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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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seit neun Jahren das Gleiche.“
    Ich empfinde ein für privilegierte Häftlinge wohl natürliches Schuldgefühl und stelle meinen Teller beiseite. „Nein. Sie haben mir etwas gebracht.“
    Eine Weile schweigen wir. Das Fehlen jeder Aussicht auf eine Befreiung in der näheren Zukunft belastet die Atmosphäre. Plötzlich scheint mir der Teller mit dem heißen, köstlichen Gericht eine lange Strafe zu verheißen. Ich habe das Gefühl, die Kerkermauern schieben sich auf mich zu.
    â€žUnd, hat Ihr Streik etwas bewirkt?“ Ich sehne mich verzweifelt nach einem Gespräch, das sich nicht um die Qualität von Nahrung oder die Beschaffenheit der Finsternis in diesem Festungsteil dreht.
    â€žWir haben uns eingebildet, die Leute würden sich angesichts der Müllberge mit uns solidarisieren. Aber sie bemerkten sie nicht einmal. Unser Volk gewöhnt sich an alles. Selbst an den Gestank seines eigenen Abfalls.“
    â€žIrgendjemand muss doch etwas bemerkt haben. Sonst wären Sie ja nicht hier.“
    â€žOh ja, Ihre Leute haben es bemerkt. Nachdem irgendein Geheimdienstler kapiert hatte, dass die Mullahs uns nicht unterwandern konnten, haben sie unseren maoistischen Flügel bearbeitet.“ Sein Flüstern klingt plötzlich erregt. „Ich würde es nicht öffentlich sagen, aber Maoisten sind wirklich schlimmer als Mullahs.“
    Ich verstehe nicht, was er dauernd mit den Maoisten hat, aber offenbar erwartet er eine Reaktion auf sein Bekenntnis. Leider ist der einzige Mao, den ich kenne, dieser chinesische Typ mit der Mütze, und ich habe keine Ahnung, was seine Leute in Pakistan zu suchen haben, und dann auch noch in der Straßenfegergewerkschaft.
    â€žDa haben Sie wahrscheinlich recht“, sage ich nachdenklich. „China hat seit Sunzi nichts Nennenswertes hervorgebracht. Selbst die Kampfjäger, die wir von denen bekommen, sind fliegende Särge.“
    Der Generalsekretär hat offensichtlich keinerlei Interesse an der Qualität der Luftabwehr seines Vaterlandes.
    â€žAnhand einer empirischen Analyse unserer sogenannten Bauernbewegung habe ich nachgewiesen, dass unsere gesamte Produktionsweise von einer unbedeutenden Bourgeoisie bestimmt wird und nicht von sogenannten feudalistischen Großgrundbesitzern, aber diese Maoisten sind so dogmatisch. Finden Sie nicht auch?“ Er bittet um meine Zustimmung.
    â€žJa“, sage ich. „Natürlich. Die pakistanischen Bauern sind zufrieden, bei uns hungert niemand.“
    â€žBringen sie euch diesen Unsinn in der Armee bei? Dass unsere Bauern wohlgenährt sind und jeden Abend, bevor sie schlafen gehen, in fröhlichem Reigen um ihre fruchtbaren Felder tanzen? Ihr lebt wirklich auf einem anderen Planeten. Das ist ja schlimmer als die maoistische Propaganda.“
    â€žNein, so was bringt man uns überhaupt nicht bei“, sage ich, und es ist die Wahrheit. „Nur weil ich eine Uniform trage, glauben Sie, ich wüsste nichts über unser Volk. Aber ich bin in diesem Land geboren, auch ich bin ein Sohn dieser Erde. Ich komme aus einer Bauernfamilie.“ Das trifft vielleicht nicht ganz zu, aber immerhin hatten wir einen Obstgarten hinter unserem Haus auf dem Shigri Hill.
    â€žReden Sie nicht in diesem pseudo-feudalistischen Jargon mit mir. Das ist genau das Problem mit unseren Bauern. Die Maoisten glauben, wir leben in einer Agrargesellschaft. Aber schauen Sie sich mal unsere Produktionsmethoden an und die Landverteilung. Wir leben in einer voragrarischen, vorfeudalen Epoche. Und diese Maoisten reden von einer bäuerlichen Revolution. Das ist die schlimmste Art bourgeoiser Romantik.“
    Ich denke an die Vernehmungsbeamten, die ihn befragen mussten. Bestimmt haben sie ihm das eine oder andere beigebracht. Aber der Generalsekretär ist noch nicht fertig mit mir. „Haben Sie in diesem Gefängnis einen einzigen Bauern gesehen?“
    â€žSie sind der einzige Mensch, dem ich bisher hier begegnet bin“, sage ich.
    Er schweigt einen Moment, wahrscheinlich weil ihm gerade bewusst wird, dass ich noch sehr neu hier bin und er nicht sonderlich viel über mich weiß. Aber der Drang, seine Argumentationskette zu schließen, siegt über alle Unwägbarkeiten, und er fährt fort.
    â€žEs gibt nicht viele. Keine richtigen Bauern. Vor allem keine revolutionären Bauern. Die, die ich kennengelernt habe, kämpfen mit ihren Feudalherren, nicht gegen sie. Sie

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