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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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erwachsene
Männer, die beim Symposion auf einer Kline liegen dürfen. Hier in Mieza ändert
sich für euch allerdings nichts. Die Herren müssen weiterhin mit unseren abgewetzten
Holzbänken vorliebnehmen.“
    Gleich am nächsten Morgen hatten sie gemeinsam mit den
Jüngeren zum Unterricht anzutreten. Am Nachmittag stand das übliche Training
auf dem Programm, und Antigenes beklagte sich lautstark, sie seien in den zwei
Monaten in Thrakien völlig eingerostet und hätten alles wieder verlernt, was er
ihnen im letzten Jahr unter unsäglichen Mühen eingetrichtert habe.
    „Ist schon ein seltsames Gefühl“, meinte Laomedon, als sie
im Badehaus den Dreck des Übungsplatzes loswurden. „In Thrakien haben wir das
Soldatenleben in der Praxis erlebt, und nun in Mieza sollen wir auf einmal
wieder die kleinen Jungen sein.“
    Alexander kauerte auf der Holzbank, während Hephaistion
hinter ihm saß und ihm den Rücken einölte.
    Proteas sagte: „Wenn es nach Antigenes geht, sollen wir auf
einer Stufe mit den ahnungslosen Frischlingen hier stehen. Dabei sind wir jetzt
Männer!“
    „Nun schnappt nicht gleich über“, meinte Attalos. „Als ob
ihr gleich hartgesottene Veteranen wärt, nur weil ihr eine Zeit lang Soldat
spielen durftet.“
    „Was heißt hier, spielen? Wir waren Soldaten!“
    Hephaistion rieb Alexander das Öl in die Schultern und ließ
seinen Finger dann hinauf in den Nacken gleiten.
    Attalos erwiderte: „Unsinn! Die meiste Zeit haben wir haben
einfach nur einen Einblick in den Lageralltag bekommen. Wenn ich mich richtig
erinnere, war das meiste davon sterbenslangweilig, und du, Proteas, hast dich
wie üblich am lautesten darüber beklagt.“
    „Du bist dran“, murmelte Alexander, und er und Hephaistion
tauschten die Plätze.
    „Na und?“, erwiderte Proteas. „Der Alltag gehört eben auch
zum Kriegerdasein. Aber immerhin haben wir einmal sogar an einer richtigen
Schlacht teilgenommen.“
    „Das war keine Schlacht, sondern allenfalls ein Gefecht, und
wenn das nicht gewesen wäre, wäre das Aufregendste auf unserer Tour gewesen,
als Hektor von dem Ochsen gejagt wurde und in das Fangeisen getreten ist.“
    Wieder einmal amüsierten sich alle ausgiebig auf Hektors
Kosten. Alexander begann, Hephaistions Rücken einzuölen.
    „Zum letzten Mal“, sagte Hektor und verdrehte die Augen,
„das war kein Ochse, sondern ein Wisent!“
    „Nein, eine Kuh“, johlte Proteas. „Eigentlich sogar eher ein
Kalb! Ein Kuhkalb!“
    Hektor packte Proteas an den Schultern, riss ihn ins
Schwimmbecken und drückte seinen Kopf unter Wasser, bis Langaros seinem Freund
zu Hilfe eilte. Alles johlte und kreischte und spritzte mit Wasser. Als sie
sich wieder beruhigt hatten, setzte Attalos seine Predigt fort. „Dass wir einen
echten Kampf miterlebt haben, war ganz einfach Glück. Und nebenbei gesagt, auch
dass wir es alle wohlbehalten überstanden haben.“
    Proteas sagte beleidigt: „Vielleicht war es nicht die größte
Schlacht aller Zeiten, aber wir haben uns verdammt gut geschlagen. Das hat
nicht nur Perilaos gesagt, sondern sogar Polyperchon, dem wir sonst nichts
recht machen konnten.“
    Alexander ließ seine Hände über
Hephaistions Rücken gleiten, das Rückgrat hinunter und wieder hinauf, über die
Schulterblätter und die Nackenmuskeln.
    Jedes Jahr gegen Ende des Sommers wurde in Mieza das Fest
der Nymphen gefeiert, und aus der Stadt kam eine Prozession zu Ehren der
Göttinnen herauf, um am Nymphaion ein feierliches Opfer darzubringen. In aller
Frühe, noch bevor die Zeremonien begannen, schlichen Alexander und Hephaistion
in die Ställe und machten ihre Pferde und ihr Gepäck fertig. Da der ganze Tag
für die Festlichkeiten reserviert war, würde sie vorläufig niemand vermissen.
    Sie ritten in der warmen Spätsommersonne durch die idyllische
Gartenlandschaft, bis sie auf einen der vielen kleinen Wasserläufe trafen, und
folgten ihm schweigend bachaufwärts. Gegen Mittag kamen sie zu einer sanften
Biegung, wo das Wasser über die Jahre hinweg feinen, goldgelben Sand angeschwemmt
hatte, der in eine weiche Grasdecke überging. An den Ufern wucherten Erlen,
Weiden und Weißdornbüsche und boten Schutz vor der Sonne.
    Sie machten im niedrigen Gesträuch ihre Pferde fest und
nahmen ihr Gepäck mit zum Wasser. Ein Entenpaar flog quakend auf, empört über
die Störung. Unten streiften sie die Sandalen ab, zogen sich nackt aus und wateten
in den Bach, um sich abzukühlen. Lachend spritzten sie sich gegenseitig

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