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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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presste ihn zu Boden.
    â€žWarum fallen Sie über einen alten Mann her?“, fragte Onkel Starchy ruhig. Er leistete keinerlei Widerstand.
    Es war, als hätte man mich dabei erwischt, wie ich ein Loch in meine Matratze pulte. Nie mehr würde ich etwas von diesem Zeug rauchen, das schwor ich mir.
    â€žIch dachte, jemand macht sich an der Flagge zu schaffen“, sagte ich, während ich mich aufrappelte.
    â€žDie ist bereits geschafft. Ich wollte sie gerade zum Waschen abnehmen.“ Onkel Starchy sah sich suchend um, als hätte er etwas verloren. Eine Hand verschwand unter seinem Hemd, tastete dort herum. Er zog einen leeren Jutesack hervor.
    â€žSei nicht albern, Söhnchen. Wo willst du denn hin?“, sagte er und blickte sich panisch um.
    Zuerst dachte ich, er würde mit mir reden. Ich kam mir blöd vor, aber einfach davonmachen wollte ich mich auch nicht. Also blieb ich stehen und folgte seinem Blick. Onkel Starchy ging auf die Knie, näherte sein Gesicht dem Podest und kroch suchend herum, als wäre sein „Söhnchen“ ein dämlicher Wurm.
    Onkel Starchy besaß die lässige Anmut eines lebenslangen Drogensüchtigen. Er bewegte sich so geschmeidig und zielstrebig, dass ich mich seiner Suche anschloss, ohne zu wissen, wonach wir eigentlich suchten. Schließlich schien er auf dem kleinen Rasenstück zwischen dem Podest und dem Rand des Exerzierplatzes etwas entdeckt zu haben und schoss, die Flagge um den Arm gewickelt, darauf zu. Ich sah es nur für den Bruchteil einer Sekunde. Es wand sich und hob den jadegrünen Kopf, so dass die Bänder auf seinem länglichen Leib sich bewegten. Dann rollte es sich zu einer Spirale zusammen. Onkel Starchy hatte es am Schwanz gepackt und streichelte den Kopf mit dem Zeigefinger, als würde er ein kostbares Juwel liebkosen, und die Schlange, ein Krait , senkte ihn nun von selbst. Onkel Starchy packte sie in die Flagge und hielt sie von seinem Körper fort.
    Ich hätte an eine Halluzination geglaubt, wenn Onkel Starchy nicht freiwillig mit einer Erklärung begonnen hätte. „Nichts in diesem Land ist rein, kein Haschisch, kein Heroin, nicht mal gemahlene Chilis.“
    Ich fragte mich, was Onkel Starchy heute genommen hatte.
    â€žDas hier ist der Nektar der Natur.“ Er schwenkte das Bündel vor meinem Gesicht. Die Schlange schien eingeschlafen zu sein. Nichts rührte sich unter dem zerknitterten Mond und dem Stern auf der Flagge.
    â€žDu musst zum Arzt, Onkel.“ Ich deutete mit dem Finger auf meine Stirn und machte eine kreisförmige Bewegung. „Du hast wieder Benzin getrunken.“
    â€žDas stinkt fürchterlich, und die Zunge fühlt sich danach an wie ein Stück Aas, ekelhaft.“ Angewidert spuckte er aus.
    â€žUnd das da?“ Ich wies auf das Bündel in seiner Hand. „Ist das nicht ziemlich riskant? Sie könnte dich umbringen.“
    Onkel Starchy lächelte milde, befühlte das Bündel und griff mit zwei Fingern hinein. Behutsam zog er die Schlange hervor, und ich konnte den hübschen Kopf des Tieres genau betrachten. Seine Augen waren wie winzige Smaragde, und sein geöffneter Rachen gab eine glänzende, gemaserte Innenseite preis. Die gespaltene Zunge peitschte mit kleinen wütenden Stößen.
    Noch ehe ich begriff, was Onkel Starchy vorhatte, knöpfte er sein Hemd auf und brachte die Schlange in Angriffsweite. Ihr Kopf schnellte an Onkel Starchys entblößte Schulter. Seine Hand zuckte zurück, sein Kopf neigte sich wie in Zeitlupe zur Linken, bis er ihm fast auf die Schulter fiel. Er schloss die Augen und gab ein Wimmern von sich. Dann schlug er sie langsam wieder auf. Sie waren hellwach, wie zwei Soldaten, die gerade ihren Posten beziehen. Seine gewöhnlich von einem Netz aus Falten überzogene Stirn war glatt. Sogar sein Schatten schien sich ausgedehnt zu haben und erstreckte sich in imposanter Länge über den Exerzierplatz.
    Er verknotete die Flagge, stopfte sie in den Jutesack. Nachdem er seinen Gefangenen verstaut hatte, sah er mich an, als erwarte er einen Kommentar zu seinem Auftritt.
    â€žSie könnte dich töten“, sagte ich ehrlich besorgt.
    â€žIhr Gift tötet nur, wenn man zu gierig ist“, sagte er. „Oder wenn man es spritzt“, fügte er noch hinzu.
    â€žWas?“
    â€žEs ist Medizin, wenn man es rein verabreicht. In Verbindung mit Metall wird es giftig. Eine Weile fühlt man

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