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Eine Koelner Karriere

Eine Koelner Karriere

Titel: Eine Koelner Karriere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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in seinen rostbraunen Ford gesetzt, begann der Motor zu stottern und zu husten, als ahnte er, daß er unterwegs zu einem kriminellen Kfz-Mechaniker war, der sein Gewerbe ohne Steuererklärung und Garantie betrieb, und als er am Chlodwigplatz in die Merowinger Straße bog, drang aus den Lüftungsschlitzen der beißende Gestank überhitzten Öls. Ein Blick in den Rückspiegel verriet ihm, daß er eine rußige Abgasfahne hinter sich her zog, schwarz und fettig wie aus einem Höllenschlot, und dann donnerten auch schon die ersten Fehlzündungen wie Kanonenschläge los. Zwei weißgekleidete Radfahrer, die so leichtsinnig gewesen waren, sich in den abgasgeschwängerten Windschatten seines Fords zu begeben, wurden flächendeckend eingerußt und anschließend von den Fehlzündungen so erschreckt, daß sie die Orientierung verloren und fast in eine Trinkergruppe rasten, die es sich mit Bier und Ouzo vor dem Kölsch Rouge gemütlich gemacht hatte.
    Markesch winkte ihnen leutselig zu, drückte ungeachtet der Tempo-30-Schilder aufs Gaspedal und schleuderte am Filos vorbei in die Vondelstraße. Er erhaschte einen flüchtigen Blick auf ein Dutzend Schnapsnasen, die auf langen, schmalen Bänken vor der Kneipe Spalier saßen, wie kornberauschte Mutantenhühner auf der Stange, und entging nur um Haaresbreite dem Zusammenstoß mit einem Rettungswagen, der im gleichen Moment mit heulendem Martinshorn aus der nahen Feuerwache schoß.
    Der Sanitäter am Steuer zeigte ihm ergrimmt den schlimmen Finger und verschwand mit blitzendem Blaulicht hinter der Ecke.
    Markesch knurrte einen Fluch, aber er respektierte den Wink des Schicksals und nahm den Fuß vom Gaspedal. An schnelles Fahren war ohnehin nicht mehr zu denken – wie in der Südstadt üblich, war die Straße zu beiden Seiten derart zugeparkt, daß schon ein geringfügiges Ausscheren von der Mitte zu einer Massenkarambolage führen mußte. Außerdem hatte er sein Ziel fast erreicht, einen vierstöckigen Altbau mit lepröser Fassade und finster gähnender Toreinfahrt, hinter der Astrid Pankraths krimineller Bruder seine Kfz-Werkstatt betreiben sollte.
    Er wollte schon das Tor ansteuern, als zwanzig Meter weiter ein Traum von einer Frau aus einem schicken roten Sportwagen stieg und auf hohen Pfennigabsätzen zur Einfahrt stöckelte. Dabei ließ sie die kurzberockten Hüften schwingen, daß Markesch schon vom Zusehen ganz benommen wurde. Beine und Hüftschwung blendeten ihn derart, daß er kaum auf ihr mandeläugiges Gesicht achtete, und erst als sie ihm ihr wippendes Hinterteil zuwandte und in der Einfahrt verschwand, registrierte er bewußt ihr lockiges, tizianrotes Haar.
    Und die Erkenntnis traf ihn wie eine frische Dosis K.O.-Tropfen.
    Es war Denise.
    Die verräterische Liebesdame aus der Black Lagoon, Handlangerin der Anabolika-Zwillinge und Freundin Astrid Pankraths.
    Was hatte sie in Bruder Wolfgangs Hinterhofwerkstatt zu suchen? War sie in Truckers Auftrag unterwegs, um herauszufinden, wo Astrid untergetaucht war? Oder steckte sie mit ihrer erpresserischen Kollegin gar unter einer Decke? War womöglich die ganze kriminelle Pankrath-Familie an dem Erpressungsmanöver beteiligt und Denise jetzt hier, um vor den Nachforschungen eines aufdringlichen Privatschnüfflers namens Markesch zu warnen …?
    Er grinste wölfisch.
    Wer wertvollen Scotch mit K.O.-Tropfen vergiftete, dem war auch sonst jede Schandtat zuzutrauen, und schon der beklagenswerte Zustand seiner Nase verlangte, daß er mit Denise ein paar klärende Worte wechselte. Aber erst, nachdem er mitgehört hatte, was sie von Bruder Wolfgang wollte.
    Er ließ den Ford im absoluten Halteverbot stehen, ohne sich auf die zeitraubende und ohnehin sinnlose Suche nach einem legalen Parkplatz zu machen, und eilte zur Toreinfahrt, die sich zu einem großen Hinterhof mit einer hell erleuchteten Werkstattgarage öffnete. Der gepflasterte Boden schillerte ölig, als hätte sich hier vor kurzem eine Tankerkatastrophe im Stil der Exxon Valdez ereignet, und in der Luft hing ein Gemisch aus Öldämpfen und vagabundierenden Benzolschwaden, schwer und ätzend wie nach einem petrochemischen Supergau. An der Mauer zum Nachbarhof stapelten sich verdreckte Ersatzteile und profillose Reifen bis zum Sims, und in einer Ecke wartete ein uralter VW Polo mit eingedrücktem Heck geduldig auf die hilfreiche Hand des Meisters.
    Der Meister selbst und Denise waren nirgendwo zu sehen.
    Wahrscheinlich steckten sie in der Werkstatt.
    Markesch horchte, hörte

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