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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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wenn man ihn bei seinen privaten
Studien störte. Sein Tisch war mit Schriftrollen und Schreibtafeln übersät und
nicht weniger unübersichtlich, als es der des Königs gewesen war, bevor Eumenes
sein segensreiches Wirken entfaltet hatte.
    „Für den König scheinen allerdings besondere Gesetze zu gelten.
Ich will mich dazu nicht äußern, aber ich bin sicher, du weißt, wie du diese
neue Heirat einzuordnen hast.“
    „Natürlich“, erwiderte Alexander. „Ich habe schon vor Jahren
begriffen, warum der König so oft heiratet: Er sichert damit seine Bündnisse
ab. Bei Phila ging es um Elimeia, bei Audata um den Friedensvertrag mit den Illyrern.
Meine Mutter hat er geheiratet, um die Molosser als Verbündete zu gewinnen, und
bei Nikesipolis und Philinna war es Thessalien.“ Längst war ihm klar geworden,
dass Arrhidaios’ Mutter keine gewöhnliche Tänzerin gewesen war, wie Olympias
gern behauptete. Tänzerinnen, Flötenspielerinnen und Hetären konnte der König
haben, so viele er wollte, ohne sie gleich heiraten zu müssen. Philinna dagegen
stammte aus einem mächtigen thessalischen Adelshaus, den Aleuaden von Larissa.
„Und diesmal geht es eben um ein Bündnis mit diesem Kothelas.“
    Den Rest überging Alexander diskret. Es war allgemein bekannt,
dass Philipp eine Leidenschaft für schöne Frauen hatte. Gern verband er das
Angenehme mit dem Nützlichen, indem er einen militärischen Sieg oder
erfolgreichen politischen Spielzug mit einer neuen Eheschließung krönte.
    Aristoteles sah Alexander stirnrunzelnd an. „Also – wo liegt
das Problem?“
    „Das Problem ist meine Mutter. Sie macht sich Sorgen.“ Als
Aristoteles schwieg und auf weitere Ausführungen zu warten schien, fuhr
Alexander fort: „Früher dachte ich immer, sie ist einfach nur eifersüchtig.
Oder sie fühlt sich in ihrem Stolz als Königin verletzt. Aber das ist nicht
alles. Meine Mutter fürchtet, dass die neue Frau einen Sohn bekommen könnte. So
war es vor drei Jahren bei Nikesipolis. Glücklicherweise hat sie nur eine
Tochter geboren und ist dann gestorben.“ Düster dachte er: Jetzt
geht alles wieder von vorn los .
    Aristoteles schüttelte verständnislos den Kopf. „Es ist doch
offensichtlich, dass dein Vater dich als seinen Erben betrachtet. Warum sollte
er sonst so viel Wert auf deine Erziehung legen? Immerhin hat er dafür jemanden
von meiner Reputation engagiert.“ (Aristoteles verfügte über ein gut
entwickeltes Selbstwertgefühl.) „Selbst wenn die Tochter dieses Barbarenfürsten
einen Sohn bekommen sollte – und es ist nicht gesagt, dass das jemals der Fall
sein wird –, wäre er wohl kaum eine Konkurrenz für dich. Ich bin sicher, die
Befürchtungen deiner Mutter sind gegenstandslos.“
    Unruhig sagte Alexander: „In der Geschichte meiner Familie
gibt es viele Beispiele dafür, dass ein designierter Thronerbe von einem
jüngeren Halbbruder verdrängt wurde.“ Er berichtete Aristoteles, was Eurydika
ihm erzählt hatte. Nur die Warnung, die sie ihm auf dem Sterbebett erteilt
hatte, behielt er für sich.
    Aristoteles erwiderte: „Ich habe ebenfalls von diesen alten
Geschichten gehört. Du solltest dich von ihnen nicht in Angst und Schrecken
versetzen lassen, dein Leben spielt sich im Hier und Jetzt ab, nicht in der
Vergangenheit. Selbst wenn ein Sohn aus der neuen Ehe deines Vaters dir
gefährlich werden könnte, würde das Problem allenfalls in etlichen Jahren akut
werden. Ich verstehe nicht, wieso du jetzt bei Nacht und Nebel nach Pella reiten
musst. Du kannst dort ohnehin nichts ausrichten.“
    „Meine Mutter … neigt zu … Überreaktionen“, formulierte
Alexander mit äußerster Vorsicht. „So wie ihr Brief sich liest, könnte man
denken, sie und Kleopatra würden jeden Moment aus dem Palast gezerrt, und nach
Mieza seien bereits Meuchelmörder unterwegs, um mich aus dem Weg zu räumen. Ich
muss zu ihr und sie beruhigen, ehe sie etwas … Unüberlegtes tut.“
    Aristoteles seufzte. „Na schön, ich nehme an, du kennst
deine Mutter am besten. Aber du kannst auf keinen Fall allein reiten.“
    „Hephaistion kommt mit.“
    „Das ist nicht genug, du brauchst eine Eskorte von bewaffneten
Männern. Der Ritt nach Pella kann gefährlich sein, auch wenn deine Mutter stark
übertreiben dürfte.“
    „Ich will nicht, dass etwas durchsickert.“
    „Dann nimm wenigstens Kleitos
und Ptolemaios mit. Ihnen kannst du vertrauen.“
    Die Strahlen der untergehenden Sonne fielen schräg durch die
geöffneten Läden, krochen

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