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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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nie erzählt.
    â€žWir tun alle unsere Pflicht“, flüstere ich und stürze mich auf den Tisch neben dem Barbierstuhl. Ich reiße eine Sichel an mich und halte sie mir an den Hals. Das Metall fühlt sich sehr kalt an, aber nicht so, als könnte man damit etwas schneiden.
    â€žRühren Sie sich nicht von der Stelle. Sonst werden Sie eine Menge Spuren an meinem Körper finden.“
    Er löst seine Hände, noch immer unsicher, was ich von ihm haben will.
    â€žGeben Sie mir die Akte.“
    Er packt den Ordner mit einer Hand und streckt mir den anderen Arm entgegen. „Machen Sie bitte keine Dummheiten, Sir.“
    â€žNur fünf Minuten. Niemand wird etwas davon erfahren.“ Im beruhigenden Tonfall meiner Stimme schwingt eine unterschwellige Drohung mit.
    Die Akte an die Seite gepresst, bewegt er sich zaghaft auf mich zu. Offenbar wird er zum ersten Mal von einem nackten Häftling bedroht.
    â€žDas ist das Mindeste, das Sie tun können, nach allem, was mein Vater für Sie getan hat“, dränge ich.
    Ich habe nicht die geringste Ahnung, was mein Vater für ihn getan haben könnte. Aber auf der Beerdigung ist er immerhin gewesen.
    â€žFünf Minuten.“ Er schaut zur Tür und kratzt sich die halbmondförmige, plötzlich sehr rote Narbe auf seiner Wange.
    Nachdrücklich nickend strecke ich die Hand aus, biete ihm die Sichel als Zeichen meiner friedlichen Absichten.
    Er nimmt sie und reicht mir die Akte. Seine Hand zittert.
    Vorbericht, eingereicht von Major Kiyani …
    Ich schlage das Deckblatt auf. Das erste Dokument ist meine eigene Aussage. Als ich weiterblättere, fällt etwas heraus. Ich hebe ein verwackeltes Polaroidfoto vom Boden auf, das einen übel zugerichteten Propeller, ein zertrümmertes Kabinendach und eine abgerissene Tragfläche zeigt. Allem Anschein nach eine abgestürzte MF-17. Unter dem Bild steht ein Datum, der Tag, an dem Obaid sich unerlaubt entfernt hat. Einen Moment lang flimmert es vor meinen Augen. Ich lege das Bild zurück in den Ordner. Ein weiteres Formular, ein Protokoll mit Bannons Unterschrift. Profil: Unteroffizier Shigri. Worte wie aufgeweckt, persönlicher Verlust, verschlossenes Verhalten fallen mir ins Auge, dann höre ich, wie Schritte sich nähern.
    â€žSpäter“, sagt der Soldat und reißt mir den Ordner aus der Hand. Ehe ich seine nächste Bewegung erahnen kann, hat er mich um die Mitte gepackt, hochgehoben und in den Reifen geschoben. Er zieht an einer Metallkette, und ich hänge zwischen Decke und Boden in der Luft.
    Major Kiyanis Stimme ist heiser, und der Anblick meines friedlich an dem Reifen durch den Raum schwingenden Oberkörpers scheint ihn zu verstimmen.
    â€žKeine Spuren, hatte ich gesagt.“ Major Kiyani geht unter mir im Kreis. Dunhill-Schwaden steigen mir in die Nase, und ich inhaliere gierig. „Von einem Picknick war nicht die Rede.“
    Er nimmt das Philips-Bügeleisen und stellt sich neben meinen Kopf, sein pomadiges Haar und die buschigen Augenbrauen in einer Höhe mit meinem Gesicht. Er nähert die Spitze des Eisens meiner linken Braue. In Panik kneife ich die Augen zu. Ich rieche versengtes Haar und reiße den Kopf zurück.
    â€žDie Leute fragen schon nach dir, Tarzan. Du solltest reden, ehe ihnen die Geduld ausgeht. Ich könnte die Wahrheit in weniger als einer Minute aus dir herausbügeln, aber dann würdest du dich nie mehr vor jemandem ausziehen wollen. Und damit könntest nicht einmal du leben.“
    Er wendet sich einem anderen Soldaten zu, der ihm in den Raum gefolgt ist.
    â€žZieht ihm Klamotten an und bringt ihn in den VIP-Raum.“

Zwölf
    D ie zusammengerollte Zeitung in beiden Händen, schritt die First Lady über den Rasen des Army House. Der Gärtner schaute aus einem Rosenbusch hervor und hob die schmutzige Hand zum Gruß an die Stirn – Salaam –, achtete aber nicht weiter auf sie. Als sie ans Haupttor kam, traten die diensthabenden Leibwächter aus dem Wachhäuschen, öffneten das Tor und machten sich bereit, ihr zu folgen. Ohne aufzuschauen, winkte sie mit der Zeitung ab und gab ihnen ein Zeichen, auf ihren Posten zu bleiben. Sie salutierten und verzogen sich wieder in das kleine Haus. Die allgemeinen Vorschriften für die Leibwächter bei Alarmstufe Rot enthielten keine Anweisungen, die die First Lady betrafen.
    Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal zu

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