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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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eine Armee führt. Auch etwas,
was ein König können muss.“
    Abrupt entzog sie ihm ihre Hände und stand auf. „Wenn du
denkst, Philipp wird dir helfen, König zu werden, dann täuschst du dich.“
    Schlagartig wurde ihm klar, dass er etwas Falsches gesagt hatte.
Er hatte sie beruhigen, ihr zeigen wollen, dass sie sich keine Sorgen machen
musste. Sie dagegen hatte ihn so verstanden, dass er ihre Hilfe zurückwies, die
seines Vaters aber willkommen hieß.
    Ehe er seinen Schrecken überwinden und etwas erwidern
konnte, fuhr sie bereits fort: „Glaubst du wirklich, du kannst ihm vertrauen,
weil er dich zu diesem Philosophen abgeschoben hat? Oder weil du ein paar
Wochen lang Soldat mit ihm spielen durftest?“
    Er stand ebenfalls auf. Sie hatte sich schon abgewandt und
war hinüber zum Webstuhl gegangen. Leicht fuhren ihre Fingerspitzen über die
ineinander verwobenen Fäden, die ein kompliziertes Muster bildeten, tiefrote Ranken
in einem Meer aus Blau und Grün.
    „Philipp ist ein Meister der Verstellung“, sagte sie. „Seine
Gedanken sind so verschlungen wie dieses Gewebe, nur längst nicht so schön. Er
gibt sich dir gegenüber freundlich, aber lass dich davon nicht täuschen! Er
wird niemals zulassen, dass du sein Nachfolger wirst.“
    Verständnislos fragte er: „Warum? Ich bin sein Sohn, der einzige,
der für die Thronfolge infrage kommt.“
    Immer noch mit dem Rücken zu ihm, sagte sie: „Es ist noch zu
früh, dir mehr zu sagen. Aber glaub mir, es ist ein Fehler, ihm zu vertrauen.“
    Ihre Stimme klang abwesend, während ihr Blick noch immer auf
das Gewebe fixiert war. Er merkte, dass er an diesem Abend keine Antwort mehr
von ihr bekommen würde. Also ging er.

13
    Im Winter trafen in Mieza interessante Nachrichten ein. Wie
Kallisthenes berichtete, waren in ganz Griechenland Gesandte unterwegs, um zu
einem Kongress in Athen einzuladen, der im Frühjahr stattfinden sollte.
Offenbar hatte Demosthenes Großes vor: die Gründung eines Bundes, zu dem sich
alle griechische Staaten zusammenschließen sollten. Denn nur gemeinsam, so der
Redner, hätten die Griechen eine Chance, ihre Freiheit gegen Angreifer von
außen zu verteidigen.
    Alketas, ein Junge aus dem neuen Jahrgang, fragte naiv: „Ist
das nicht genau das Gleiche, was der König will: die Griechen einen und ein
Bündnis gründen, so wie Isokrates es immer gesagt hat?“
    Kassandros schnauzte ihn an: „Du Trottel! Die ,Angreifer von
außen‘ sind wir! Der Bund, den Demosthenes gründen will, richtet sich gegen
uns!“
    „Aber das ist noch nicht alles“, empörte sich Kallisthenes.
„Demosthenes will auch den Großkönig mit einbeziehen. In diesem Augenblick befindet
sich eine athenische Gesandtschaft auf dem Weg nach Susa!“
    Alle Anwesenden zogen schockiert die Luft ein. Marsyas rief:
„Hat Demosthenes denn vergessen, dass die Perser unser Land überfallen und verwüstet
haben? Seine eigene Stadt wurde von ihnen in Schutt und Asche gelegt! Und nun
will er mit ihnen gemeinsame Sache gegen uns machen?“
    „Demosthenes schreckt vor nichts zurück!“, ereiferte sich
Kallisthenes. „Nach hundertvierzig Jahren haben wir Griechen endlich die
Chance, an den Barbaren Vergeltung zu üben für das, was sie uns angetan haben,
und was macht Demosthenes? Er fällt uns in den Rücken und verbündet sich mit
dem Erbfeind! Demosthenes ist ein Verräter, ein Verräter an der Freiheit aller
Griechen!“
    Später sagte Alexander zu Hephaistion: „Wenn Demosthenes
meinen Vater für eine größere Bedrohung der griechischen Freiheit hält als die
Perser, dann hat er jeden Sinn für die Realität verloren. Traurig, dass sich
ein so begabter Mensch von seinem Hass so verblenden lässt!“

14
    Während er durch das winterlich öde Land ritt, wurde er das
unheimliche Gefühl nicht los, als habe er das alles schon einmal erlebt, und
das Gefühl wurde stärker, je mehr er sich Pella näherte. Schon das Gespräch mit
Aristoteles war ihm auf beängstigende Weise bekannt vorgekommen.
    „Das kann nicht dein Ernst sein!“, hatte der Philosoph protestiert.
„Was ist es denn diesmal?“
    Alexander strich sich müde die Haare hinters Ohr. „Das geht
aus ihrem Brief nicht hervor. Vielleicht ist die neue Frau meines Vaters
schwanger.“
    „Lass mich raten: Olympias und deine Schwester werden wieder
einmal aus dem Palast gezerrt, und Meuchelmörder sind unterwegs, um dich zu
töten!“
    „So ungefähr. Ich soll so schnell wie möglich nach Pella
kommen.“
    „Und du

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