Eine Koelner Karriere
…?«
Markesch arbeitete verbissen weiter. Noch etwas mehr Druck und ein wenig Geduld, und er …
Süßlicher Parfümduft warnte ihn.
Er hob langsam den Kopf und sah direkt vor sich ein Paar perfekte Beine mit strapsbesetzten Schenkeln, nur ansatzweise von einem Stretchrock verhüllt, und verlockend genug, um ihn sofort auf andere Gedanken zu bringen, wäre da nicht das Problem mit seinem Fuß gewesen. Er tastete sich mit den Blicken höher, an einem flachen Bauch hinauf, der von vollen, seidenblousonverhüllten Brüsten überwölbt wurde, folgte ihren schwindelerregenden Kurven und traf schließlich auf ein mandeläugiges Gesicht, das mit einer Mischung aus Verblüffung und Abscheu auf ihn hinunterblickte.
»Tz, tz«, machte Denise. »Der Schnüffler. Na, wieder einmal dabei, dich in Dinge einzumischen, die dich nur in Schwierigkeiten bringen können?«
Er grinste verzerrt. »Wenn alle Schwierigkeiten so hübsche Beine hätten, würde ich es nur noch tun.«
Sie lächelte verächtlich, mit kalten Augen, die so gar nicht zu ihrem liebreizenden Gesicht paßten, und drehte sich halb zum Verschlag um.
»He, Wolle«, rief sie, »hier sitzt eine Wanze mit großen Ohren. Ich schlage vor, du zertrittst sie, ehe sie davonkrabbeln und Unheil anrichten kann.«
Markesch entschied, daß dies der letzte Moment für einen eleganten Abgang war. Er biß die Zähne zusammen, packte mit beiden Händen seinen blutenden Knöchel und versuchte, ihn mit einem Ruck aus der Falle zu befreien, doch das einzige Resultat war, daß er den schweren Werkzeugkasten einen halben Meter in die Höhe hievte und sich fast den Unterschenkel amputierte. Der Schmerz durchzuckte ihn wie eine grelle Stichflamme. Er ächzte erstickt, taumelte, griff haltsuchend um sich und spürte etwas Glattes, Kühles unter seiner blutverschmierten Hand.
Es war der rechte Kotflügel des Porsche.
Im selben Moment kreischte eine entmenschlichte Stimme: »Faß meinen Porsche nicht an, du Scheißkerl, faß ihn nicht an!«
Benommen drehte er den Kopf.
Aus dem Büroverschlag wälzte sich eine apokalyptische Gestalt wie die fleischgewordene Offenbarung des Johannes und zerfetzte mit Brachialgewalt den Perlenschnurvorhang, daß die bunten Kugeln wie Meteoriten durch den Schuppen pfiffen. Fett und monströs wie ein Sumo-Ringer, der sich in einen ölverschmierten, drei Nummern zu kleinen Overall gezwängt hatte, der Kopf kahlrasiert, die Brauen buschig wuchernd, die Nase ein plattgedrückter Wulst, mit Schaum vor dem Mund und Wahnsinn in den Augen, war Wolfgang Pankrath ein Geschöpf, wie Markesch es zuletzt in seiner Kindheit gesehen hatte – Sonntagmorgens im Kino an der Weißhausstraße, wenn Godzilla & Co. Tokio in Schutt und Asche legten, während hundert schwer beeindruckte Pänz vor Erschütterung ihre Gummibärchentüten leerfraßen.
Und wie seine Monsterkollegen aus dem Double-Feature-Horror-Programm schien auch Pankrath auf Mord und Zerstörung aus zu sein. Gurgelnd starrte er die Blutspuren auf dem Anthrazitlack an.
»Mein Porsche!« kreischte er wie von Sinnen. »Schau dir an, was dieser Scheißtyp mit meinem armen Porsche gemacht hat! Der Scheißtyp hat den ganzen Lack ruiniert!«
Er ballte wutentbrannt die ölig schwarzen Fäuste, als hätte sich Markesch an seinem erstgeborenen Kind vergriffen, und wuchtete seine 300 Pfund Lebendgewicht an Denise vorbei, um auf der Stelle weiteres Blut zu vergießen, aber sie hielt ihn zurück.
»Vergiß den Lack«, sagte sie nüchtern. »Es gibt wichtigere Dinge.«
»Ach ja?« schnappte Pankrath. »Das kann ich aber gar nicht glauben. Wer ist der Scheißtyp überhaupt? Was hat er hier zu suchen? Wieso betatscht er mit seinen Schmutzfingern meinen Porsche? Und wieso steht er mit einem Bein in meinem Werkzeugkasten?«
Denise lächelte grausam. »Er heißt Markesch. Ein Privatdetektiv. Er schnüffelt schon seit einiger Zeit hinter mir her. Und ich gehe jede Wette ein, daß er alles gehört hat, was wir besprochen haben.«
»Wer was gerochen hat?« rief Markesch und legte angestrengt horchend die Hand ans Ohr. »Wie bitte? Könnten Sie vielleicht etwas lauter sprechen? Seit meinem dritten Lebensjahr bin ich halb taub, und seit ich mein Hörgerät verloren habe, verstehe ich noch weniger …«
Er schaute so naiv und schwerhörig drein, wie es ihm in seinem fortgeschrittenen Alter möglich war, aber entweder mangelte es ihm an Überzeugungskraft, oder Wolfgang Pankrath war bis zur Paranoia mißtrauisch. Statt sich zu
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