Eine Koelner Karriere
irgendwelchen Mist gebaut hat, kannst du mich dafür doch nicht verantwortlich machen. Ich bin nur ihr Bruder, Mann, nur ihr Bruder!«
Pankrath schwitzte und schwitzte. Er sah nicht wie ein Mann aus, dessen Nerven stark genug waren, um mit einer entsicherten Magnum im Nasenloch dreist zu lügen. Andererseits, sinnierte Markesch, war brutale Gewalt in manchen Fällen ein untaugliches Druckmittel – vielleicht konnte man ihm auf andere Weise die Zunge lockern …
»Du willst doch nicht, daß das Rauschgiftdezernat etwas von deinen Deals mit Trucker erfährt, oder?« fragte er gedehnt.
»He, Mann, was soll der Scheiß? Ich hab’ dir doch nichts getan! Warum willst du mir Schwierigkeiten machen?«
»Ich will nur sichergehen, daß du mich nicht mit irgendwelchen Lügen abspeist.«
»Aber ich lüge nicht«, beteuerte Pankrath heiser. »Wenn du meine Schwester suchst, bist du bei mir garantiert an der falschen Adresse. Sie würde nicht mal zu mir kommen, wenn ich sie darum bitten würde. Sie haßt mich. Schon seit Jahren. Weiß der Teufel, warum. Aber so sind die Weiber, nicht wahr? Vielleicht weiß Rolf was – unser jüngster Bruder – er war schon immer Astrids Liebling – aber der sitzt im Knast. Ich meine …«
»Ich bin bereit, für die Informationen zu zahlen«, unterbrach Markesch, den letzten Köder auslegend. »Es springt einiges für dich raus, wenn ich sie finde.«
»Kohle kann ich immer gebrauchen, aber … Tut mir leid. Wie gesagt, ich weiß nicht, wo sie steckt. Und es interessiert mich auch nicht. Das hab’ ich Trucker schon gesagt. Scheiße, nur weil ich ihr Bruder bin, glaubt alle Welt, ich wäre auch ihr Babysitter.« Pankraths sintflutartiger Schweißausbruch begann zu versiegen. »Um was geht’s eigentlich? Was ist überhaupt los?«
»Hat Denise dir nichts erzählt?«
»Denise? Nein, wieso? Was soll sie mir erzählt haben? Ich weiß nur, daß Astrid sich abgesetzt hat und Trucker deswegen auf hundertachtzig ist. Hat sie was ausgefressen?«
Er schien tatsächlich nichts zu wissen. Oder er war zäher, als er aussah. So oder so hatte es keinen Sinn, sich weiter wie eine schlechte Kopie des Folterduos Blackie & Trucker aufzuführen. Resignierend zog Markesch die Magnum aus Pankraths Nasenloch, richtete sich auf und trat einen Schritt zurück.
»Es geht um ein Geschäft«, erklärte er. »Ein Klient von mir ist sehr daran interessiert, ein Geschäft mit deiner Schwester zu machen. Bedauerlicherweise ist sie unauffindbar.«
»Ein Geschäft? Was denn für ein Geschäft?«
»Details würden dich nur überfordern.« Er nahm seine Visitenkarte mit dem stilisierten Regenbogen aus der Tasche und warf sie auf Pankraths schweißdurchweichte Brust. »Wenn dir noch was einfallen oder Astrid sich melden sollte, ruf mich an. Jeder brauchbare Tip wird großzügig belohnt.«
Er wandte sich ab.
»He, Schnüffler!« rief Pankrath. »He, verdammt, warte doch! Wo willst du hin? Du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen! Ich will wissen, was das ganze Theater zu bedeuten hat! Und was ist mit meinem Porsche? Scheiße, wer bezahlt mir meinen Porsche?«
»Das frag’ ich mich auch schon seit Jahren«, knurrte Markesch, »und die Antwort hab’ ich immer noch nicht gefunden.«
Pankrath zeterte weiter, aber Markesch hörte nicht mehr zu. Sein linker Fuß schmerzte bei jedem Schritt und schien wie seine Nase im Begriff zu stehen, auf das Mehrfache seiner natürlichen Größe anzuschwellen.
Was für ein Tag! dachte er, während er über den ölverseuchten Hinterhof zur Ausfahrt humpelte. Noch mehr solche Tage, und ich gebe den Job als Privatschnüffler auf und werde Vertreter für Gesundheitsschuhe. Und dieser Fall … eine Sackgasse ist dagegen wie eine vierspurige Autobahn, die bis ans Ende der Welt reicht.
Er sah nach oben, an den grauen Hinterhoffassaden hinauf zum Vollmond, der soeben hinter schwarzen, schweren Wolkenbänken verschwand, und er beschleunigte seine Schritte. Als er die Ausfahrt passiert hatte und auf die Vondelstraße trat, fielen bereits die ersten Regentropfen dieses Frühlings und verwandelten sich in Sekundenschnelle in einen prasselnden Wolkenbruch. Er schlug den Kragen seiner abgewetzten Nappalederjacke hoch und blickte sich um.
Keine Spur von Denise oder ihrem roten Sportwagen.
Aber er würde sich um sie kümmern. Später. Im Moment brauchte er dringender als alles andere eine gute Dosis Johnny Walker aus dem Handschuhfach seines Fords.
Er drehte sich halb zur Seite und humpelte
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