Eine Krone für Alexander (German Edition)
willst nicht,
dass ich dir helfe?“
„Ich will nicht, dass du Meda etwas antust“, wiederholte er.
„Das haben wir nicht nötig. Eines Tages werde ich König werden, aber das werde
ich, weil ich es verdiene, nicht aufgrund von … Machenschaften.“
„Machenschaften!“
Sie schüttelte seine Hände ab und trat ein paar Schritte von
ihm zurück. Er konnte verfolgen, wie das Licht aus ihren Augen verschwand.
„Nur meinen Machenschaften hat du
es zu verdanken, dass du dir überhaupt Hoffnungen auf den Thron machen kannst!
Ohne mich wäre jetzt Arrhidaios Philipps Erbe! Hast du vergessen, dass er sein
erstgeborener Sohn ist, nicht du?“
„Was hat du mit ihm gemacht?“, flüsterte er. „Hast du ihn
damals nur verhext? Oder hast du ihm noch etwas anderes zugefügt?“ Als sie
nicht antwortete, fuhr er fort: „Sag mir die Wahrheit: Hast du ihnen
vergiftet?“
„Ich kenne viele Mittel“, wich sie aus. „Die einen sind so
wirkungsvoll wie die anderen.“
„Mit keinem davon will ich etwas zu tun haben!“
„Wirklich nicht?“, zischte sie. Sie kam wieder näher, die
Hände zu Fäusten geballt, den Kopf gesenkt. Inzwischen wirkten ihre Augen fast
schwarz. Sie starrte ihn damit unter ihren Brauen an, zwei dunklen Bögen, wie
die Schwingen eines Raubvogels. „Glaubst du, du brauchst mich nicht mehr? Nach
allem, was ich für dich getan habe? Hast du vergessen, was ich all die Jahre
deinetwegen ertragen habe? Um dir zu schaden, hat man mich verleumdet und
beschimpft, meinen Ruf besudelt und ihn in den Schmutz gezogen!“
„Da warst du nicht die Einzige, der es so ergangen ist“, erlaubte
er sich zu bemerken. „Du selbst hast Philinna immer als gewöhnliche Tänzerin
hingestellt und Audata als Barbarin beschimpft. Und was deinen eigenen Ruf
betrifft, so würde er weniger leiden, wenn du selbst besser auf ihn achtgeben
würdest.“
Olympias schrie: „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?
Du schuldest mir Respekt und Dankbarkeit! Respekt, weil ich deine Mutter bin,
und Dankbarkeit für das, was ich für dich getan habe!“
Sie blitzte ihn zornig an und hob die noch immer geballten
Fäuste, wie ein Faustkämpfer im Ring, gespannt vom Kopf bis zu den Zehen, den Rücken
gerade, die Schultern gestrafft, das Kinn in die Höhe gereckt. Er ließ sich
davon nicht beeindrucken und hielt ihrem Blick stand.
„Erwartest du von mir Dankbarkeit, weil du Arrhidaios vergiftet
hast?“
Sie starrten einander an, keiner von beiden zum Nachgeben
bereit. Dann wandte Olympias den Blick ab. Von einem Augenblick zum anderen
wich die kämpferische Spannung von ihr, und ihre Haltung fiel in sich zusammen.
Nun sah sie nur noch erschöpft aus. „Ich habe ihn nicht vergiftet“, sagte sie
schließlich. Als könne sie sich kaum noch auf den Beinen halten, ließ sie sich
auf einen Stuhl sinken.
Nach einiger Zeit sagte sie voller Bitterkeit: „Ich wusste
es.“ Sie verschränkte die Hände auf dem Schoß und sah auf sie nieder. „Du bist
noch nicht lange fort, und schon wendest du dich von mir ab, genau wie er es
geplant hat. So viele Monate habe ich dich nicht gesehen. Du hast mir so
gefehlt. Und nun, wo ich dich endlich wiedersehe, willst du nichts mehr von mir
wissen.“
Plötzlich tat sie ihm leid, wie sie so verloren dasaß. Und
nicht nur sie, auch die anderen Frauen im Palast, deren Lebensinhalt darin
bestand, sich um ihre Kinder zu sorgen, die Erben eines Königreichs. Er ging zu
ihr hinüber, kniete neben ihr nieder und nahm ihre Hände.
„So ist es nicht!“, versicherte er unbeholfen, „Ich habe
dich auch vermisst.“
„Warum willst du dann meine Hilfe nicht?“
„Ich will nur nicht, dass du etwas Unüberlegtes tust“, sagte
er beschwörend. „Ich weiß, du willst nur mein Bestes, und ich bin dir dankbar
dafür. Aber wenn du mir helfen willst, dann unternimm nichts gegen diese Frau,
auch nicht gegen ihre Kinder, egal, wie viele sie bekommt! Wenn es Gerüchte
geben sollte, so wie bei Arrhidaios oder Nikesipolis, würde mir das nur
schaden.“
„Du denkst, ich würde dir schaden?“, fragte sie fassungslos.
Dann fuhr sie verbittert fort: „Das ist Philipps Werk! Er hat dich von mir
fortgeschickt, um dich mir zu entfremden, erst nach Mieza, dann nach Thrakien.
Und offensichtlich ist es ihm gelungen.“
„Aber nein!“, beteuerte er. „Er hat mich doch nur nach Mieza
geschickt, damit ich eine Erziehung bekomme, die eines Königs würdig ist. Und
in Thrakien sollte ich lernen, wie man kämpft und
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