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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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in Marschrhythmus – hallen laut durch den Gang. Wir bleiben stehen. Er salutiert. Ich stehe nur da, halb stramm, halb bequem. Vor jemandem, den man nicht sieht, sollte man lieber nicht salutieren. Es riecht nach Luftverbesserer mit Rosenduft und Dunhills. Papier raschelt, ein Feuerzeug wird angezündet, eine Akte schlittert über den Tisch.
    â€žMachen Sie mit ihm, was Sie wollen, aber hinterlassen Sie keine Spuren.“ Major Kiyanis Stimme klingt heiser, als würde seine Kehle zögern, diese Anweisung zu geben. Die Akte wird aufgehoben.
    â€žIch bin keiner von Ihren Metzgern“, flüstert eine ungehaltene Stimme.
    â€žSeien wir mal nicht so empfindlich“, sagt Major Kiyani. Ein Stuhl wird über den Boden gezogen. „Mit Ihnen habe ich auch gar nicht geredet.“
    Hör nicht auf das, was er sagt, ermahne ich mich. Es ist das alte Spiel – guter Bulle, böser Bulle. Alles Söhne derselben Hure.
    Schritte nähern sich durch den Raum. Das brennende Ende von Major Kiyanis Zigarette streift fast mein Gesicht, dann ist er fort.
    â€žNehmen Sie bitte Platz.“ Die Stimme gehört dem guten Bullen, aber er blickt offenbar nicht in meine Richtung. Ich schlurfe vorwärts und bleibe stehen.
    â€žWir müssen das Ding abnehmen.“
    Ich rühre mich nicht. Soll ich mir die beschissene Augenbinde auch noch selbst abnehmen?
    â€žBitte entfernen Sie die Binde, Mr. Shigri.“
    Der Major, der vor mir sitzt, trägt auf der rechten Schulter seiner Uniform das runde Abzeichen des Sanitätskorps: zwei schwarze Schlangen auf rotem Samt, die einander mit halb geöffneten Mäulern wie zu einem zensierten Kuss umschlingen. Die langen grauen Koteletten des Majors verstoßen gegen jede Militärvorschrift. Langsam blättert er in einem gelb-grünen Aktenordner, die Zungenspitze zwischen den Zähnen, als hätte er soeben entdeckt, dass ich unter einer seltenen Krankheit leide, die er noch nie behandelt hat.
    â€žIch arbeite nicht hier“, sagt er und deutet auf das Büro, das mit Ledersesseln, einem mit grünem Leder bezogenen Tisch und einem Samtsofa ausgestattet ist. Ein offizielles Porträt von General Zia ziert die Wand. Das Bild ist großzügig retuschiert. Rosa Lippen leuchten unter einem pechschwarzen Schnurrbart hervor. Hinge dort nicht auch eine Uniform mit Major Kiyanis Namensschild, würde ich mich im Büro eines Bankdirektors wähnen.
    Ich setze mich auf die Stuhlkante.
    â€žWir müssen ein paar Tests durchführen. Sie sind ganz leicht. Der erste ist ein Multiple-Choice-Test. Kreuzen Sie einfach die Antworten an, die Ihnen richtig erscheinen. Ohne lange nachzudenken. Im zweiten Teil zeige ich Ihnen dann einige Bilder, und Sie beschreiben in wenigen Worten, was sie Ihrer Ansicht nach darstellen.“
    â€žDürfte ich fragen, Sir …“
    â€žSie dürfen fragen, was Sie wollen, junger Mann, allerdings handelt es sich hier um eine reine Routineuntersuchung. Man hat mich aus Islamabad hierher beordert, damit ich die Ergebnisse gleich wieder mitnehmen kann. Für Sie wird es wohl besser sein, Ihre Zeit mit mir und diesen Tests zu verbringen, als mit den Leuten, die keine Spuren an Ihnen hinterlassen sollen.“
    Wie alle guten Bullen hat er recht.
    Er schiebt mir einen Stapel Papier hin, legt einen Bleistift darauf und nimmt seine Armbanduhr ab.
    â€žEs gibt keine richtigen oder falschen Antworten“, beruhigt er mich. „Was zählt, ist die Zeit. Sie müssen alle sechzig Fragen in fünfundzwanzig Minuten beantworten. Der Trick dabei ist, möglichst nicht nachzudenken.“
    Das kannst du laut sagen. Hätte ich nicht so viel nachgedacht, würde ich noch immer als geachteter Kadett auf dem Exerzierplatz auf- und abmarschieren, statt hier vor einem Idiotentest zu sitzen. Ich werfe einen Blick auf das erste Blatt: „MDRS P8039“. Mehr steht da nicht. Es gibt keinen Anhaltspunkt, was sich dahinter verbirgt.
    â€žFertig?“, fragt er und schenkt mir ein leicht ermutigendes Lächeln.
    Ich nicke.
    â€žDann los.“ Er legt seine Uhr auf den Tisch.

    Frage 1: Wie würden Sie Ihren momentanen seelischen Zustand beschreiben? Als …

    a. deprimiert
    b. etwas deprimiert
    c. fröhlich
    d. nichts von dem Genannten

    Mein Vater wurde erhängt an einem Deckenventilator aufgefunden. Baby O ist mit einem verdammten Flieger verschwunden. Ich war zwei Nächte lang

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