Eine Kiste explodierender Mangos
vermutlich auf Geheià der Regierung in Washington â hinter dir her waren. Er unterstrich die Worte barbarisch, verschlagener Diktator, der fundamentalistische Freund unserer Regierung, der sein Land schonungslos in die Vergangenheit zurückkatapultiert. Mit jedem Wort, das er unterstrich, stieg sein Blutdruck. Sein linkes Auge zuckte. Er suchte im Impressum nach dem Herausgeber und unterstrich den Namen Arthur Sulzberger. Dann hob er den Telefonhörer ab und rief seinen Informationsminister an, der das Interview organisiert und nach dem Witwenfiasko damit seinen Posten gerettet hatte.
âWas ist Sulzberger für ein Name?â, fragte Zia, ohne die übliche BegrüÃung (Wie geht es Ihnen? Und Ihrer Frau und den Kindern?).
Der Informationsminister war überrumpelt. âEntschuldigen Sie meine Unwissenheit, Sir, aber ich habe diesen Namen noch nie gehört.â
âHabe ich Sie gefragt, ob Sie den Mann kennen? Alles, was ich wissen will, ist, was das für ein Name ist. Ist der Mann Christ, Jude oder Hindu?â
âIch weià nicht genau, Sir. Er klingt deutsch.â
âEs heiÃt, einige Zeitungen nennen Sie den Desinformationsminister. Sie sollten diesen Titel weniger ernst nehmen. Finden Sie es heraus und setzen Sie mich noch vor dem Abendgebet in Kenntnis.â Er knallte den Hörer auf.
Die erste Anlaufstelle des Informationsministers war sein eigenes Ãberwachungsbüro, das Dateien über alle Korrespondenten, Redakteure und Verleger führte. Doch auch seine Leute hatten den Namen noch nie gehört. Als Nächstes rief er einen Lokalreporter an, der ihm viele Male seine Visitenkarte der New York Times gezeigt hatte. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Mann als freier Mitarbeiter für den regionalen freien Mitarbeiter der NYT tätig war und den Namen ebenfalls noch nie gehört hatte.
Zögernd, sehr zögernd, leitete der Informationsminister die Frage an die Nachrichtenzelle des Inter Services Intelligence weiter. Er wusste, der Vorgang würde General Zia hinterbracht werden, der ihn fragen würde, wieso das Land einen Informationsminister brauche, wenn die Geheimdienste seine ganze Schmutzarbeit machen müssten.
Als der ISI ihm am Nachmittag höflich mitteilte, dass man nichts über Arthur Sulzberger habe, machte der Informationsminister seiner Enttäuschung Luft, indem er zwei lokalen Filmzeitschriften die Veröffentlichungsgenehmigung entzog. Dann hatte er einen Geistesblitz: Die New York Times war in New York. Er schlug sich gegen die Stirn und rief den pakistanischen Presseattaché in New York an, der ihm zwar direkt keine Antwort geben konnte, aber zuversichtlich war, in einer halben Stunde etwas herausfinden zu können, da er über ausgezeichnete Kontakte zur Lokalredaktion der New York Times verfüge. Der Presseattaché rief einen hilfsbereiten pakistanischen Taxifahrer an, von dem er wusste, dass er jedes Wort in allen Zeitungen las, und der ihn stets über alle Ereignisse in Pakistan auf dem Laufenden hielt.
âSulzberger?â, schrie der Mann in Manhattan in sein Taxitelefon und überfuhr eine rote Ampel. âSulzberger ⦠dieser Jude!â
Die Information nahm ihren Weg von seinem Taxi zum pakistanischen Konsulat in New York, erreichte von dort über einen sicheren Fernschreiber das Informationsministerium in Islamabad, und fünf Minuten vor Ablauf des Ultimatums erhielt der Minister eine Notiz mit dem Vermerk âgeheimâ.
Der Besitzer der New York Times war Jude.
General Zia vernahm es mit einer gewissen Erleichterung. Er fühlte es im Gedärm, wenn er recht hatte. âWorauf warten Sie noch?â, schrie er den Informationsminister an. âGeben Sie eine Pressemitteilung heraus, dass das ganze Theater um diese Blinde jüdische Propaganda ist. Und bei unserem nächsten Amerikabesuch laden Sie diesen Sulzberger zum Lunch ein und nehmen einen groÃen persischen Teppich für ihn mit.â
Nach all der Aufregung hatte der Informationsminister nicht mehr die Kraft, General Zia zu sagen, dass er die Pressemitteilung über die jüdische Propaganda bereits am Morgen herausgegeben hatte. Negative Berichterstattung über General Zia wurde von seinem Büro routinemäÃig zurückgewiesen. Hierfür gab es zwei Kategorien: jüdische und hinduistische Propaganda. Und da die Artikel aus der New York Times stammten, hatte man sie schwerlich unter
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