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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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versuche nur, meinen Gastgebern zu gefallen. Es ist für eine gute Sache“, verteidigte sich der General, während die First Lady zwischen den Fernsehprogrammen hin und her schaltete.
    â€žGastgeberin, willst du wohl sagen“, zischte sie, während sie sich für eine Wiederholung von Dallas entschied.

    D ie First Lady neigte nicht zu übereilten Aktionen, und ihr erster Impuls war, die Zeitung zu zerreißen, fortzuwerfen und zu versuchen, die Angelegenheit zu vergessen. Ihr Mann würde das Bild sehen und erkennen, wie sehr er sich zum Narren machte. Im Alter von dreiundsechzig Jahren mit fünf Titeln vor seinem Namen und für eine Nation von einhundertdreißig Millionen Menschen verantwortlich, ließ er sich ein Flittchen aus Texas herüberfliegen, saß da und schielte auf ihre Titten.
    Doch plötzlich fiel ihr ein, dass es da draußen Tausende von Menschen gab, die dieses Bild betrachteten. Was sie wohl dachten? An die berühmte ausländische Reporterin würde niemand auch nur einen Gedanken verschwenden. Es war ihr Beruf, sie war Amerikanerin, sie konnte anziehen, was sie wollte. Wenn Sie Push-up-BHs und ausgeschnittene Kleidung tragen musste, um an ihre Interviews mit Präsidenten zu kommen, war das in Ordnung, sie wurde dafür bezahlt.
    Und er? Sie wusste nicht genau, was das Volk von ihm hielt. Aber die Berater in seiner Umgebung würden behaupten, das Bild sei manipuliert, die Zeitung verschwörerischer Umtriebe bezichtigen und verlangen, dass der Herausgeber wegen Veröffentlichung obszönen Materials vor ein Militärgericht gestellt wurde.
    Doch selbst wenn man das Bild für bare Münze nahm. Na und? Er ist nur ein gewöhnlicher Sterblicher wie wir, würden die Leute sagen. Hinter all dem frommen und züchtigen Gerede von Purdah und Keuschheit steckt ein heißblütiger Mann, der so einem kleinen Blick nicht widerstehen kann. Als Nächstes kam der First Lady der Gedanke, dass eine weitere Person beteiligt war, die nicht auf dem Bild war, nicht in der Unterschrift erwähnt wurde und dennoch zum Gespött der Nation werden würde. Sie hörte schon das Gegacker und die anzüglichen Bemerkungen in den Kabinettssitzungen: Wir wussten ja gar nicht, dass unser Präsident auf dicke, weiße Möpse steht. Sie hörte die Lacher in der staatlichen Kommandozentrale: Der alte Kämpfer hat das Ziel noch im Visier. Nettes Paar Bomben, Sir. Und dann die Begams der besseren Gesellschaft: Der arme Mann. Man kann es ihm wirklich nicht verdenken. Haben Sie seine Frau mal gesehen? Wie geradewegs aus ihrem Dorf gekommen, wo sie den ganzen Tag am Herd verbracht hat.
    Auf einmal hatte die First Lady das Gefühl, alle einhundertdreißig Millionen der Nation würden in diesem Moment das Bild betrachten, sie bemitleiden und verspotten. Sie hörte, wie sich von den Stränden des Arabischen Meeres bis zu den Gipfeln des Himalaya brüllendes Gelächter erhob.
    â€žIch steche ihm die Augen aus“, zischte sie, den Blick auf das Bild gerichtet. „Und aus deinem verschrumpelten Schwanz mache ich Hackfleisch, du Bastard.“
    Ein Bediensteter rannte aus der Küche herbei. „Ich mache einen Spaziergang. Sag TMs Männern, sie sollen mir nicht folgen“, sagte die First Lady und rollte die Zeitung zu einem festen Knüppel zusammen.

Sentiment du fer

Elf
    D er Mann, der mir die Augen verbindet, scheint Experte in solchen Dingen zu sein. Die halbmondförmige Narbe auf seiner frisch rasierten linken Wange, sein bleistiftdünner Schnurrbart und der sauber gebügelte Shalvar Kamiz geben ihm das Aussehen eines geläuterten Kriminellen. Geschickt und mit sanftem Griff verknotet er das Tuch an meinem Hinterkopf. Dann nimmt er mich bei der Hand und führt mich nach draußen. Die Binde hat so viel Spiel, dass ich die Augen öffnen kann, doch ohne dass der geringste Lichtstrahl hindurchdringt. Ich überlege, ob man die Augen unter einer Binde offen oder geschlossen halten sollte. Sobald wir die Toilette verlassen haben, hole ich mehrmals tief Luft, in der Hoffnung, den Gestank aus meinem Körper zu bekommen, doch ich schmecke ihn noch immer an meinem Gaumen. Nicht einmal Obaids gesamte Parfümsammlung würde ausreichen, ihn zu vertreiben.
    Der Korridor scheint breit, die Decke hoch, und der Boden ist mit unebenen Steinplatten gepflastert. Unsere Stiefelschritte – zunächst unsicher, dann fallen wir

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