masse von Fäkalien, dass sich Blasen auf der Oberfläche bilden. Der Fußboden ist mit einer schleimigen Schicht einer widerlichen Flüssigkeit bedeckt. Dreißig Zentimeter über dem Boden gibt es einen Wasserhahn, der jedoch schon lange versiegt und völlig verrostet ist. Auch ein graues WC mit einer zerbrochenen Kette ist dort. Ich hebe den Deckel und spähe hinein. Auf seinem Grund stehen etwa fünf Zentimeter Wasser, in dem sich das rostige Orange der Toilette spiegelt.
    Das Bedürfnis zu pinkeln ist mir für immer vergangen. Der Gestank ist so stark, dass es mir schwerfällt, an etwas anderes zu denken.
    Ich lehne mich an die Wand und schließe die Augen.
    Bestimmt haben sie eine Akte über mich, in der steht, dass Unteroffizier Shigri keine schmutzigen Toiletten ertragen kann. Ich habe das Überlebenstraining absolviert, gelernt, wie man in der Wüste Schlangen jagt und seinen Durst stillt. Doch keiner hat daran gedacht, uns beizubringen, wie man stinkende Klos überlebt. Dafür gibt es keine Kurse.
    Ich stürze zur Tür und trommle mit beiden Fäusten dagegen. „Macht die verdammte Tür auf. Lasst mich raus aus diesem Scheißloch. Hier stinkt’s!“
    Ich schlage ein paar Mal mit dem Kopf gegen die Tür, bis mir die Albernheit meines Tuns bewusst wird. Zumindest nimmt mein Geschrei dem Gestank die Schärfe. Es riecht zwar noch immer nach Pisse und Kacke, aber irgendwie abgeschwächt. Oder fange ich schon an, mich daran zu gewöhnen?
    Sie haben keine Lust, mich so spät noch zu vernehmen. Das Klo wird meine Bleibe für die Nacht sein.
    Wieder lehne ich mich mit dem Rücken an die Wand, ziehe die Zehen in den Stiefeln ein und beschließe, die Nacht im Stehen zu verbringen. Auf keinen Fall werde ich diesen Dreckskerlen das Vergnügen gönnen, mich in diesem Pisstümpel liegen zu sehen. Die Wände sind bekritzelt, aber ich habe nicht die geringste Lust, die Schmierereien zu lesen. Ich mache die Worte „General Zia“, „seine Mutter“ und „seine Schwester“ aus, was dazwischen steht, kann ich mir denken.
    Die Vorstellung, dass dieser Ort Menschen beherbergt hat, die den General ausreichend verabscheuten, um solche Dinge über seine Mutter und Schwester zu schreiben, ist verwirrend. Vielleicht hat mich das Glück verlassen, doch immerhin war ich bis vor Kurzem noch ein Offiziersanwärter in Uniform, und diese Jauchegrube für Zivilisten ist eine ultimative Beleidigung.

    C olonel Shigri hatte mir den Eintritt in die Armee ausreden wollen.
    â€žDas Offizierskorps ist nicht mehr, was es einmal war.“ Er schenkte sich den ersten Whisky des Abends ein, nachdem er von seiner soundsovielten Reise nach Afghanistan zurückgekehrt war.
    â€žDie Männer, die unter mir

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